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Island: Lutherische PfarrerInnen in der anglikanischen Kirche
From
"Frank Imhoff" <FRANKI@ELCA.ORG>
Date
Thu, 11 Apr 2002 12:32:30 -0500
Island: Nach "Porvoo" stehen lutherische PfarrerInnen bereit zum
Dienst in der anglikanischen Kirche
Islaendische Kirche hat zu viele junge TheologInnen
Reykjavik (Island)/Genf, 11. April 2002 (LWI) - Seit Jahrhunderten
praegen englische Einfluesse die Entwicklung der islaendischen
Kultur und des kirchlichen Lebens in Island. Zahllose englische
Buecher wurden ins Islaendische uebersetzt. Kloester und spaeter
die Universitaeten waren Anziehungspunkte fuer islaendische
Reisende und StudentInnen. Diese brachten anglikanisch-christliche
Elemente zurueck nach Island. Der geistliche Export verlief im
Wesentlichen in einer Richtung. An dieser einseitigen Ausrichtung
koennte sich jetzt etwas aendern.
Die Evangelisch-Lutherische Kirche von Island (ELKI) und die
anglikanischen Kirchen in England und Irland rueckten durch das
Porvoo-Abkommen enger zusammen. Dies schliesst auch die
Moeglichkeit des wechselseitigen Dienstes von Geistlichen ein.
Zwei lutherische Pfarrer aus Island haben bereits in Gemeinden der
Kirche von England bei Scunthorpe in der Dioezese Lincoln
ausgeholfen: 1998-1999 arbeitete Pfr. Thorir Jokull Thorsteinsson
neun Monate lang fuer die anglikanische Kirche, es folgte Pfr.
Bjarni Thor Bjarnason, der 17 Monate einsprang. Bislang war jedoch
noch kein anglikanischer PfarrerInnen in Island taetig.
Der Grund fuer die Aushilfe liegt in der Schwierigkeit der
anglikanischen Kirche, ihre Pfarrstellen zu besetzen, waehrend die
ELKI zu viele junge TheologInnen hat; diese koennten in England
eingesetzt werden. Heisst das, dass nun ueberall in der Welt
islaendische PfarrerInnen in grosser Zahl in anglikanischen
Kirchen Dienst tun werden? Hierzu einige Informationen ueber die
ELKI und ihre Entwicklung.
Offen fuer Oekumene
Das oekumenische Selbstverstaendnis der ELKI laesst sich
wahrscheinlich am besten mit dem Wort "Offenheit" beschreiben.
Jahrhundertelang war sie die einzige Kirche im Land. Sie war
Staatskirche in einer homogenen Kultur, ohne Beziehungen zu
anderen Kirchen und konkurrenzlos. Vor diesem Hintergrund sind die
Bischoefe und PfarrerInnen der Staatskirche traditionell bereit,
Schwesterkirchen zu helfen und ihnen ihre Gebaeude, auch Kirchen,
fuer Gottesdienste zu ueberlassen. AnglikanerInnen, KatholikInnen
sowie russisch-orthodoxe und reformierte Kirchen kamen in den
Genuss dieser Gastfreundschaft.
Diese Offenheit fand ihren Niederschlag in der fruehzeitigen
Beteiligung der ELKI an der Strukturierung der internationalen
Oekumene. Die ELKI gehoerte zu den Gruendungsmitgliedern des
Lutherischen Weltbundes (1947), des Oekumenischen Rates der
Kirchen (1948) und der Konferenz Europaeischer Kirchen (1964). Sie
nahm an den Gespraechen teil, die schliesslich 1995 zur
Unterzeichnung des Porvoo-Abkommens fuehrten. So entstand die
Porvoo-Gemeinschaft, in der sich die nordischen und baltischen
LutheranerInnen mit den englischen und irischen AnglikanerInnen
zusammenschlossen.
Kirchenmitgliedschaft in Island
Ueber 87 Prozent der rund 278.000 IslaenderInnen gehoeren der ELKI
an. Andere Gruppen mit jeweils weniger als zwei Prozent der
Bevoelkerung sind die evangelisch-lutherischen "Freikirchen", die
roemisch-katholische Kirche, die Siebenten-Tags-Adventisten,
Pfingstgemeinden sowie einige charismatische und calvinistische
Kirchen. Die Zahl der Mitglieder der ELKI, der Staatskirche, ist
ruecklaeufig. Die meisten, die die ELKI verlassen, schliessen sich
allerdings einer der evangelisch-lutherischen Kirchen an.
In Island sind die lokalen oekumenischen Beziehungen relativ
unkompliziert, weil die Zahl der Mitglieder anderer Kirchen
verhaeltnismaessig gering ist. Die kirchlichen AmtstraegerInnen
kennen sich untereinander und koennen zwischen den Kirchen
Bruecken bauen. Konfessionelle Gespraeche kommen selten vor;
oekumenische Fragen werden von einem Ausschuss zur Foerderung der
zwischenkirchlichen Beziehungen behandelt.
Profil der islaendischen Kirche
Das Christentum kam im neunten Jahrhundert ueber Irland nach
Island. Spaeter folgten Missionare aus Schottland und Norwegen.
Mitte des sechzehnten Jahrhunderts brachte die Reformation das
Luthertum. Da Island bis 1944 zu Daenemark gehoerte, regelte
daenisches Recht das kirchliche Leben. Die lutherischen
Bekenntnisschriften bilden die Grundlage der Theologie und des
kirchlichen Lebens der ELKI.
Von Anfang an standen der ELKI Bischoefe vor. Damals wurden die
islaendischen Bischoefe in Daenemark ordiniert, waehrend der
Reformation brach die apostolische Sukzession wegen der
Veraenderungen in Daenemark ab. Die Sukzession spielte jedoch in
der ELKI auch keine besondere Rolle. Mit Unterzeichnung der
Porvoo-Erklaerung wurde die darin enthaltenen theologischen
Grundsaetze angenommen.
Die ELKI mit ihren 247.245 Mitgliedern bildet eine Dioezese, die
in 15 Dekanate untergliedert ist. Frauen sind mit Ausnahme des
Bischofsamtes auf allen Ebenen der Leitung vertreten. Eine
Mehrheit der DekanInnen sind Frauen. Die erste Frau wurde im Jahre
1974 fuer das Pfarramt ordiniert. Frauen bilden zur Zeit die
Mehrheit der TheologiestudentInnen. (651 Woerter)
(Ein Beitrag von Pfr. Dr. Sigurdur Ami Thordarson aus Reykjavik,
Leiter der Abteilung Theologie und Gesellschaft der ELKI und
Mitglied der Kontaktgruppe fuer das Porvoo-Abkommen. Abgedruckt
mit Genehmigung von "The Window", dem Nachrichtendienst der
Anglikanisch-Lutherischen Gesellschaft. Schirmherren der
Gesellschaft sind der Praesident des LWB und der Erzbischof von
Canterbury.)
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
Quellenangabe abgedruckt werden.
***
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-Mail: dmg@lutheranworld.org
Tel.: +41-22-791-6353
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