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Treffen von LWB-Praesident mit indonesischer Praesidentin
From
"Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date
Sat, 20 Apr 2002 07:44:10 -0500
Indonesische Regierung spricht sich fuer Gleichbehandlung aller
BuergerInnen ungeachtet ethnischer Herkunft oder religioesen
Bekenntnisses aus
Treffen von LWB-Praesident Krause mit indonesischer Praesidentin
Megawati
Jakarta (Indonesien)/Genf, 18. April 2002 (LWI) - Die
Gleichbehandlung aller BuergerInnen, ungeachtet ihrer ethnischen
Herkunft oder ihres religioesen Bekenntnisses, sei ein Anliegen
der indonesischen Regierung, erklaerte der Praesident des
Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof i. R. Dr. Christian Krause,
nach einem Treffen mit der indonesischen Praesidentin Megawati
Sukarnoputri am Freitag, 12. April, in Jakarta. Zur Sprache kam
auch die Situation christlicher Minderheiten in Indonesien, so
Krause, der vom 2. bis 12. April die elf indonesischen
LWB-Mitgliedskirchen besuchte, gegenueber der Lutherischen
Welt-Information (LWI).
Im Verlauf des Treffens mit VertreterInnen des LWB wuerdigte die
indonesische Praesidentin den bedeutenden Beitrag der Kirchen zur
sozialen Entwicklung und Friedensarbeit in Indonesien. Megawati
ist seit Juli letzten Jahres Praesidentin der viertgroessten
Nation der Erde. Im Blick auf das globale Engagement des LWB nahm
sie mit grossem Interesse zur Kenntnis, dass der LWB im Nahen
Osten eine Mitgliedskirche hat und dort im Bereich humanitaere
Entwicklung aktiv ist. Megawati betonte, dass der
israelisch-palaestinensische Konflikt die Menschenrechte des
palaestinensischen Volkes betreffe und nicht als religioeser
Konflikt betrachtet werden sollte.
An dem Gespraech im Palast der Praesidentin nahmen neben
LWB-Praesident Krause unter anderen Bischof Dr. Edison Munthe von
der Protestantisch-Christlichen Simalungun-Kirche in Nordsumatra,
der ehemalige LWB-Vizepraesident Pfr. Dr. Soritua Nababan sowie
Ratsmitglied Lydia A. Siahaan teil.
Er sei ueberzeugt, so LWB-Praesident Krause nach den Gespraechen
mit VertreterInnen der Kirchenleitungen und der politischen
Fuehrung des Landes, dass es in der indonesischen Gesellschaft im
Blick auf Gewaltlosigkeit, soziale Gerechtigkeit und Gleichheit
sowie Entwicklung eine gemeinsame Perspektive gebe.
Bei Auseinandersetzungen zwischen islamischen FundamentalistInnen
und ChristInnen hatte es in den vergangenen Jahren mehrere Tausend
Todesopfer gegeben. Rund 90 Prozent der 228 Millionen
EinwohnerInnen des Landes sind MuslimInnen. Zu den elf
LWB-Mitgliedskirchen gehoeren ueber vier Millionen
LutheranerInnen, die groesste LWB-Mitgliedskirche in Indonesien
ist die Protestantisch-Christliche Batak-Kirche mit rund drei
Millionen Mitgliedern.
Treffen mit indonesischem LWB-Nationalkomitee
Bereits am 7. April hatte LWB-Praesident Krause an der ersten
grossen Osterfeier der Protestantisch-Christlichen Batak-Kirche
(HKBP) auf dem Gelaende des Sipoholon Seminary, fuenf Kilometer
entfernt von Pearaja in Nordsumatra, teilgenommen. Gemeinsam mit
seiner Frau Gertrud wurde Krause mit traditioneller Musik und
Taenzen der Batak empfangen. Von den rund 10.000 BesucherInnen der
Osterfeier kam die Mehrzahl aus Nordsumatra. Viele Gaeste waren
auch aus anderen lutherischen Kirchen in ganz Indonesien
angereist.
Bei einem Treffen mit dem 11-koepfigen Nationalkomitee des LWB in
Indonesien, das Anfang 2000 gegruendet wurde und mehr als vier
Millionen LutheranerInnen repraesentiert, betonte Krause Ende
letzter Woche, es gehoere zu den Aufgaben eines Nationalkomitees,
gemeinsame Themen zu formulieren und eine moegliche Strategie zu
entwickeln, um den Problemen des Landes zu begegnen. Mit Blick auf
die globale Dimension des LWB unterstrich der LWB-Praesident, dass
es auch zwischen den Mitgliedern des LWB viele Unterschiede -
Hautfarbe, Sprache, soziale Unterschiede, Nationalitaet usw. gebe.
"Unsere konfessionelle Identitaet als LutheranerInnen eint uns"
jedoch, so Krause.
Pfr. Harlen Simangunsong, Geschaeftsfuehrer des indonesischen
LWB-Nationalkomitees, erklaerte, die seit August 1997 anhaltende
Wirtschaftskrise Indonesien in Armut gestuerzt habe. Die soziale
und politische Situation haette sich zusehends verschlechtert und
das Leiden der indonesischen Bevoelkerung verstaerkt. Millionen
Menschen koennten ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten und
ihren Kindern keine Schulbildung ermoeglichen. Diese Situation
habe auch zur Zunahme von Spannungen zwischen ethnischen und
religioesen Gruppen innerhalb der Bevoelkerung gefuehrt.
In manchen Regionen, wie im an Nordsumatra angrenzenden Aceh,
mussten nach der Einfuehrung islamischen Rechts Kirchen
geschlossen werden. Angesichts des vielfachen Missbrauchs der
Religion durch islamische FundamentalistInnen rief Simangunsong
zur Intensivierung des interreligioesen Dialogs auf allen Ebenen
auf. Gewalt und Brandanschlaege auf Orte der Religionsausuebung
muessten ein Ende finden. Das indonesische LWB-Nationalkomitee
setzte sich daher verstaerkt fuer Verstaendigung und Gerechtigkeit
ein.
LWB-Praesident Krause wies auf die "grossen gesellschaftlichen
Herausforderungen" in Indonesien hin und ermutigte die Mitglieder
des Nationalkomitees, weiter zur allgemeinen Entwicklung des
Landes beizutragen, einschliesslich des Einsatzes fuer die
friedliche Koexistenz aller Voelker.
In den kommenden Jahren planen die indonesischen Kirchen, sich
intensiv mit den Themen Ueberwindung von Gewalt, HIV/AIDS und
Drogenmissbrauch zu beschaeftigen. Ein weiteres Anliegen der
Kirchen ist das zunehmende Wachstum charismatischer Kirchen. Nach
Krauses Ansicht zeigt sich im Umgang mit den sich aus der Existenz
dieser Kirchen ergebenden Herausforderungen, wie wichtig die
Zugehoerigkeit zur Gemeinschaft des LWB ist.
Mit Blick auf die internationale oekumenische Zusammenarbeit hob
der LWB-Praesident die Bedeutung der Gemeinsamen Erklaerung zur
Rechtfertigungslehre (GE) hervor. Mit der Unterzeichnung der GE am
31. Oktober 1999 seien zwar die gegenseitigen Lehrverurteilungen
durch die roemisch-katholische und lutherische Kirchen aufgehoben,
jedoch nicht alle Differenzen zwischen beiden Konfessionen
beseitigt worden. Der Dialog gehe weiter, so Krause. Die
eucharistische Gastfreundschaft sei weiterhin eine erhebliche
Schwierigkeit in diesem Prozess. Von den LWB-Kirchen in Indonesien
werde erwartet, dass sie untereinander eucharistische
Gastfreundschaft pflegen, stellte Krause fest.
Gespraeche mit Vorsitzendem der groessten muslimischen
Organisation in Indonesien
Als "bemerkenswert" bezeichnete Krause ein Treffen mit dem
Vorsitzenden der gemaessigten muslimischen Organisation Nahdlatul
Ulama (NU), Hasyim Muzadi, am 12. April. Mit etwa 40 Millionen
Mitgliedern ist NU die groesste islamische Organisation weltweit.
Nach der Aussage Muzadis gebe es von islamischer Seite intensive
Bemuehungen, berichtete Krause, um zu einer Verstaendigung mit
AnhaengerInnen anderer Glaubensrichtungen, und insbesondere mit
ChristInnen, zu gelangen. Muzadi habe betont, dass Nahdlatul Ulama
alle Formen des religioesen Fundamentalismus bedauere. Der
ehemalige indonesische Praesident Abdurrahman Wahid ist Schirmherr
von NU.
Zur Situation in Israel-Palaestina und insbesondere zur Eskalation
der Gewalt und erneuten Besetzung palaestinensischer Gebiete durch
israelische Truppen verwies der NU-Vorsitzende auf einen Appell
seiner Organisation an die indonesische Regierung, die
PalaestinenserInnen, seien sie ChristInnen oder MuslimInnen,
moralisch zu unterstuetzen.
Bei seinem Treffen mit Krause betonte Muzadi die Notwendigkeit
eines religioesen Dialogs, der AnhaengerInnen aller Religionen
einbezieht. Die NU plane Programme, die insbesondere den Westen
ueber die islamische Religion informieren sollen, um so einer
Wahrnehmung des Islam als terroristischer Bewegung
entgegenzuwirken.
In Jakarta traf der LWB-Praesident auch zu Gespraechen mit dem
deutschen Botschafter in Indonesien, Dr. Gerhard Fulda, zusammen.
In seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender des Evangelischen
Entwicklungsdienstes (EED) besuchte Krause weiterhin verschiedene
lokale Projekte, die von der deutschen kirchlichen
Hilfsorganisation unterstuetzt werden.
Zum Abschluss seiner Indonesienreise zeigte sich LWB-Praesident
Krause tief beeindruckt von der uneingeschraenkte Gastfreundschaft
der indonesischen LWB-Kirchen. Nach einem Besuch der Lutherischen
Kirche Australiens (13. - 15. April) reiste Krause nach
Papua-Neuguinea (18. - 20. April), wo er mit VertreterInnen der
lutherischen Kirchen Papua-Neuguineas zusammentrifft.
(1039 Woerter)
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
Quellenangabe abgedruckt werden.
***
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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Tel.: +41-22-791-6353
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