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Frankreich: Verantwortung fuer republikanische Ordnung
From
"Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date
Tue, 23 Apr 2002 15:23:28 -0500
Frankreich: Jeder/jede muss Verantwortung fuer republikanische
Ordnung uebernehmen
Kirchen rufen zur Teilnahme am zweiten Wahlgang der
Praesidentschaftswahlen auf
Strassburg (Frankreich)/Genf, 23. April 2002 (LWI) - Die
lutherische und die reformierte Kirche in Elsass und Lothringen
(Frankreich) haben die BuergerInnen Frankreichs eindringlich dazu
aufgerufen, am 5. Mai im zweiten Wahlgang zur
Praesidentschaftswahl ihre Stimme abzugeben. "Jeder und jede
Einzelne muss Verantwortung uebernehmen, damit die republikanische
Ordnung sich erneut durchsetzt: Freiheit, Gleichheit,
Bruederlichkeit", so Jean-Paul Humbert, Praesident des Synodalrats
der Reformierten Kirche von Elsass und Lothringen, und Dr. Marc
Lienhard, Praesident der Kirche Augsburgischen Bekenntnisses im
Elsass und in Lothringen, in einem heute veroeffentlichten
Kommunique zu den Praesidentschaftswahlen 2002.
Die WaehlerInnen Frankreichs haetten ihren Willen bekundet und es
sei nicht Aufgabe der Kirchen, "zu urteilen" oder Wahlempfehlungen
auszusprechen. Es muesse auf die Sorgen - und besonders auch den
Protest - der WaehlerInnen gehoert werden. Die Kirchen seien
gefordert, "ihre Ueberzeugungen erneut zu bekraeftigen und
insbesondere klar zu sagen, dass das Zusammenleben in unserem Land
nicht durch Hass und Ausgrenzung moeglich wird, sondern durch die
Achtung der anderen."
Das Gemeinwohl muesse Vorrang haben vor Gruppeninteressen, so
beide Kirchen. "Und wie kann man sich den Auswuechsen der
Globalisierung entgegenstellen, wenn nicht durch ein geeinteres
und solidarischeres Europa?" Sie appellierten an die WaehlerInnen,
der Demagogie und Verteufelung von GegnerInnen zu widerstehen und
der Reflexion und dem Dialog Raum zu geben.
Ueber parteipolitische Graeben hinweg sollten die notwendigen
politischen und sozialen Reformen in die Wege geleitet werden, mit
denen Aengste und Frustration ueberwunden, Energien freigesetzt
und Initiativen angestossen werden koennten. Dies sei der Preis,
den es zu zahlen gelte "fuer ein Zusammenleben, wo jede und jeder
sich sicher fuehlen und angemessene Lebensumstaende sowie gleiches
Recht fuer alle erwarten kann".
Am vergangenen Sonntag, 21. April, hatte der Rechtsextremist
Jean-Marie Le Pen vor dem sozialistischen Premierminister Lionel
Jospin den zweiten Platz im ersten Wahlgang der
Praesidentschaftswahlen erreicht. Damit tritt er bei der Stichwahl
am 5. Mai gegen Amtsinhaber Jacques Chirac an. Jospin kuendigte
inzwischen seinen Rueckzug aus der Politik an. Zehntausende
Menschen protestierten gegen Le Pen, in mehreren Staedten kam es
zu teilweise gewaltsamen Demonstrationen.
Nach amtlichen Angaben kam Le Pen im ersten Durchgang mit 17,02
Prozent der Stimmen auf den zweiten Platz hinter Chirac mit 19,67.
Die Wahlbeteiligung lag mit etwa 72 Prozent so niedrig wie bei
keiner Praesidentschaftswahl zuvor. Im Elsass erreichte der Chef
der "Nationalen Front" mehr als 23 Prozent der Stimmen. (398
Woerter)
* * *
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