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Hunger nach Versoehnung und christlichen Leitbildern
From
"Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date
Mon, 29 Apr 2002 08:11:22 -0500
Papua-Neuguinea: Hunger nach Versoehnung und christlichen
Leitbildern
Erster Besuch eines LWB-Praesidenten in Papua-Neuguinea
Port Moresby (Papua-Neuguinea)/Genf, 27. April 2002 (LWI) - Er sei
einem grossen "Hunger nach Versoehnung" und einer ganz
bemerkenswerten Suche nach gemeinsamen Leitbildern fuer das
Zusammenleben der Gesellschaft in Papua-Neuguinea begegnet, so das
Fazit des Praesidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof
i. R. Dr. Christian Krause, nach Ende seines dreitaegigen Besuchs
in Papua-Neuguinea (18. - 21. April). Die Frage nach christlichen
Leitbildern sei eines der ganz zentralen Themen des Inselstaats im
suedwestlichen Pazifik, erklaerte Krause gegenueber der
Lutherischen Welt-Information (LWI).
Mitte Juni waehlt die Bevoelkerung Papua-Neuguineas ein neues
Parlament und neue Kommunalregierungen. Angesichts der zahlreichen
Probleme und Spannungen im Land sei es eine Schicksalswahl, so die
einhellige Einschaetzung von VertreterInnen sowohl der Regierung
als auch der Kirchen, berichtet Krause. Erst vor wenigen Jahren
wurde der 1989 aufgeflammte Buergerkrieg um die nach
Unabhaengigkeit strebende Insel Bougainville mit einem
Waffenstillstand beendet. Der Konflikt hatte Tausende
Menschenleben gekostet. Im letzten Jahr wurde ein Friedensabkommen
unterzeichnet, dass der an Bodenschaetzen reichen Insel
stufenweise Autonomie gewaehren soll. Weitere Faktoren, die zur
Destabilisierung beitragen, sind massive Korruptionsvorwuerfe,
eine zunehmende HIV/AIDS-Problematik sowie soziale Spannungen und
Umweltprobleme. Das Land, in dem rund 750 Sprachen gesprochen
werden, ist "innerlich zerrissen", so Krause.
In dieser schwierigen Situation koenne der christliche Glaube, die
christliche Lehre zum gemeinsamen Bindeglied werden, erklaerte der
Premierminister Papua-Neuguineas, Mekere Morauta, beim feierlichen
Empfang Praesident Krauses am 18. April im John Guise Stadion in
Port Moresby, an dem mehrere Tausend Menschen teilnahmen. Morauta,
seit Juli 1999 im Amt, betonte, es sei an der Zeit, dass sich die
Menschen wieder an die christliche Lehre, an die "ewigen und
universalen Regeln des Lebens auf der Grundlage christlicher
Prinzipien" binden. Er dankte Krause, der als erster
LWB-Praesident Papua-Neuguinea besuchte, den lutherischen Kirchen
des Landes und der weltweiten lutherischen Gemeinschaft fuer die
geleistete spirituelle und materielle Unterstuetzung.
LWB-Praesident Krause zeigte sich tief beeindruckt von der starken
oeffentlich geaeusserten Interesse an christlichen Leitbildern.
Immer wieder sei er von fuehrenden Politikern gebeten worden, dass
sich die weltweite lutherische Gemeinschaft und die lutherischen
Kirchen des Landes fuer Versoehnung und Zusammenhalt in
Papua-Neuguinea einsetzen. Der hohe Stellenwert, der seinem Besuch
in Papua-Neuguinea beigemessen worden sei, habe ihn erstaunt,
erklaerte Krause, er sei regelrecht als "Staatsgast" empfangen
worden.
Die Bevoelkerung des Landes habe ein starkes Empfinden entwickelt,
am Rande der Welt zu leben. Mit seinem Besuch in Papua-Neuguinea,
das er als "unendlich schoen und reich" wahrgenommen habe, sei es
ihm moeglich gewesen, den Menschen zu zeigen, dass sie gesehen
werden und zur weltweiten Gemeinschaft gehoeren. Dies sei auch
fuer die rund eine Million LutheranerInnen des Landes ein
wichtiges Zeichen der Solidaritaet gewesen, nachdem Papst Johannes
Paul II. bereits zweimal Papua-Neuguinea besucht habe (1984 und
1995), betonte Krause.
Entsprechend des Predigttexts des vorausgegangenen Sonntags habe
er in seinen Ansprachen und Predigten vielfach das Motiv des guten
Hirten (Joh 10,11) angesprochen. Das biblische Verstaendnis des
Hirten bedeute nicht herrschen, sondern dienen, so Krause. Das
Thema der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen
Winnipeg "Zur Heilung der Welt" habe in Papua-Neuguinea eine
grosse Relevanz und Aktualitaet.
Angesichts der angespannten politischen Situation in
Papua-Neuguinea habe er Regierung und Bevoelkerung des Landes zum
Handeln in christlicher Verantwortung aufgerufen. Eine
Gesellschaft, die sich christlichen Werten verpflichtet wisse, wie
dies in der Verfassung Papua-Neuguineas festgeschrieben sei,
muesse sich fuer Benachteiligte einsetzen und soziale
Gerechtigkeit sowie eine gerechte Verteilung der reichen
Ressourcen des Landes anstreben. Nur so finde das Land die
ersehnte Versoehnung angesichts der zahlreichen
Auseinandersetzungen, betonte LWB-Praesident Krause.
Rund 20 Prozent der 4,7 Millionen BewohnerInnen Papua-Neuguineas
sind Mitglied einer der drei lutherischen Kirchen des Landes . Die
Evangelisch-Lutherische Kirche Papua-Neuguineas (ELK-PNG) hat rund
815.000 Mitglieder und gehoert seit 1976 zum LWB, die Lutherische
Gutnius-Kirche - Papua-Neuguinea ist seit 1979 LWB-Mitgliedskirche
und hat rund 95.000 Mitglieder. Im Januar 2000 wurde die dritte
lutherische Kirche, die Lutherische Melpa-Kirche, gegruendet, zu
der rund 30.000 Mitglieder in der Region Mount Hagen gehoeren.
(647 Woerter)
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
Quellenangabe abgedruckt werden.
***
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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