From the Worldwide Faith News archives www.wfn.org
Weltweite LWB-Kampagne gegen HIV/AIDS gestartet
From
"Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date
Wed, 08 May 2002 15:57:54 -0500
Lutherische KirchenleiterInnen Afrikas verpflichten sich, das
Schweigen zu brechen
Nairobi (Kenia)/Genf, 8. Mai 2002 (LWI) - Die Kirchenleitungen
lutherischer Kirchen in Afrika haben sich dazu verpflichtet, das
Schweigen um die HIV/AIDS-Pandemie zu brechen. Nicht immer seien
Kirchen ein Zufluchtsort gewesen, wo HIV-Infizierte mit offenen
Armen empfangen worden seien, so die TeilnehmerInnen der
fuenftaegigen Panafrikanischen KirchenleiterInnenkonsultation
ueber die Herausforderungen von HIV/AIDS vom 1. bis 6. Mai in der
kenianischen Hauptstadt Nairobi in einer Abschlusserklaerung.
Obwohl sich die Kirchen immer wieder fuer die Unterstuetzung und
Betreuung HIV-Infizierter einsetzen wuerden, haetten sie allzu oft
auch zu deren Stigmatisierung und Diskriminierung beigetragen.
Zum Abschluss der Konsultation, an der BischoefInnen,
PraesidentInnen, Frauen und Jugendliche aus den insgesamt 27
afrikanischen Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB)
sowie VertreterInnen aus Asien, Europa, Latein- und Nordamerika
teilnahmen, wurde offiziell eine weltweite LWB-Kampagne gegen
HIV/AIDS gestartet. Ziel ist, in den LWB-Mitgliedskirchen eine
offene Diskussion ueber HIV/AIDS anzustossen und sie darin zu
unterstuetzen, aktiv und mutig der Pandemie zu begegnen. Die
Konsultation wurde von der LWB-Abteilung fuer Mission und
Entwicklung (AME) organisiert, Gastgeberinnen waren die
Evangelisch-Lutherische Kirche in Kenia und die Kenianische
Evangelisch-Lutherische Kirche.
Grundlage der LWB-Kampagne, die auf eine Initiative des LWB-Rates
vom Juni 2001 zurueckgeht, ist der im Januar diesen Jahres
erarbeitete LWB-Aktionsplan "Anteilnahme, Umkehr, Zuwendung:
Kirchen reagieren auf die HIV/AIDS-Pandemie". Der LWB-Aktionsplan,
der waehrend der Panafrikanischen Konsultation vorgestellt wurde,
beinhaltet auch die Forderung, Unterstuetzung und Ressourcen,
einschliesslich finanzieller Mittel, fuer eine wirksame Reaktion
auf die HIV/AIDS-Pandemie zu Verfuegung zu stellen.
Der Stigmatisierung und Diskriminierung HIV-Infizierter muesse
Zuwendung und Beratung entgegengesetzt sowie das Schweigen um die
Krankheit gebrochen werden, so die Abschlusserklaerung. Menschen,
die sich freiwillig einem HIV-Test unterziehen, muessten ermutigt
werden, ebenso braeuchten HIV-Positive Unterstuetzung, um als Teil
der Gemeinschaft ein erfuelltes Leben zu fuehren.
"Schweigen und jede Form von Legenden ueber die HIV/AIDS-Realitaet
sind eine Beleidigung Gottes", betonte LWB-Generalsekretaer Pfr.
Dr. Ishmael Noko waehrend der Konsultation in Nairobi. Die
gemeinsame Verpflichtung der afrikanischen Kirchen, nach Loesungen
fuer die Pandemie zu suchen, die ueber den derzeitigen Horizont
"unserer Kulturen" und der "theologischen Traditionen unserer
Kirchen" hinausgingen, sei ein historischer Schritt, so Noko. Mit
den Verpflichtungen "haben wir dem Leben wieder hoechste
Prioritaet gegeben". Weiterhin betonte der LWB-Generalsekretaer
die Notwendigkeit, "unsere Kirchen, Haeuser, Institutionen und
Herzen zu oeffnen und Moeglichkeiten und Perspektiven fuer
Menschen mit HIV/AIDS zu schaffen".
Die afrikanischen Kirchen verpflichteten sich, durch Gebet und
Handeln zu einer heilenden Gemeinschaft zu werden. Dies schliesse
auch ein, jede Form von Verurteilung und Ablehnung HIV-Infizierter
zu stoppen sowie ein offenes und tolerantes Umfeld zu schaffen. In
der Vergangenheit seien vereinzelt AIDS-Kranke vom Abendmahl
ausgeschlossen und Menschen, die an AIDS verstarben, die
Bestattung verweigert worden. In Zukunft sollen PfarrerInnen und
LaiInnen in leitenden Funktionen dazu ermutigt werden, offen ueber
HIV/AIDS zu sprechen. Sie sollen ein Vorbild sein und Wuerde und
Platz eines jeden Individuums in der Gemeinschaft achten.
Groesseres Gewicht soll auch der Bildung zukommen. Es muessten
Mittel und Wege gefunden werden, sich selbst und andere in Kirche
und Gesellschaft ueber HIV/AIDS zu informieren. Die Wuerde von
Frau und Mann soll staerkere Beachtung finden, indem in den
Bereichen menschliche Sexualitaet, Beziehung, Liebe und
gegenseitiger Respekt intensiver aufgeklaert wird.
Die TeilnehmerInnen der Konsultation verurteilten in ihrer
Abschlusserklaerung sexuellen Missbrauch "aufs Schaerfste" und
sprachen den Opfern ihre "volle Solidaritaet" aus. Sie betonten
ihre Verpflichtung, sich um AIDS-Waisen, Minderjaehrige, die einem
Haushalt vorstehen, und Verwitwete zu kuemmern.
Hinsichtlich der Praevention sollen Einstellungen und
Verhaltensweisen ueberprueft werden, die "unseren Mitmenschen im
Lichte der lutherischen Ethik Schaden zufuegen" koennten. Die
wahren Gruende der Ausbreitung von HIV/AIDS sollen angesprochen
werden, wobei die lutherischen Kirchen "der Anwendung wirksamer
Praeventionsmethoden nicht im Wege stehen" wollen.
Als weiteres Anliegen formulierten die TeilnehmerInnen der
Konsultation die Entwicklung eines theologischen Verstaendnisses
der Aufgaben, die die HIV/AIDS-Pandemie zur Folge hat.
Insbesondere sollen Stigmatisierung und Diskriminierung als Frage
der sozialen Gerechtigkeit thematisiert werden. Geplant ist auch
die Aufnahme des Themas HIV/AIDS als fester Bestandteil in das
Vorlesungsprogramm des Theologiestudiums sowie in die Aus- und
Weiterbildung von LaiInnen in Fuehrungspositionen. Entsprechendes
Lehrmaterial soll fuer Sonntagsschulen, den
KonfirmandInnenunterricht, kirchliche Schulen und andere
Institutionen erarbeitet werden.
Die Kirchenleitungen der afrikanischen LWB-Mitgliedskirchen wollen
sich energisch fuer die Entwicklung und Bereitstellung
zugaenglicher und erschwinglicher antiretroviral wirkender
Medikamente sowie von Medikamenten gegen sogenannte
opportunistische Infektionen einsetzen. Die kirchlichen
Infrastrukturen und Ressourcen sollen fuer die medizinische
Unterstuetzung und Behandlung zur Verfuegung stehen. Sie
verpflichteten sich, als lutherische Kirchen fuer gerechte
Arbeitsverhaeltnisse, Unterkunft und Ausbildung sowie die
Ausmerzung traditioneller oder moderner schaedlicher Praktiken
kaempfen.
Armut und Korruption, weitere Faktoren, die zur Verbreitung von
HIV/AIDS beitragen, wurde der Kampf angesagt. Die afrikanischen
Kirchenleitungen haben sich entschlossen, ihre Regierungen zu
einer gerechten Verteilung der nationalen und globalen Mittel
aufzufordern, damit sich die HIV/AIDS-Pandemie nicht weiter
ausbreitet.
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Kenia mit rund 55.000
Mitgliedern gehoert seit 1970 zum LWB, die Kenianische
Evangelisch-Lutherische Kirche hat ueber 23.000 Mitglieder und ist
seit 1992 LWB-Mitgliedskirche. Die 27 LWB-Mitgliedskirchen in
Afrika haben insgesamt mehr als 10,5 Millionen Mitglieder. (815
Woerter)
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
Quellenangabe abgedruckt werden.
***
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-Mail: dmg@lutheranworld.org
Tel.: +41-22-791-6353
Fax: +41-22-791-6630
http://www.lutheranworld.org/
Browse month . . .
Browse month (sort by Source) . . .
Advanced Search & Browse . . .
WFN Home