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Kinder brauchen "neuen Boden unter den Fuessen"


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Thu, 12 Sep 2002 02:10:59 -0500

Lutherische Kirchen helfen bei der Aufarbeitung der
Terroranschlaege vom 11. September

Chicago (USA)/Genf, 8. September 2002 (LWI) * Rund 800 Kinder aus
den Stadtgebieten von New York und New Jersey (USA) haben in
diesem Sommer an einwoechigen Tagescamps teilgenommen, um ihre
traumatischen Erlebnisse und Gefuehle im Zusammenhang mit den
Terroranschlaegen auf das World Trade Center in New York (USA) und
das Pentagon in Washington (USA) am 11. September vergangenen
Jahres zu verarbeiten, so eine Pressemitteilung der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA).

Ziel der insgesamt vier einwoechigen Camps zwischen Mitte Juli und
Mitte August, die im Auftrag von Lutheran Disaster Response
(Lutherische Katastrophenhilfe), einem gemeinsamen Dienst der ELKA
und der Lutherischen Kirche * Missouri-Synode (LK-MS),
veranstaltet wurde, war, den Kindern neuen "Boden unter den
Fuessen" zu geben.

"Camp New Ground", so der Titel der Initiative, sollte den Kindern
dabei helfen, "sich auf neuen Boden zu begeben, einen neuen Ort
und Unterstuetzung zu finden in der Gewissheit, dass Gott an
diesem neuen Ort mit uns ist", so Pfarrerin Ann M. Tiemeyer von
der lutherischen Kirche St. Jacobus (Queens, N.Y.), die die Camps
leitete.

"Kinder reagieren auf Katastrophen ebenso wie die Erwachsenen",
sagte Tiemeyer. "Jeder reagiert anders". Die emotionale Situation
er Kinder sei daher auch sehr unterschiedlich gewesen. "Wir
versuchten im Camp den Rahmen zu bieten, damit Kinder mit
unterschiedlich starken Erfahrungen Anerkennung,
Gespraechsbereitschaft, Anteilnahme und Aufmerksamkeit erfahren
konnten."

Das "Camp New Ground" bot Morgen- und Abendgottesdienste, Musik,
kuenstlerische und handwerkliche Betaetigung, Bibelstunden,
Freizeitaktivitaeten und psychologische Betreuung an. Etwa 40
psychologische BeraterInnen boten den Kindern die Moeglichkeit,
ueber Terrorismus zu sprechen, ihre Begabungen zu entdecken und
von ihren Zukunftstraeumen zu erzaehlen.

Das Lutherische Beratungszentrum (Lutheran Counseling Center) mit
Bueros in Long Island (N.Y.) engagierte die BeraterInnen und
zeigte Eltern Loesungswege auf, wie sie mit ihren Kindern ueber
Terrorismus sprechen koennen. Lutherische Gemeindemitglieder im
College- und High-school-Alter aus allen Teilen der USA arbeiteten
als Camp-BeraterInnen.

Die TeilnehmerInnen der Camps wurden zu Beginn von einem
Psychologen interviewt, um ihnen so zu ermoeglichen, ueber die
Ereignisse des 11. September zu sprechen, erklaerte Tiemeyer. Die
Kinder wurden gefragt: "Was macht dich gluecklich und was macht
dich traurig? Was ertraeumst du dir fuer dich selbst, deine
Familie und fuer deine Gemeinde?" Die KoordinatorInnen der
psychologischen Betreuung waren in der Lage, sich ganz auf die
Kinder einzustellen, mit dem mitzugehen, was die Kinder ihnen
gaben und Fragen zu stellen.

Die Camp-TeilnehmerInnen bemuehten sich in einem eigenen
Taetigkeitsfeld, etwas ueber Vergebung zu lernen. Die Kinder
erhielten ein Stueck rotes Papier in Form eines Ziegelsteines. Auf
der Oberseite des Ziegels stand "Was ich Terroristen gegenueber
fuehle." "Die Kinder sollten dazu Fragen aufschreiben und
zeichnen," berichtete Tiemeyer.

Die Ziegelsteine wurden dann zu "einer Mauer aufgebaut und die
Kinder sprachen darueber, wie Wut und Hass eine Mauer um uns herum
bilden." Am letzten Tag der Camps, fiel die aufgebaute Mauer, als
die Kinder ueber Vergebung prachen, Gebete ueber Vergebung
schrieben oder Bilder ueber Vergebung malten sowie von den
vielfaeltigen Situationen im Leben erzaehlten, in denen sie
Vergebung erfahren oder gewaehrt haben. Aus den Steinen wurde im
Anschluss eine Strasse gebaut, die den Kindern helfen sollte, an
einen neuen Ort zu gelangen und zu erkennen, "dass wir nur durch
Gottes Vergebung neues Land gewinnen koennen", so die Leiterin der
Camps.

Neben der Beratung "gab es jede Menge wohlbekannter Unterhaltung.
Die Kinder machten Handabdruecke und spielten mit einem
Fallschirm, um ueberschuessige Energie abzubauen. Es gab fuer die
Kinder vielfaeltige Moeglichkeiten, Gemeinschaft und
Unterstuetzung zu erleben," sagte Tiemeyer. Auch Feuerwehrleute,
Leute vom Rettungsdienst und Rettungshunde kamen an einem
Nachmittag, um die Kinder zu besuchen, berichtete sie.

"Der groesste Erfolg des Camp New Ground besteht in der Vielzahl
der neuen Netzwerke, die Unterstuetzung und Fuersorge anbieten,
nicht nur fuer die Camp-TeilnehmerInnen, sondern auch fuer die
gastgebenden Gemeinden und Schulen", sagte sie. "Die Camps schufen
ein voellig neues Netz an Unterstuetzung fuer Familien und
Kirchen, indem es in seinem Verlauf Menschen untereinander und uns
selbst nicht nur untereinander, sondern auch mit Gott verband,"
erklaerte Tiemeyer.

Diese Beobachtung machte auch die Leiterin des LWB- Regionalbueros
in Nordamerika, Kathy J. Magnus. Mit Blick auf die Zehnte
Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) 2003 im
kanadischen Winnipeg erklaerte sie: "In diesen Tagen der Planung
fuer die Vollversammlung, erscheint das Thema hilfreich, sehnen
wir uns doch nach Heilung von den Geschehnissen des vergangenen
September". Die Zehnte LWB-Vollversammlung im Juli 2003 steht
unter dem Thema: "Zur Heilung der Welt"

"Der LWB versammelt sich, weil wir davon ueberzeugt sind und
bekennen, dass der Gott, den wir in Jesus Christus durch die Kraft
des Heiligen Geistes kennengelernt haben, *fuer die Heilung der
Welt' ist. Das ist das Zeugnis und die Hoffnung, die ir der ganzen
Welt bringen, einer Welt, die die offenen Wunden von Gewalt,
Ungerechtigkeit, Armut, Zerrissenheit, Hoffnungslosigkeit und
Krankheit an sich traegt. Ein Wort der Hoffnung fuer unser Denken
in den Vereinigten Staaten erhalten wir, wenn wir hoffnungsvoll
auf das schauen, was Gott in und durch die Zerrissenheit in
unserem Leben und unserer Welt tut, um der Menschheit und aller
Kreatur Heilung und neues Leben zu bringen", erklaerte Magnus.
(841 Woerter)

Mit diesem Beitrag beginnt eine Feature-Serie der Lutherischen
Welt-Information (LWI) zum Thema der Zehnten LWB-Vollversammlung
2003 "Zur Heilung der Welt". Die Serie beleuchtet die Relevanz des
Vollversammlungsthemas in den verschiedenen regionalen und lokalen
Kontexten der weltweiten lutherischen Gemeinschaft und stellt
Projekte der Versoehnung und Heilung vor angesichts weltweiter
Bedrohung. Die Zehnte LWB-Vollversammlung findet vom 21. - 31.
Juli 2003 in Winnipeg (Manitoba/Kanada) statt.

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
Quellenangabe abgedrckt werden.

***
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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Tel.:	  +41-22-791-6353
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