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Konfliktloesung durch Gespraeche und Beziehungen


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Thu, 17 Oct 2002 12:27:37 -0500

Konfliktloesung durch Gespraeche und Wiederherstellung von
Beziehungen
Interreligioeser Friedensgipfel befasst sich mit traditionellen
afrikanischen Methoden

Johannesburg (Suedafrika)/Genf, 17. Oktober 2002 (LWI) - Die
Erneuerung auf dem von gewaltsamen Konflikten zerrissenen
afrikanischen Kontinent sollte nach Ansicht der suedafrikanischen
Professorin Catherine Hoppers von der Universitaet in Pretoria die
Wiederentdeckung der traditionellen oder einheimischen Methoden
der Friedensschaffung und Erhaltung einschliessen. Dies sei eine
neue und sich an den Menschen orientierende Vision von
Entwicklung, die eine Abkehr vom bisherigen Muster bedeute, das
Millionen Menschen den eigenen Willen abgesprochen und sie in ein
"Spiegelbild der westlichen Identitaet" verwandelt habe.

Catherine Hoppers sprach im Rahmen des Interreligioesen
Friedensgipfels in Afrika, der vom 14. bis 19. Oktober in
Johannesburg (Suedafrika) stattfindet. Bei dem vom Lutherischen
Weltbund (LWB) initiierten Forum von mehr als 100
ReligionsfuehrerInnen und VertreterInnen interreligioeser Gruppen
aus 21 Laendern Afrikas sowie BeobachterInnen aus Finnland, den
USA und Schweden bilden traditionelle afrikanische Methoden der
Konfliktloesung einen der Diskussionsschwerpunkte. Die
TeilnehmerInnen teilen die Hoffnung auf eine afrikanische
Renaissance. Diese Hoffnung stuetzt sich unter anderem auf die
Gruendung der Afrikanischen Union und der Initiative Neue
Partnerschaft fuer Afrikas Entwicklung (NEPAD). Beiden
Organisationen wird das Potenzial zugetraut, bei der Ueberwindung
der Stagnation und Armut in Afrika eine bedeutende Rolle zu
spielen.

Die afrikanische Philosophie betone Verbindlichkeit, suche nach
Harmonie und Gleichgewicht, erlaeuterte Hoppers in ihrem Vortrag.
"Ubuntu", die Anschauung, dass niemand in Isolation von anderen
leben und ueberleben koenne, sei Ausdruck fuer eine Haltung, die
Ansaetze zur Konfliktloesung beinhalte, die in den meisten
traditionellen Gesellschaften benoetigt wuerde. Zentrales Element
sei dabei die Tradition des Gespraechs in Familie und
Nachbarschaft, das von den Aelteren geleitet werde sowie die
Bereitschaft im Geist der Menschlichkeit zusammenzuleben.

Grundlage sei, dass die Einzelnen zusammenarbeiten und sich
ergaenzen, betonte Hoppers. Getrennt sein von der Gemeinschaft,
besonders in Form des Individualismus, sei nicht Teil dieser
Tradition. In diesem Rahmen gehe es bei der Konfliktloesung um
mehr als das Beenden von Feindseligkeiten und die Beseitigung von
Unrecht. Afrikanische Strategien reichten weit darueber hinaus.
Auf der Suche nach einem dauerhaften Frieden gehe es darum,
zerbrochene oder spannungsreiche Beziehungen wieder herzustellen.

Was das konkret bedeutet, zeigte Elijah Legwaila, Richter in
Botswana, am Beispiel der traditionellen Gerichtshoefe in seinem
Land auf, in denen eine Loesung durch den Disput, das gemeinsame
Gespraech, gesucht werde. Ihre Leitschnur seien die Gewohnheiten
und Gebraeuche, die sich im Laufe der Zeit in der Gesellschaft
entwickelt haben. Legwaila beschrieb die Art der Konfliktloesung
als einen langen Prozess, der darauf ausgerichtet sei, das
Zerbrechen von Beziehungen zu verhindern, bzw. zerbrochene wieder
herzustellen.

Dieser Prozess beginne auf Familienebene, auf der zuerst der
Versuch unternommen werde zu verhindern, dass der Konflikt
oeffentlich wird. Kann die Angelegenheit auf dieser Ebene nicht
geloest werden, wird sie vor einem traditionellen Gericht
verhandelt. Das ist da angesiedelt, wo die Menschen leben. Deshalb
sitzen zumeist Verwandte der streitenden Parteien ueber diese zu
Gericht. Bringt auch das keine Loesung, geht der Fall an das
oberste traditionelle Gericht.

Auf die Frage, wie populaer diese Gerichte heute seien, antwortete
Legwaila, dass sie bei der Bevoelkerung hohes Ansehen geniessen
wuerden im Gegensatz zu den ordentlichen Gerichten. Der Grund
dafuer sei, dass die Menschen glauben, gerade bei den
traditionellen Gerichten Gerechtigkeit zu finden. Legwaila selbst
sieht keinen Gegensatz zwischen den beiden Rechtssystemen. Er
betonte, dass sich nach seiner Auffassung beide ergaenzen.

Im Anschluss an die Schilderung dieser traditionellen Formen und
Methoden der Konfliktloesung in Afrika diskutierten die
TeilnehmerInnen des Interreligioesen Friedensgipfels konkrete
Faelle aus den Themenkreisen Konfliktloesung und Techniken der
Vermittlung, Erziehung fuer eine Kultur des Friedens, Schutz der
Menschenrechte sowie Heilung und Versoehnung in afrikanischen
Gesellschaften nach einem Konflikt in verschiedenen Workshops.

Am Interreligioesen Friedensgipfel in Johannesburg nehmen
VertreterInnen sowohl der traditionellen afrikanischen Religionen
als auch des Christentums, Islam, Judentums, Bahaismus, Buddhismus
und Hinduismus teil. Gastgeber des Gipfels vom 14. bis 19. Oktober
im Kopanong-Konferenzzentrum in Johannesburg, der mit
Unterstuetzung der finnischen Regierung stattfindet, ist das
National Religious Leaders' Forum of South Africa (NRLFSA -
Nationales Forum der ReligionsfuehrerInnen in Suedafrika). (652
Woerter)

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