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Knuth als Leitender Bischof der VELKD wieder gewaehlt


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Tue, 29 Oct 2002 11:24:12 -0600

Bischof Dr. Hans Christian Knuth als Leitender Bischof der VELKD
wieder gewaehlt
VELKD-Generalsynode tagte in Bamberg (Deutschland)

Bamberg (Deutschland)/Genf, 29. Oktober 2002 (LWI) - Der
Schleswiger Bischof Dr. Hans Christian Knuth (62) ist in seinem
Amt als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen
Kirche Deutschlands (VELKD) fuer weitere drei Jahre bestaetigt
worden. Er war der einzige Kandidat und wurde von der
Generalsynode der VELKD, die vom 19. bis 23. Oktober in Bamberg
(Deutschland/Bayern) tagte, im ersten Wahlgang mit 55 von 59
abgegebenen Stimmen wiedergewaehlt.

Der promovierte Luther-Experte leitet seit 1991 den Sprengel
Schleswig der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Als
Leitender Bischofs der VELKD ist Knuth zugleich Vorsitzender des
Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB).

"Vertrauen zur oekumenischen Gemeinschaft stiften"

Um Vertrauen in die Oekumene mit der roemisch-katholischen Kirche
hat der Catholica-Beauftragte der VELKD, Landesbischof Dr.
Johannes Friedrich (Bayern), geworben. In seinem Bericht vor der
Generalsynode aeusserte sich Friedrich "dankbar fuer die gelungene
Zusammenarbeit unserer Kirchen angesichts der gesellschaftlichen
Herausforderungen". Hier seien "deutliche Fortschritte" zu
vermelden. In seinem Bericht legte Friedrich eine Analyse der
Entwicklungen in der roemisch-katholischen Kirche vor und
bilanzierte im Blick auf den oekumenischen Dialog: "Von Stillstand
kann ueberhaupt keine Rede sein." Auf der Ebene der
Kirchenleitungen sei die Gespraechslage "freundschaftlich und die
Zusammenarbeit professionell".

Im 2003 in Berlin (Deutschland) geplanten Oekumenischen Kirchentag
sieht der Landesbischof "eines der wichtigsten kirchlichen
Ereignisse im kommenden Jahr in Deutschland". Alle Beteiligten
benoetigten jedoch Sensibilitaet, um einander in ihrer Art zu
achten, sich gegenseitig nicht zu ueberfordern oder gar zu
verletzen. Im Blick auf Forderungen nach einer gemeinsamen
Abendmahlsfeier sagte der Catholica-Beauftragte, er mache sich
keine Illusionen: "Die Frage des gemeinsamen Abendmahls ist keine,
die von den katholischen Bischoefen in Deutschland allein geloest
werden koennte". Friedrich zeigte sich ueberzeugt, dass es neben
der Abendmahlsgemeinschaft noch sehr viel mehr Ziele des
oekumenischen Miteinanders gebe, die bislang nicht ausreichend
genuetzt wuerden, obwohl dies durchaus moeglich waere. Er
bekraeftigte jedoch die lutherische Grundueberzeugung, "nach der
wir Menschen, die getauft sind, die einer Kirche angehoeren,
welche sich auf das altkirchliche Bekenntnis gruendet, die
glauben, dass Christus in diesem Mahl wirklich gegenwaertig ist,
und die die Teilnahme am Heiligen Abendmahl begehren, diese
Teilnahme auch gewaehren".

Landesbischof Friedrich beklagte in seinem Bericht, dass noch
immer eine Entscheidung der katholischen Deutschen
Bischofskonferenz zur eucharistischen Gastfreundschaft fuer
konfessionsverschiedene Ehen und Familien ausstehe. Auch gebe  es
noch immer "keine wirklichen Fortschritte hinsichtlich einer
grosszuegigeren Oeffnung fuer oekumenische Sonntagsgottesdienste
in besonderen Faellen". Mit dogmatischen Klarstellungen und
Auszirkelungen dessen, was im Rahmen des roemisch-katholischen
Lehrsystems zu gelten habe, koenne man auf Dauer aber die
Existenzfragen von Menschen nicht beantworten. Eine Kirche, die
seelsorgerliches Gespuer zeige, erhoehe ihre Attraktivitaet und
werbe auch fuer ihre Lehre. Es gehe bei oekumenischen
Sonntagsgottesdiensten anlaesslich von Stadtjubilaeen,
Grossereignissen oder besonderen Vereinsfesten schlicht um die
Frage, "ob wir im Alltag unserer Welt eine missionarische Chance
ergreifen oder versaeumen".

Irak-Krise: In Sorge um den Weltfrieden

Die Synodalen haben angesichts der Irak-Krise ihre "grosse Sorge
um den Weltfrieden" zum Ausdruck gebracht. Sie aeusserten die
Hoffnung, dass im Rahmen der Vereinten Nationen "diplomatische und
friedliche Wege gefunden werden, um kriegerische
Auseinandersetzungen zu vermeiden". Angesichts der Androhung
militaerischer Gewalt gegen den Irak ermutigte die Generalsynode
ihre Gliedkirchen, Massnahmen fuer eine gewaltfreie Loesung zu
unterstuetzen.

Rolle des Religionsunterrichts an den Schulen staerken
Die VELKD-Generalsynode hat ihre Gliedkirchen aufgefordert,
"darauf zu achten, dass die Rolle des evangelischen
Religionsunterrichts gestaerkt und im Zusammenwirken mit den
staatlichen Stellen in angemessenem Umfang ermoeglicht wird".
Gleichzeitig wurden die Gliedkirchen gebeten, den
ReligionslehrerInnen "nicht nur ein fachliches Angebot zur
Fortbildung anzubieten, sondern auch fuer eine kirchliche
Begleitung Sorge zu tragen". Die Generalsynode, verwies darauf,
dass der Religionsunterricht an den Schulen seinen "zentralen und
unaufgebbaren Ort" habe. Er sei kein Privileg der Kirchen, sondern
beruhe auf dem individuellen Recht der SchuelerInnen auf
Religionsfreiheit.

Profilierung der lutherischen Identitaet

Weiterhin trat die Generalsynode fuer eine Staerkung des deutschen
Protestantismus ein, "gerade auch durch die Profilierung der
lutherischen Identitaet auf der Grundlage des Augsburgischen
Bekenntnisses". Vor dem Hintergrund der Diskussion ueber eine
Neugestaltung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
sprachen sich die Synodalen "mit Nachdruck dafuer aus, die VELKD
als Vereinigte Kirche mit gesamtkirchlicher Bekenntnisbindung und
der sich daraus ergebenden oekumenischen Weite zu erhalten". In
dem ohne Gegenstimmen angenommenen Beschluss machte sich die
Generalsynode gleichzeitig ein gemeinsames Votum von
Bischofskonferenz und Kirchenleitung zu eigen. Beide Gremien
hatten sich einstimmig gegen eine organisatorische Uniformitaet
der evangelischen Kirche sowie fuer eine "engere Verzahnung" von
EKD und VELKD ausgesprochen. Generalsynode, Bischofskonferenz und
Kirchenleitung der VELKD beabsichtigen, eine aktive Rolle in der
Strukturdebatte zu uebernehmen. Dazu ist auch ein
Planungsausschuss berufen worden.

Was in der Kirche gilt

Bei nur einer Gegenstimme hat die Generalsynode die "Leitlinien
kirchlichen Lebens. Handreichung fuer eine kirchliche
Lebensordnung" beschlossen. Die Leitlinien treten an die Stelle
der "Ordnung des kirchlichen Lebens" aus dem Jahr 1955. Damit
endet ein Diskussionsprozess, der 1993 initiiert worden war. Ziel
der Leitlinien ist es, "Entscheidungshilfen fuer christliches
Handeln und die Praxis der Kirche zu geben", wie es in dem fast
130 Seiten umfassenden Dokument heisst. Eine Neufassung der
lediglich 25 Seiten zaehlenden Lebensordnung wurde als notwendig
erachtet, da sich "in Kirche und Gesellschaft vieles so
grundlegend veraendert" und sich auch das Verstaendnis von Ordnung
gewandelt habe. Seit Juli 2001 war der Entwurf der Leitlinien in
den Gliedkirchen der VELKD diskutiert worden. Zahlreiche
Aenderungswuensche waren von Kirchenleitungen, Synoden,
Pfarrkonventen, Kirchenvorstaenden sowie Einzelpersonen
eingebracht worden. Nach intensiven Beratungen und weiteren
Aenderungen, die einer Praezisierung der getroffenen Aussagen im
Detail dienten, haben die VertreterInnen der acht
VELKD-Gliedkirchen die Arbeit an den Leitlinien abgeschlossen.

Die Leitlinien beschreiben, was in den jeweiligen Handlungsfeldern
in einer lutherischen Kirche gilt und formulieren einen
"Gesamtzusammenhang", der theologische und rechtliche Aspekte
kirchlichen Lebens zu vermitteln versucht. "In einer
pluralistischer gewordenen Welt muessen bei einem solchen
Vermittlungsversuch einsichtige Begruendungen und Hilfen zur
Wahrnehmung von Verantwortung eine groessere Rolle spielen als
noch vor wenigen Jahrzehnten", heisst es in der Einfuehrung des
Dokumentes. Diese veraenderte Gesamtlage mache eine
"situationsgemaesse Handhabung von Ordnungen noetig". Nach einer
Beschreibung des Selbstverstaendnisses der Kirche geht es im
Einzelnen um die Themen "Gottesdienst", "Taufe", "Abendmahl",
"Lernen, Lehren, Konfirmieren", "Ehe, Familie, Partnerschaft",
"Sterbe- und Trauerbegleitung, Bestattung",
"Kirchenmitgliedschaft", "Dienst, Mitarbeit und Leitung in Kirche
und Gemeinde", "Geld, Vermoegen und wirtschaftliches Handeln der
Kirche", "Gestaltung der Gemeinschaft", "Seelsorge, Beratung,
Beichte", "Diakonie", "Mission, Oekumene, Entwicklung",
"Gesellschaftliche Verantwortung", "Oeffentlichkeitsarbeit und
Publizistik der Kirche". Jedes Kapitel wird in drei Abschnitten
behandelt: Dabei dient die "Wahrnehmung der Situation" dazu,
eigene Analysen zu ueberpruefen und gegebenenfalls zu ergaenzen.
"Biblische Grundlagen und theologische Orientierung" stellen
Kriterien der lutherischen Urteilsfindung heraus. Und rechtlichen
Folgerungen wird in den "Regelungen" ein Rahmen vorgegeben.

Die "Leitlinien kirchlichen Lebens" beschreiben den Grundkonsens
innerhalb der VELKD, einen Rahmen, in dem die Einzelregelungen in
den Gliedkirchen stehen. In einem Rezeptionsprozess muessen die
Gliedkirchen jetzt klaeren, welchen Stellenwert das Dokument in
der jeweiligen Landeskirche haben soll. Die Leitlinien richten
sich nicht nur an PfarrerInnen, sondern auch an interessierte
Gemeindemitglieder, die wissen wollen, was in der Kirche gilt.
Anfang 2003 werden die Leitlinien ueber den Buchhandel zu beziehen
sein.

Die VELKD ist ein Zusammenschluss von acht deutschen
Landeskirchen. Ihr gehoeren an: Bayern, Braunschweig, Hannover,
Mecklenburg, Nordelbien, Sachsen, Schaumburg-Lippe und Thueringen.
Die VELKD repraesentiert rund elf Millionen Gemeindemitglieder.
(1.180 Woerter)

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
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***
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