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'Netzwerke bilden und ganzheitlich arbeiten'


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Thu, 06 Mar 2003 10:29:45 -0600

Die Kirchen in Namibia kaempfen auf breiter Front gegen die
AIDS-Pandemie

Windhuk (Namibia)/Genf, 6. Maerz 2003 (LWI) - "Ich lege jeder
lutherischen Gemeinde in Namibia eindringlich nahe, in Jahr 2003
ihr eigenes AIDS-Komitee zu gruenden. Nur so koennen wir unser
Programm zur Bekaempfung der AIDS-Pandemie umsetzen." Diesen
Appell richtete Bischof Dr. Zephania Kameeta von der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Namibia (ELKRN) an
die ueber 880.000 Mitglieder der drei namibischen lutherischen
Kirchen, zu denen fast 50 Prozent der Bevoelkerung des Landes
gehoeren.

Mit einer HIV-Infektionsrate von 22,3 Prozent und ueber 80.000
Waisenkindern ist Namibia nach Botswana, Swasiland und Simbabwe
weltweit am schlimmsten von der AIDS-Pandemie betroffen. In
einigen Regionen ist jede dritte Schwangere HIV-positiv und die
durchschnittliche Lebenserwartung wird bis zum Jahr 2005
voraussichtlich von jetzt 61 Jahren auf 40 Jahre fallen.

"Ignoranz, Stigmatisierung oder Diskriminierung haben lange Zeit
die Haltung von Kirche und Regierung gegenueber HIV-Infizierten
und AIDS-Kranken gepraegt", erklaert Angela Veii, Koordinatorin
fuer Lutherische Einheit in Namibia und zustaendig fuer die
Koordinierung der AIDS-Programme der lutherischen Kirchen.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia (ELKIN) mit ihren
580.000 Mitgliedern betreibt seit Dezember 2000 das
"ELKIN-AIDS-Aktionsprogramm" und die ELKRN mit 300.000 Mitgliedern
seit Juli 2001 das "AIDS-Programm der Evangelisch-Lutherischen
Kirche". Die deutschsprachige lutherische Kirche in Namibia mit
nur 7.000 Mitgliedern hat kein eigenes Programm, bindet sich
jedoch in die Projekte der anderen Kirchen mit ein und nimmt an
deren Ausbildungsseminaren teil.

Die Ausbildung in haeuslicher Pflege und seelsorgerischer
Betreuung ist gegenwaertig der Schwerpunkt der Programme, 130
Laien haben inzwischen eine Grundausbildung abgeschlossen. Nur
durch die Einbindung von Laien und Freiwilligen seien die
Programme auf Dauer unabhaengig von auswaertiger Hilfe
durchzufuehren, so Angela Veii.

Die lutherischen AIDS-Programme haben sich zum Ziel gesetzt, bis
zum Jahr 2003 in insgesamt 165 Gemeinden ein Netzwerk doerflicher
AIDS-Komitees zu schaffen. In einem ganzheitlichen Ansatz werden
diese AIDS-Gruppen in drei Richtungen taetig sein: haeusliche
Pflege der Kranken, Aufklaerung der Jugendlichen und die
praktische und seelsorgerische Begleitung der steigenden Zahl von
Waisen. "Die AIDS-Arbeit macht nur Sinn, wenn man das Problem von
allen Seiten anpackt", betont Veii. "Nur so koennen Gemeinden auf
lokaler Ebene als *heilende Gemeinschaften' wirken - wenn es sein
muss auch ohne Geld und Medikamente."

Der ganzheitliche Ansatz sei auch wichtig, weil Aufklaerung ueber
HIV/AIDS mit der Entwicklung einer neuen Sexualmoral einhergehen
muesse. "Sexualitaet ist immer noch ein Tabuthema", sagt Pfr.
Hosea Iyambo, Koordinator der ELKIN AIDS-Aktion (Westliche
Dioezese). Frauen befaenden sich nach wie vor in einer
untergeordneten Stellung in der Familie und seien haeufig der
haeuslichen Gewalt von Maennern ausgesetzt, die sich weigerten,
effektive Methoden der Praevention anzuwenden.

Ebenso erfordere die aktive Betreuung der AIDS-Kranken und Waisen
das Schaffen neuer sozialer Netzwerke, die sich nicht mehr
ausschliesslich auf die traditionelle afrikanische Grossfamilie
stuetzen. Staat, Kirchen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs)
haetten noch keinen wirksamen Ansatz fuer tiefgreifende
Verhaltensaenderungen in den traditionsbewussten laendlichen
Gebieten gefunden. "Programme, die direkt, ganzheitlich und vor
Ort die AIDS-Pandemie bekaempfen, koennten", so Angela Veii,
"durch persoenliche Betroffenheit, durch die unmittelbare
Erfahrung mit AIDS-Kranken und durch den heilenden Einfluss der
Gemeinde einen Wandel bewirken."

Fuer den Erfolg der AIDS-Arbeit ist auch die oekumenische
Zusammenarbeit von herausragender Bedeutung. So sind alle drei
lutherischen Kirchen Gruendungsmitglieder der im November 2002 ins
Leben gerufenen Church Alliance for Orphans (CAFO). CAFO ist ein
Zusammenschluss von 11 kirchlichen Organisationen, die sich fuer
die praktische Betreuung von Waisenkindern und die Heilung ihrer
Traumata einsetzen.

"Wir moechten in Namibia eine Gesellschaft schaffen, in der sich
auch Waisenkinder aufgehoben und unterstuetzt fuehlen", sagte der
Nationale Koordinator von CAFO, Pfr. Dr. Henry Platt, bei der
Eroeffnung. Da schon jetzt das soziale Netz der traditionellen
afrikanischen Grossfamilie nicht mehr alle Waisenkinder auffangen
koenne, gebe es mehr und mehr Kinder, die allein leben, juengere
Geschwister versorgen, nicht mehr zur Schule gehen und hungern.

Die Schwierigkeiten bei der AIDS-Bekaempfung sind immens: Trotz
grosszuegiger materieller Unterstuetzung durch die Vereinte
Evangelische Mission (VEM) und Finnish Evangelical Lutheran
Mission (FELM) fehlt es an ausreichenden Finanzmitteln,
ausgebildetem Personal und an einer administrativen Infrastruktur.
Die Unwissenheit ueber die Ansteckungsgefahren ist in den
laendlichen Gebieten immer noch gross und fuer wichtige
Aufklaerungskampagnen gibt es dort weder Zeitungen noch Fernsehen,
sondern nur das Radio.

Dennoch gibt es "gute und schlechte Nachrichten", stellte die
Ministerin fuer Gesundheit und Sozialfuersorge, Dr. Libertine
Amathila, fest. Nach Erscheinen des namibischen AIDS-Berichtes
2002 im Dezember letzten Jahres hob sie einige Regionen hervor, in
denen sich die Infektionsrate stabilisiert habe oder gar
zurueckgegangen sei. Sechs der groesseren namibischen Staedte
vermeldeten sinkende Infektionsraten von drei bis vier Prozent
waehrend der letzten zwoelf Monate. Daran koenne man sehen, so die
Ministerin, "dass die Arbeit Fruechte traegt". Dies fuehrte sie
vor allem auf die erfolgreichen staedtischen Aufklaerungskampagnen
zurueck, die Regierung und Zivilgesellschaft in den vergangenen
Jahren gemeinsam durchgefuehrt haben.

Neben den Schulen zaehlt die Ministerin die Kirchen zu den
wichtigsten AkteurInnen der Zivilgesellschaft. "In Afrika staerkt
die Beteiligung der Kirchen und der ReligionsfuehrerInnen die
Glaubwuerdigkeit und den Erfolg der Regierungskampagnen. Ueber 90
Prozent der EinwohnerInnen Namibias sind Kirchenmitglieder und
selbst in den entlegensten Teilen des Landes gibt es eine Kirche
und Gottesdienste", so Angela Veii. "Deshalb nehmen wir unsere
Aufgabe so ernst und arbeiten auf allen Ebenen zusammen." (852
Woerter)

(Ein Beitrag von LWI-Korrespondentin Erika von Wietersheim,
Namibia.)

Dieser Beitrag gehoert zu einer Feature-Serie der Lutherischen
Welt-Information (LWI) zum Thema der Zehnten LWB-Vollversammlung
2003 "Zur Heilung der Welt". Die Serie beleuchtet die Relevanz des
Vollversammlungsthemas in den verschiedenen regionalen und lokalen
Kontexten der weltweiten lutherischen Gemeinschaft und stellt
Projekte der Versoehnung und Heilung vor angesichts weltweiter
Bedrohung. Die Zehnte LWB-Vollversammlung findet vom 21. bis 31.
Juli 2003 in Winnipeg (Manitoba/Kanada) statt.

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
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