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Der Buergerkrieg in El Salvador endete vor elf Jahren
From
"Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date
Wed, 09 Apr 2003 21:46:31 -0500
Der Buergerkrieg in El Salvador endete vor elf Jahren, aber der
Konflikt geht weiter
Salvadorianischer Arzt Ibarra: Zeit der Harmonie hat ihren
Hoehepunkt ueberschritten
San Salvador (El Salvador)/Genf, 9. April 2003 (LWI) - Vor elf
Jahren wurden in El Salvador die Friedensvertraege zwischen der
Regierung und der linksgerichteten Nationalen Befreiungsfront
Farabundo Marti (FMLN - Frente Farabundo Marti para la Liberacion
Nacional) unterzeichnet, die einen Buergerkrieg beendeten, der
mehr als 75.000 Todesopfer gefordert hatte. Zwar sei der Krieg
heute zu Ende, "aber die Probleme, die ihn ausgeloest hatten,
bleiben ungeloest", betonte der salvadorianische Arzt Dr. Angel
Ibarra vor den rund 50 TeilnehmerInnen der Vorbereitenden
Konsultation zur Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB)
fuer die Region Lateinamerika und die Karibik, die vom 6. bis 9.
April in San Salvador (El Salvador) stattfindet.
Ibarra, Direktor der salvadorianischen Umweltorganisation Union
Nacional Ecologica Salvadorena (UNES), betonte in seinem Referat
ueber die Lebensrealitaet in Mittelamerika und insbesondere in El
Salvador, dass sich das Klima in El Salvador verbessert habe. So
sei die staatliche Behoerde zum Schutz der Menschenrechte
gegruendet worden, politische Repressionen haetten aufgehoert und
es gebe freie Wahlen. Das sei allerdings sehr wenig und stelle die
Erwartungen der Bevoelkerung nicht zufrieden, die seit Ende des
Buergerkrieges vor elf Jahren bestuenden.
"Im Gegenteil, ich glaube, dass sich die Situation verschlechtert
hat", unterstrich Ibarra. "Nach dem Ende des Krieges erlebte die
neoliberale Politik einen Aufschwung, viele Unternehmen wurden
privatisiert, der Staat hat aufgehoert, sich um die
Grundbeduerfnisse der BuergerInnen zu kuemmern, Tausende von
ArbeiterInnen wurden entlassen und die Armut in der Bevoelkerung
ist gestiegen", erklaerte er. So seien zehn Prozent der insgesamt
sechs Millionen BuergerInnen El Salvadors auf die Unterstuetzung
mit Lebensmitteln angewiesen.
Nach Abschluss der Friedensvertraege habe es eine Zeit der
Harmonie im Land gegeben. Aber diese Zeit, so Ibarra, habe ihren
Hoehepunkt ueberschritten. Heute verschafften sich die sozialen
Bewegungen, wie die Berufsgenossenschaften, mit ihren Protesten
Gehoer. Sie seien sich darueber im Klaren, dass das neoliberale
Modell nicht in der Lage sei, die schwerwiegenden wirtschaftlichen
Probleme des Landes zu loesen.
Ibarra rief dazu auf, die Zivilgesellschaften in allen
lateinamerikanischen Laendern zu unterstuetzen. Dies gelte
insbesondere fuer die Kontinentale Soziale Allianz (Alianza Social
Continental), die im Rahmen des Weltsozialforums gegruendet wurde,
so der ehemalige Rektor der Lutherischen Universitaet in El
Salvador.
"Das Ziel der Vereinigten Staaten von Amerika ist es, ihren
Einflussbereich von Alaska bis Patagonien auszudehnen, die
Freihandelsvertraege voranzutreiben und die Investitionen
US-amerikanischer Unternehmen zu schuetzen. Dabei bleiben soziale
und Umweltaspekte unberuecksichtigt", kritisierte Ibarra. In einer
ungleichen Beziehung wuerden die USA einerseits Massnahmen zum
Schutz ihrer eigenen Maerkte anwenden, verlangten aber
gleichzeitig die vollkommene Liberalisierung der Maerkte in
Lateinamerika.
"Wir muessen uns dieser Agenda und den Versuchen, eine
Vorherrschaft zu errichten, entgegenstellen und ein Bewusstsein
dafuer schaffen, dass eine *andere Welt moeglich ist', so wie wir
es beim Weltsozialforum in Porto Alegre gelernt haben," ergaenzte
er. Von grosser Bedeutung sei in diesem Zusammenhang die Praesenz
und das Engagement der lutherischen Kirchen. Obwohl der Weg nicht
leicht sei und es dunkle Wolken am Himmel gebe, koenne die Welt
nicht "geheilt" werden, "wenn wir uns nicht dieser ausgrenzenden
Globalisierung entgegenstellten", betonte Ibarra.
Die Vorbereitende Konsultation in San Salvador bildet den
Abschluss einer Reihe von regionalen Vorbereitungstagungen. Den
Anfang machte die Konsultation fuer Nordamerika, die vom 23. bis
26. Januar in Denver (Colorado/USA) stattfand, gefolgt von Europa,
23. bis 26. Februar in Wien (Oesterreich), Asien, 2. bis 6. Maerz
in Medan (Indonesien) und Afrika, 23. bis 26. Maerz in Nairobi(
Kenia). Die Vorbereitende Konsultation der Frauen zur
Vollversammlung fand vom 14. bis 19. November 2002 in Montreux
(Schweiz) statt. Den Abschluss der vorbereitenden Konferenzen
bildet im Juli 2003 eine globale Jugendkonferenz in Guelph in der
Naehe von Toronto (Kanada).
Die Zehnte LWB-Vollversammlung findet von 21. bis 31. Juli 2003 im
kanadischen Winnipeg statt und steht unter dem Thema "Zur Heilung
der Welt". Erwartet werden in Winnipeg etwa 1.000 TeilnehmerInnen,
einschliesslich der 436 Delegierten aus den 136
LWB-Mitgliedskirchen. Die Vollversammlung ist das oberste
Entscheidungsgremium des LWB und tritt in der Regel alle sechs
Jahre zusammen. (663 Woerter)
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern
angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
Quellenangabe abgedruckt werden.
***
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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