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Trennung der Kirchen wird mehr zu einem Skandal vor der Welt


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Fri, 11 Jul 2003 09:33:49 -0500

Kardinal Kasper: Thema der LWB-Vollversammlung "Zur Heilung der
Welt" ist ueberaus aktuell

Rom (Italien)/Genf, 9. Juli 2003 (LWI) - Die Trennung der Kirchen
werde "mehr und mehr zu einem Skandal vor der Welt, ganz
abgesehen davon, dass sie auch dem Willen Jesu Christi
widerspricht", erklaerte Kardinal Walter Kasper, Vorsitzender des
Paepstlichen Rates zur Foerderung der Einheit der Christen, in
einem Gespraech mit der Lutherischen Welt-Information (LWI). Es
muesse alles getan werden, um zur vollen Gemeinsamkeit zu finden,
aber auch um die bereits bestehende Gemeinsamkeit voll zur
Geltung zu bringen. "Wir haben mehr gemeinsam, als uns trennt",
betonte Kasper, der die Delegation der roemisch-katholischen
Kirche leiten wird, die an der Zehnten Vollversammlung des
Lutherischen Weltbundes (LWB) vom 21. bis 31. Juli im kanadischen
Winnipeg teilnimmt.

Das Thema der Vollversammlung "Zur Heilung der Welt" sei ueberaus
aktuell, so Kasper. Die Welt sei nicht heil, sie sei sehr
verwundet durch Krieg und Gewalt, durch Ungerechtigkeit und das
Nord-Sued-Gefaelle. Aber auch im Westen "tun sich neue Kluefte
auf, und ich denke, der Grundauftrag der Kirche ist die Botschaft
der Versoehnung und damit der Heilung und des Friedens unter den
Menschen", betonte der Praesident des Einheitsrates.

Mit grosser Erwartung schaue er auf die Vollversammlung in
Winnipeg, erklaerte Kardinal Kasper, denn seit der Unterzeichnung
der Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre (GE) habe das
Verhaeltnis zwischen der roemisch-katholischen Kirche und dem
Lutherischen Weltbund sowie den lutherischen Kirchen eine neue
Qualitaet und Intensitaet erhalten. "Es bestehen sehr viele
freundschaftliche Beziehungen." Mit der Unterzeichnung der GE am
31. Oktober 1999 sei in der Substanz das wichtigste Problem der
Reformation geloest worden. Jedoch sei weiterhin "noch sehr viel
zu tun an Versoehnungs- und Heilungsarbeit zwischen den Kirchen".

Als ausserordentlich wichtig bezeichnete Kasper, dass der LWB und
die roemisch-katholische Kirche wie kuerzlich im Zusammenhang des
Irak-Konflikts praktisch mit einer Stimme gesprochen und sich
fuer den Frieden in der Welt stark gemacht haetten. "Das scheint
mir ein wichtiges gemeinsames Zeugnis zu sein. Ich hoffe, dass es
Schule macht fuer die Zukunft", so Kasper. Durch ein gemeinsames
Auftreten wachse die Glaubwuerdigkeit des Zeugnisses der
christlichen Kirchen.

Felder der gemeinsamen Arbeit und des gemeinsamen Zeugnisses
seien das gemeinsame Engagement in den Fragen der Gerechtigkeit
in der Welt und auch in der Hilfe fuer von HIV/AIDS Betroffene.
Wahrscheinlich bestehe auch im interreligioesen Dialog
weitestgehend Gemeinsamkeit. Durch diese Zusammenarbeit wachse
auch wieder Vertrauen und tieferes Verstaendnis fuer die Fragen,
"wo wir leider Gottes noch nicht in einer vollen Einheit stehen",
betonte Kasper.

Als wichtigstes Ergebnis in Folge der Unterzeichnung der GE
benannte Kasper, dass sich die roemisch-katholische Kirche und
die Kirchen der lutherischen Gemeinschaft jetzt in der Substanz
einig seien ueber den wesentlichen Inhalt des Evangeliums. "Das
heisst, wir koennen gemeinsam Zeugnis geben in einer Welt, die
mehr und mehr, besonders bei uns im Westen, saekularisiert
geworden ist." Die LWB-Vollversammlung in Winnipeg solle nach
Moeglichkeit ein solches gemeinsames Zeugnis, ein gemeinsames
Wort an eine weithin saekularisierte Welt sein, der die
menschlichen und christlichen Werte immer mehr abhanden kommen.
Eine weitere positive Folge der Unterzeichnung der GE sei, dass
die lutherischen Minderheitskirchen, etwa in Suedamerika, in ganz
anderer Weise ernst genommen wuerden von der katholischen
Mehrheitskirche.

Im Blick auf die gemeinsame Feier des Abendmahls, bzw. die
zumindest gastweise Einladung betonte Kasper, dass die GE ein
Meilenstein sei, aber noch nicht das Ziel. Die GE sei fuer die
roemisch-katholische Kirche noch kein hinreichender Grund, zu
einer gemeinsamen Abendmahlsfeier zu kommen. Als Grund nannte er
neben manchen noch etwas ungeklaerten Fragen der
Eucharistielehre, obwohl da zwischen LutheranerInnen und
KatholikInnen eine grosse Annaeherung bestehe, das
unterschiedliche Kirchen- und Amtsverstaendnis.

"Fuer uns Katholiken bilden die Kirchengemeinschaft und die
Abendmahlsgemeinschaft eine Einheit, man kann sonst leider nicht
zur innersten Gemeinsamkeit, was die Eucharistie bedeutet,
zusammenkommen und dann in unterschiedliche Kirchen
auseinanderlaufen. Ich kann es auch anders ausdruecken:
Wesentlich fuer die Eucharistiegemeinschaft ist fuer uns, dass
man am Ende des eucharistischen Hochgebets Amen sagen kann. In
der katholischen Liturgie antwortet die Gemeinde mit Amen, das
heisst, sie stimmt dem, was geschehen ist und was im Hochgebet
gesagt worden ist, zu. Nur der, der Amen sagen kann, kann dann
auch nachher kommen und die Hand hinhalten, sonst ist die
Kommunion ja nicht ehrlich", erklaerte Kardinal Kasper.

Etwas anderes sei es, dass nach katholischer Auffassung in
begrenzten Einzelfaellen oder unter bestimmten Umstaenden, wenn
ein weltlicher, geistlicher Notstand bestehe, ein/e
nicht-katholische/r ChristIn zum Abendmahl, zur Eucharistie
zugelassen werden koenne. "Also die wirklichen Notfaelle
geistlicher Art, da kann man pastorale Einzelloesungen finden,
aber eine allgemeine Einladung scheint uns, der katholischen
Kirche, im Unterschied zu den Lutheranern im Augenblick noch
nicht moeglich zu sein." Das sei kein Ruhekissen, sondern eine
Herausforderung, alles nur Moegliche zu tun, um weiterzukommen,
betonte Kasper. (784 Woerter)

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
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Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
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