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(LWB) Frieden der Religionen untereinander ist das Gebot des21.


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Wed, 23 Jul 2003 14:07:14 -0500

Zehnte LWB-Vollversammlung in Winnipeg (Kanada), 21. * 31. Juli 2003

PRESSEMITTEILUNG NR: 04

Frieden der Religionen untereinander ist das Gebot des 21. Jahrhunderts 
LWB-Praesident Krause: Armut, HIV/AIDS und der Frieden sind die grossen
Herausforderungen unserer Zeit

Winnipeg (Kanada), 22. Juli 2003 * Der Frieden der Religionen untereinander
und das gemeinsame Eintreten der Religionen gegen den menschenverachtenden
Terrorismus, sei "das Gebot des 21. Jahrhunderts", betonte der Praesident des
Lutherischen Weltbundes (LWB), Landesbischof i. R. Dr. Christian Krause, in
seiner Ansprache zur Eroeffnung der Zehnten LWB-Vollversammlung am 22. Juli
in Winnipeg (Kanada). Die Frage, wie die Weltgemeinschaft mit den
Religionsgemeinschaften und deren radikalen Raendern umgehe, sei dabei eine
neue grosse Herausforderung, so Krause vor den rund 800 TeilnehmerInnen der
Vollversammlung, die vom 21. bis 31. Juli auf Einladung der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada (ELKIK) in Winnipeg stattfindet.
Die Vollversammlung steht unter dem Thema "Zur Heilung der Welt".

Fuer das 21. Jahrhundert genuege es nicht mehr, dass Staaten sich
verpflichteten, ihre Konflikte untereinander mit friedlichen Mitteln
auszutragen. Sie muessten sich weltweit zusammenschliessen, um gemeinsam den
Terrorismus zu bekaempfen und ihren BuergerInnen ein zivilisiertes
Zusammenleben zu sichern. Kampf gegen den Terrorismus sei dabei nicht vom
Kampf fuer Gerechtigkeit und Menschenwuerde zu trennen, erklaerte Krause,
dessen sechsjaehrige Amtszeit als LWB-Praesident mit dieser Vollversammlung
endet.

Das Voelkerrecht koenne den Frieden icht sichern, wenn die USA dieses
Voelkerrecht nicht respektierten, sondern an seine Stelle das Recht des
Staerkeren setzten. Dies sei eine Lehre des juengsten Irak-Krieges, so der
LWB-Praesident. Die einzig verbliebene Weltmacht, die USA, sei gegenwaertig
militaerisch so ueberlegen, dass sie militaerisch keinen Gegner in der Welt
zu fuerchten habe und sie sei entschlossen, den Krieg als Mittel der Politik
einzusetzen, wo das in ihrem Interesse liege, kritisierte Krause. Zwar
haetten die Vereinten Nationen diesen Krieg im Sicherheitsrat mehrheitlich
abgelehnt, sie seien aber zu schwach gewesen, ihn zu verhindern. Auch die
Proteste von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt haetten nichts
bewirkt. 

Da nur ein winziger Teil der weltweit rund 1,2 Milliarden MuslimInnen mit
dem Terrorismus sympathisiere, komme alles darauf an, den Islam oder andere
Religionen nicht pauschal mit Terrorismus gleichzusetzen. Fundamentalismus
gebe es ebenso in anderen Religionen so zum Beispiel auch im Christentum und
im Judentum. Der Kampf gegen den Terrorismus muesse daher moeglichst alle
Staaten der Welt einschliessen, auch und gerade solche mit ueberwiegend
muslimischer Bevoelkerung. Er duerfe nie zum Kampf der Kulturen oder gar der
Religionen werden, forderte Krause. 

Sich kennen zu lernen, Neugierde fuer einander zu entwickeln und sich
gegenseitig einzuladen, seinen dringend notwendige erste Schritte. Noetig sei
ein Dialog, der den Frieden wolle und deshalb im Islam die Potenziale zu
staerken suche, die auf Gewaltfreiheit, Toleranz und Menschenrechte zielten.
Es gehe um den Versuch, Gemeinsamkeiten zu finden, ganz aehnlich, wie dies im
innerchristlichen oekumenischen Dialog geschehen sei. Im Umgang der
christlichen Kirchen untereinander sei nach langen Muehen die Formel von der
"versoehnten Verschiedenheit" gefunden worden, moeglicherweise sei im
Verhaeltnis zwischen Christentum und Islam das gleiche Ziel anzusteuern,
regte Krause an.

Wer dazu beitragen wolle, den religioesen Fundamentalismus mit allen
Bedrohungen is hin zum Terrorismus zu ueberwinden und zugleich einer
neo-liberalen Beliebigkeit und Bindungslosigkeit zu wehren, muesse im eigenen
Haus der Weltchristenheit ansetzen. "Wir brauchen neue oekumenische Modelle,
um einander auch ueber die internen Grenzen hinweg begegnen, die anstehenden
Kontroversen konstruktiv untereinander austragen und miteinander Gottesdienst
feiern zu koennen", so der LWB-Praesident. Vermutlich wuerden solche Modelle
in Zukunft mehr die Gestalt von Glaubensbewegungen als von institutioneller
Kirchlichkeit haben, hier sei viel Fantasie und Engagement gefragt.

In den kommenden Tagen werde es in den Diskussionen waehrend der
Vollversammlung darum gehen, Wege zur Gerechtigkeit und zur Bewahrung der
Wuerde der Schoepfung Gottes zu markieren und fuer die kuenftige Arbeit des
LWB zu benennen, erklaerte Krause. Gleiches gelte fuer die Erarbeitung von
Modellen der Einheit, der globalen Verstaendigung und der Versoehnung ueber
die bitteren Graeben hinweg, die den Frieden unserer Welt bedrohten. Am
Beginn des 21. Jahrhunderts habe die Welt ein dramatisch veraendertes
Aussehen. 

Als grosse Herausforderungen fuer die Weltgemeinschaft des 21. Jahrhunderts
benannte der LWB-Praesident neben der Schaffung von Frieden die Armut und die
HIV/AIDS-Pandemie, hinter denen sich ein schier uferloses Ausmass an
Ungerechtigkeit, Hunger, Krankheit, Flucht, Unterdrueckung und Entwuerdigung
auf allen Ebenen menschlicher Existenz verberge. Der Nord-Sued-Konflikt
dauere an und verschaerfe sich mit jedem Jahr, so dass sich die Schere
zwischen den reichen und den armen Laendern immer weiter oeffne. 

Mit Blick auf die am 31. Oktober 1999 in Augsburg (Deutschland) von
VertreterInnen des LWB und der roemisch-katholischen Kirche unterzeichnete
Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre (GE) erklaerte Krause, er
empfinde es "als ein grosses Glueck und als den wichtigsten theologischen
Ertrag der Jahre, in denen ich den Lutherischen Weltbund fuehren durfte",
dass diese Verstaendigung gelungen sei. Nach fast 500 ahren eines bitteren
Konflikts, der Europa teilte und Kriege, Verfolgung und Vertreibung nach sich
gezogen habe, haetten LutheranerInnen und KatholikInnen gemeinsam aussprechen
koennen, dass die Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade durch den
Glauben die zentrale christliche Botschaft auch fuer das 21. Jahrhundert sei.
Die Einladung zum Abendmahl oekumenisch offen zu halten, wuensche er sich
auch von den roemisch-katholischen Geschwistern und er wiederhole diesen
Wunsch beharrlich um der Gemeinschaft in Christus willen, so Krause. 

Seit der Gruendung des LWB 1947 habe sich die Zahl der Mitgliedskirchen
nahezu verdreifacht. Diese erhebliche Ausdehnung des globalen Netzes des LWB
mit heute 136 Mitgliedskirchen in 76 Laendern habe sich im wesentlichen auf
Kirchen und Laender in der suedlichen Hemisphaere erstreckt. Diese von Jahr
zu Jahr wachsende Tendenz bedeute eine Gewichtsverlagerung von Norden nach
Sueden mit erheblichen inhaltlichen, theologischen wie ekklesiologischen
Konsequenzen, betonte Krause. 

Waehrend die Kirchen des Nordens meist mit schrumpfenden Mitgliederzahlen
konfrontiert seien, sei im Sueden ein oft erhebliches Wachstum festzustellen,
was in erster Linie auf charismatische, geistbewegte Gemeinden und
Gemeinschaften zu beziehen sei. An die Stelle parochialer Kirchlichkeit mit
ihren Institutionen und Organisationsstrukturen wuerden ganz unterschiedliche
Formen spiritueller Bewegungen treten. Laut Krause wird die Zukunft der
Weltchristenheit und ihrer Auswirkung auf die Geschicke der Menschheit
wesentlich davon abhaengen, ob und wie es gelingt, die historischen
Konfessionskirchen mit den vielgestaltigen, charismatischen Gemeinden und
Bewegungen zu integrieren oder doch zumindest in einem oekumenischen Verbund
beieinander zu halten. 

Was ihn im Augenblick zwischen Abschied und Aufbruch persoenlich am meisten
bewege, sei eine "tief empfundene Dankbarkeit vor Gott fuer das Geschenk der
Gemeinschaft in Christus ueber alle Grenzen und Trennungen hinweg", so
Krause. Er dankte fuer dasihm geschenkte Vertrauen, die ueberwaeltigende
Gastfreundschaft und geschwisterliche Naehe. Weiterhin dankte der
LWB-Praesident der gastgebenden Kirche und ihrem Bischof Raymond Schultz fuer
die Einladung nach Kanada und die gemeinsam mit dem LWB-Stab vorbereitete
Vollversammlung. (1.068 Woerter)

Die Zehnte LWB-Vollversammlung vom 21. bis 31. Juli 2003 im kanadischen
Winnipeg steht unter dem Thema: "Zur Heilung der Welt". Gastgeberin der
Vollversammlung ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Kanada (ELKIK).

An der Zehnten Vollversammlung mit rund 700 TeilnehmerInnen, nehmen 356
Delegierte der 133 LWB-Mitgliedskirchen sowie VertreterInnen der drei
assoziierten Mitgliedskirchen teil. Die in der Regel alle sechs Jahre
stattfindenden LWB-Vollversammlung ist das oberste Entscheidungsorgan des
LWB. Zwischen den Vollversammlungen fuehren der Rat und sein Exekutivkomitee
die Geschaefte des LWB. 

Weitere Informationen, Video- und Audionews (in englischer Sprache) sowie
Fotos finden Sie auf der Vollversammlungs-Webseite:
www.lwb-vollversammlung.org 

Zur Bestellung von Fotos zur LWB-Vollversammlung wenden Sie sich bitte an:
LWF-Photo@lutheranworld.org 

Bei Anfragen wenden Sie sich bitte an: Dirk-Michael Groetzsch,
dmg@lutheranworld.org, Mobil: +1/204-333.1754 

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 136
Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der weltweit rund 65,4 Millionen
LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.


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