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(LWB) LWB-Schatzmeisterin ruft zu nuechterner Einstellung


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Wed, 23 Jul 2003 15:43:30 -0500

Zehnte LWB-Vollversammlung in Winnipeg (Kanada), 21. * 31. Juli 2003

PRESSEMITTEILUNG NR: 10

LWB-Schatzmeisterin ruft zu nuechterner Einstellung beim Umgang mit Finanzen
auf
Inger Wremer fordert "ernsthafte" Diskussion um Prioritaeten

Winnipeg (Kanada), 22. Juli 2003 * Die Schatzmeisterin des Lutherischen
Weltbundes (LWB) Inger Johanne Wremer hat sich beeindruckt gezeigt von der
finanziellen Solidaritaet der Mitgliedskirchen in den letzten sechs Jahren.
Gleichzeitig rief sie zu einer "nuechternen Einstellung zur Finanzstrategie
und zum Umgang mit den finanziellen Ressourcen" in Zeiten sinkender
Einkuenfte auf.

"Die Jahre seit der Vollversammlung in Hongkong waren eine grosse
Bereicherung fuer den LWB. Aber in finanzieller Hinsicht waren es auch harte
und anspruchsvolle Jahre", sagte die Schatzmeisterin heute in ihrem Bericht
an die Zehnte LWB-Vollversammlung.

Der LWB verzeichnete zwischen der Neunten Vollversammlung 1997 in Hongkong
(China) und der jetzigen Gesamteinnahmen von 580 Millionen US-Dollar. Davon
seien 524 Millionen fuer Programme, Projekte und Nothilfe bestimmt gewesen,
fuehrte Wremer aus. 

Sie sei dankbar fuer die finanziellen Mittel, die dem LWB zur Verfuegung
stuenden, doch sie zeigte sich besorgt darueber, "dass der Bedarf der
Mitgliedskirchen groesser ist als die Ressourcen, die zur Deckung dieses
Bedarfs vorhanden sind. Selbst in Arbeitsbereichen, die als Prioritaet
erachtet werden, stehen nicht immer die erforderlichen Mittel bereit", sagte
Wremer.

Die Schatzmeisterin ist seit Juni 2000 im Amt und ist Mitglied der
Norwegischen Kirche. In ihrem Bericht wies sie darauf hin, dass ein Grossteil
der Finanzen des LWB fue spezifische Programme und Projekte bestimmt sei, so
dass wenig Spielraum bestehe. Wremer drueckte ihre Hoffnung aus, dass in
Zukunft mehr Mittel zur Verfuegung stuenden, die nicht zweckgebunden seien,
damit der LWB noch flexibler arbeiten und rasch auf neue Situationen und
Herausforderungen der Mitgliedskirchen reagieren koenne. 

Genfer LWB-Sekretariat stark betroffen

Die weiterhin sinkenden Einnahmen beeintraechtigten das LWB-Sekretariat in
Genf, fuehrte Wremer aus. In den meisten Jahren seit der Vollversammlung in
Hongkong haetten sich die Wechselkursschwankungen zu Ungunsten des LWB
ausgewirkt. Deswegen sei das Koordinationsbudget (A-Budget) zwischen 1998 und
2002 um zehn Prozent gesunken, auf das jetzige tragfaehige Niveau von 9,5
Millionen US-Dollar.

Die Schatzmeisterin fuehrte diese sinkenden Einnahmen auf eine Abwertung des
US-Dollars gegenueber dem Schweizer Franken um 20 Prozent zurueck. Dadurch
verteuerten sich die in Genf anfallenden Kosten und erschwerten die
Bemuehungen um einen ausgeglichenen Haushalt. 

Zwar habe der LWB keinen Einfluss auf diese Faktoren, doch sie wirkten sich
erheblich auf die allgemeine Finanzlage aus. Deswegen, so Wremer, sei es in
den letzten Jahren schwierig gewesen, ein ausgeglichenes A-Budget vorzulegen.
Im September 2002 hatte der Rat einen Beschluss verabschiedet, in dem fuer
die Jahre 2004 und 2005 jeweils ein ausgeglichener Haushalt gefordert wurde.
Die Zahl der MitarbeiterInnen in Genf verringerte sich von 92 im Jahr 1997
auf 86 im April 2003. "Die geringeren Einnahmen koennten zu einem weiteren
Abbau der Belegschaft fuehren", warnte Wremer. 

Nach Meinung der Schatzmeisterin erfordern Einnahmeeinbussen eine "aeusserst
umsichtige" Vorgehensweise, indem Personalkosten sowie die Ausgaben allgemein
verringert werden und Stellen fuer einige Zeit unbesetzt bleiben. Die
ruecklaeufigen Einnahmen spiegelten die schwierige wirtschaftliche Lage
einiger Mitgliedskirchen wider, sagte Wremer. "Es muss jedoch betont werden,
dass die meisten Mitgliedskirchen zum Hauhalt beitragen, so viel sie nur
irgend koennen", betonte sie. 

Die schwierige Finanzlage hat auch Folgen fuer die freien Ruecklagen des
LWB. 1998 betrugen sie noch 6,7 Millionen US-Dollar, Ende 2002 nur noch 4,9
Millionen. Laut Wremer ist die Lage aber dank strenger Haushaltskontrolle
vertretbar. Doch seien "Besonnenheit und radikale Prioritaetensetzung
innerhalb des LWB" notwendig. 

Die Schatzmeisterin drueckte ihre Sorge darueber aus, dass die Einnahmen
auch in Zukunft weiter zurueckgehen koennten. "Dieser Faktor muss bei der
Diskussion ueber die Ziele des LWB sowie bei der Prioritaetensetzung
beruecksichtigt werden." Sie hoffe, dass der bei der Zehnten Vollversammlung
gewaehlte Rat "ernsthaft" ueber die Prioritaeten diskutiere, die in den
kommenden Jahren die zentralen Aufgaben des LWB sein sollen. "Wenn sich die
Finanzlage nicht verbessert, so muessen die Aktivitaeten eingeschraenkt
werden", sagte Wremer.

Der LWB bezieht seine Einnahmen aus Zuwendungen von Kirchen zu den
Programmen, Projekten und zum Koordinierungshaushalt, ausserdem aus
Zuwendungen von kirchennahen Organisationen, die zum Grossteil zweckgebunden
sind fuer Entwicklungs-, Not- und Soforthilfe, sowie fuer
Menschenrechtsarbeit. 

Zu den jaehrlichen Mitgliedsbeitraegen sagte Wremer, sie seien eine wichtige
Einnahmequelle fuer den LWB und ein Ausdruck der Verbundenheit mit der
Gemeinschaft. Bei der Ressourcen-Konsultation 1999 wurde beschlossen, einen
"fairen Mitgliedsbeitrag" auf der Grundlage der Mitgliederzahl einer Kirche
und des Bruttosozialprodukts des jeweiligen Landes zu errechnen. Die meisten
Mitgliedskirchen haetten ihren Beitrag bereits angepasst, andere seien noch
bemueht, den neuen, fairen Beitrag zu erreichen.

Wremer hofft, dass die Einnahmen aus den Mitgliedsbeitraegen in Zukunft
nicht nur stabil bleiben, sondern in den kommenden Jahren wieder ansteigen
und die errechnete Summe der fairen Mitgliedsbeitraege aller Mitgliedskirchen
erzielt wird. Denn dann werde sich die Lage des Genfer
Koordinierungshaushaltes deutlih entspannen, und der LWB werde seinen
Mitgliedskirchen die von ihnen benoetigten Dienste noch besser leisten
koennen. "Ich moechte daher dringend empfehlen, dass alle Mitglieder des LWB
den Betrag ihres fairen Mitgliedsbeitrags zahlen", betonte Wremer.
"Angesichts der gegenwaertigen Lage muessen die Erwartungen den finanziellen
Tatsachen angepasst werden, waehrend der LWB gleichzeitig neue Finanzquellen
erschliessen muss."

Eine stabilere Finanzlage erscheint besonders wichtig, um die Projekte der
Mitgliedskirchen sicherzustellen, von denen Wremer beispielhaft einige
erwaehnte. 

Kirchen reagieren auf die HIV/AIDS-Pandemie 

Ziel dieses Programms ist es, die LWB-Mitgliedskirchen an einer offenen
Diskussion ueber HIV/AIDS zu beteiligen, und sie dadurch zu aktivem und
couragiertem Handeln zu ermutigen.

Nothilfe und Wiederaufbauprojekt in Aethiopien

Im vergangenen Jahr halfen die Aethiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus
und der LWB 114.620 Menschen in vier Gegenden mit 2.691 Tonnen von der
Europaeischen Union gespendeten Lebensmitteln.

Der LWB hat zudem der Staerkung der organisatorischen und institutionellen
Faehigkeiten kleinerer Kirchen, besonders im Sueden, Prioritaet eingeraeumt.
In Asien etwa sind Missionsprogramme und *projekte auf die verstaerkte
Beteiligung kleinerer Kirchen ausgerichtet.

Von vielen Mitgliedskirchen wurde ausserdem die Notwendigkeit betont,
kleinere Kirchen auch in theologischen Angelegenheiten zu unterstuetzen. 

Positive Entwicklung: Der LWB-Stiftungsfonds

Als einen der bisher positivsten Aspekte der finanziellen Entwicklung des
LWB erwaehnte Wremer den LWB-Stiftungsfonds. Globale Wirtschaftskrisen,
Rezessionen und Wechselkursschwankungen bei den Beitraegen von den
Mitgliedskirchen koennten jedoch die Taetigkeit des LWB gefaehrden. 

Wremer betonte auch die Bedeutung der oekumenischen Arbeit fuer den LWB und
die Mitglieder des Weltbundes. Der LWB sollte ihrer Meinung nach seine
Kooperation mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) weiter ausbauen. Ein
Moeglichkeit koenne sein, Vollversammlungen in Abstimmung miteinander
abzuhalten. 

Die Schatzmeisterin erwaehnte den Fall des Auguste Victoria-Krankenhauses in
Jerusalem. Es habe unter schwierigen politischen und finanziellen Bedingungen
arbeiten muessen. Der Steuerstreit mit den israelischen Behoerden, die auf
Zahlung einer Arbeitgebersteuer bestuenden, werfe einen Schatten auf die
kuenftige Existenzfaehigkeit des Krankenhauses. Der LWB habe bei einem
hoeheren Gericht Einspruch eingelegt und sich gleichzeitig zusammen mit den
Mitgliedskirchen um politische Unterstuetzung von verschiedenen Regierungen
bemueht, berichtete Wremer. "Um den dortigen Mitgliedskirchen sowie den
PalaestinenserInnen ein Zeichen der Hoffnung zu geben, moechte ich die
Mitgliedskirchen zur Fuerbitte fuer das Krankenhaus und zu Beitraegen fuer
seine finanzielle Absicherung ermutigen, beispielsweise durch besondere
Kollekten", so Wremer weiter.

Die wirtschaftliche Lage und finanziellen Moeglichkeiten der Kirchen, die
Gemeinschaft zu unterstuetzen, variieren betraechtlich. Nach den
Ausfuehrungen der Schatzmeisterin fehlen von den 136 Mitgliedskirchen in 76
Laendern einigen die wirtschaftlichen Mittel, in vollem Umfang am LWB
teilzuhaben oder das neu gesteckte Ziel zu erreichen, den fairen
Mitgliedsbeitrag zu leisten. "Reichere Kirchen koennten helfen, indem sie
zusammen mit Partnerorganisationen Tendenzen zur Kraeftekonzentration
abbauen. Die Staerkung der finanziellen und organisatorischen Faehigkeiten
kleinerer Kirchen ist eine wichtige Aufgabe", betonte Wremer.

Quo vadis, LWB?

Zum Schluss ihrer Ausfuehrungen gab die Schatzmeisterin einen Ausblick in
die Zukunft der Organisation. Der Weg sollte ihrer Meinung nach die
"Staerkung der Unabhaengigkeit in gegenseitiger Verantwortlichkeit" sein.
Ressourcen und Erfahrungen muessten miteinander geteilt, gemeinsam
durchgefuehrte Missionsprogramme gefoerdert werden. "Als unterstuetzende
Kirchengemeinschaft wird dies auch in Zukunft unsere Aufgabe sein", schloss
Wremer. (1.256 Woerter)

Die Zehnte LWB-Vollversammlung vom 21. bis 31. Juli 2003 im kanadischen
Winnipeg steht unter dem Thema: "Zur Heilung der Welt". Gastgeberin der
Vollversammlung ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Kanada (ELKIK).

An der Zehnten Vollversammlung mit rund 700 TeilnehmerInnen, nehmen 356
Delegierte der 133 LWB-Mitgliedskirchen sowie VertreterInnen der drei
assoziierten Mitgliedskirchen teil. Die in der Regel alle sechs Jahre
stattfindenden LWB-Vollversammlung ist das oberste Entscheidungsorgan des
LWB. Zwischen den Vollversammlungen fuehren der Rat und sein Exekutivkomitee
die Geschaefte des LWB. 

Weitere Informationen, Video- und Audionews (in englischer Sprache) sowie
Fotos finden Sie auf der Vollversammlungs-Webseite:
www.lwb-vollversammlung.org 

Zur Bestellung von Fotos zur LWB-Vollversammlung wenden Sie sich bitte an:
LWF-Photo@lutheranworld.org 

Bei Anfragen wenden Sie sich bitte an: Dirk-Michael Groetzsch,
dmg@lutheranworld.org, Mobil: +1/204-333.1754 

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 136
Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der weltweit rund 65,4 Millionen
LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.


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