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(LWB) Gleiches Recht fuer alle bedeutet nicht Gerechtigkeitfuer


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Wed, 30 Jul 2003 18:10:39 -0500

Zehnte LWB-Vollversammlung in Winnipeg (Kanada), 21. * 31. Juli 2003

PRESSEMITTEILUNG NR: 39

Gleiches Recht fuer alle bedeutet nicht Gerechtigkeit fuer alle
Indigene Voelker Kanadas fordern Selbstbestimmung

Winnipeg (Kanada), 30. Juli 2003 - "Du musst deine Sprache sprechen," mit
diesem Satz ihrer Mutter kurz vor deren Tod begann fuer Marie Frawley-Henry,
heute Direktorin fuer Internationale Angelegenheiten der "Assembly of First
Nations" (AFN), der Interessenvertretung der indigenen Voelker Kanadas, die
"Reise zur Heilung". Frawley-Henry erzaehlte den TeilnehmerInnen der Zehnten
Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) am Dienstag, 29. Juli, in
Winnipeg (Kanada), sie habe ihren urspruenglichen Namen "Heiliges Wasser"
verloren, als sie zwangsweise in eine kirchliche Internatsschule gebracht
wurde * eine bis Ende der 60er Jahre uebliche Praxis in Kanada, um die Kinder
der First Nations zu assimilieren. Erst der Satz ihrer Mutter habe sie dazu
gebracht, sich ihrer Wurzeln wieder bewusst zu werden.

Frawley-Henrys Geschichte ist ein Beispiel fuer die Entwurzelung der
indigenen Voelker Kanadas und ihre Bevormundung durch Regierung und
Behoerden. Bis in die 70er Jahre seien ihre Angehoerigen "verwaltet" worden,
erst dann habe man zoegerlich begonnen, ihnen Selbstverwaltungsrechte
einzuraeumen, so Frawley-Henry. In der kanadischen Verfassung (Constitution
Act) wurden 1982 die bestehenden Rechte der First Nations bestaetigt. 1985
wurde die AFN gegruendet, um die Beziehungen zu den eingewanderten
KanadierInnen zu verbessern und ihnen bei der Durchsetzung ihrer Rechte zu
helfen. Ihr gehoeren 633 First Nations Kanadas mit insgesamt etwa 70.000
Menschen an, die von ihr unter anderem in juristischen, sozialen,
wirtschaftlichen und umweltpolitischen Fragen beraten und vertreten werden.

In der Praxis war die Rechtsprechung laut Pfr. Dr. David Pfrimmer, Direktor
des "Lutheran Office for Public Policy" der Evangelisch-Lutherischen Kirche
in Kanada (ELKIK), auf Bundes- und Provinzebene nicht immer eindeutig.
Streitfaelle mussten in zunehmendem Masse vom Obersten Gerichtshof
entschieden werden. Der geplante "First Nations Governance Act", der
einheitliches Recht schaffen soll, wird allerdings von der AFN abgelehnt,
weil er eben durch den Grundsatz der Vereinheitlichung auf die jeweils
besonderen Beduerfnisse der First Nations keine Ruecksicht nehme und daher
kolonialistisch sei, erlaeuterte Pfrimmer. Damit werde die Selbstbestimmung
und Selbstverwaltung aufs Neue unterhoehlt, laute der Vorwurf der AFN.

Eine Reaktion auf diese Auseinandersetzung sei der Runde Tisch gewesen, den
VertreterInnen mehrerer kanadischer Kirchen am 19. Maerz 2003 mit
VertreterInnen der AFN und des kanadischen Ministeriums fuer Angelegenheiten
der indigenen Bevoelkerung in Ottawa (Kanada) abhielten, so Pfrimmer. Das
Ergebnis war eine oekumenische Stellungnahme, in der die Kirchenfuehrer der
anglikanischen, der roemisch-katholischen, der presbyterianischen, der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada und der Vereinigten Kirche Kanadas
sowie des Zentralkomitees der Mennoniten Kanadas und des LWB den First
Nations ihre Solidaritaet und Unterstuetzung zusicherten in ihrem Bestreben
nach Selbstbestimmung. Die Generalsynode der ELKIK und ihr Nationalbischof
Raymond Schultz haetten den kanadischen Premierminister ersucht, die Annahme
des "First Nations Goverance Act" auszusetzen, bis eine Uebereinkunft mit der
AFN getroffen sei, so Pfrimmer. (449 Woerter)

Die Zehnte LWB-Vollversammlung vom 21. bis 31. Juli 2003 im kanadischen
Winnipeg steht unter dem Thema: "Zur Heilung der Welt". Gastgeberin der
Vollversammlung ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Kanada (ELKIK).

An der Zehnten Vollversammlung mit rund 820 TeilnehmerInnen, nehmen 380
Delegierte der 133 LWB-Mitgliedskirchen sowie VertreterInnen der drei
assoziierten Mitgliedskirchen teil. Die in der Regel alle sechs Jahre
stattfindenden LWB-Vollversammlung ist das oberste Entscheidungsorgan des
LWB. Zwischen den Vollversammlungen fuehren der Rat und sein Exekutivkomitee
die Geschaefte des LWB. 

Weitere Informationen, Video- und Audionews (in englischer Sprache) sowie
Fotos finden Sie auf der Vollversammlungs-Webseite:
www.lwb-vollversammlung.org 

Zur Bestellung von Fotos zur LWB-Vollversammlung wenden Sie sich bitte an:
LWF-Photo@lutheranworld.org 

Bei Anfragen wenden Sie sich bitte an: Dirk-Michael Groetzsch:
dmg@lutheranworld.org Mobil: +1/204-333.1754 

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 136
Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der weltweit rund 65,4 Millionen
LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.


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