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Title: ORK Zentralausschuss Zusammenfassung


From "WCC Media" <Media@wcc-coe.org>
Date Tue, 02 Sep 2003 14:50:53 +0200

Oekumenischer Rat der Kirchen  
Pressemitteilung 03-29.20g  
zur Veroeffentlichung frei  
2. September 2003  

ZENTRALAUSSCHUSS					 Nr. 20  

Zusammenfassung  

Neuer OeRK-Generalsekretaer Samuel Kobia will afrikanische Akzente setzen  
OeRK startet Vorbereitungen f|r Neunte Vollversammlung 2006 in Porto Alegre  

Die Wahl eines neuen Generalsekretdrs, Debatten |ber neue Formen vkumenischer
Zusammenarbeit und die Situation behinderter Menschen in Kirche und
Gesellschaft prdgten die Beratungen des Zentralausschusses des Vkumenischen
Rates der Kirchen (VRK), der vom 26. August bis 2. September in Genf tagte.
Daneben wurden Weichen f|r die Neunte VRK-Vollversammlung 2006 in Porto
Alegre (Brasilien) gestellt.   

Zum neuen VRK-Generalsekretdr wdhlte der Zentralausschuss Pfarrer Dr. Samuel
Kobia (56) von der Methodistischen Kirche von Kenia. In nichtvffentlicher
Sitzung erhielt der Direktor und Sonderbeauftragte des VRK f|r Afrika eine
deutliche Mehrheit der 134 abgegebenen Stimmen. Sein Gegenkandidat war der
lutherische Theologe Dr. Trond Bakkevig aus Norwegen.  

Kobia tritt im Januar 2004 die Nachfolge des deutschen Theologieprofessors
Dr. Konrad Raiser an, der Ende des Jahres nach elfjdhriger Amtszeit in den
Ruhestand geht. Er wird der erste Afrikaner im Chefb|ro des VRK sein.  

"Afrikaner/innen haben die Fdhigkeit, Freude am Leben zu haben inmitten des
Todes, und zu hoffen in Situationen, die hoffnungslos erscheinen", sagte
Kobia. Er sei schon durch sehr schwierige Situationen gegangen und die
Fdhigkeit zu hoffen, habe ihn dabei getragen.	

Fragen nach mvglichen Dnderungen im Arbeitsstil des VRK beantwortete der
designierte Generalsekretdr mit dem Hinweis auf das vom VRK im Grundsatz
beschlossene Konsensusverfahren bei Entscheidungsfindungen. Afrikaner/innen
seien mit dieser Methode vertraut. Er sei f|r einen beratenden,
mitbestimmenden und "zuhvrenden" Arbeitsstil.	

Der VRK-Zentralausschuss entschied auf seiner Sitzung in Genf weiterhin, dass
die Neunte Vollversammlung des VRK im Februar 2006 unter dem Thema: "God, in
your grace, transform the world" (vorldufige deutsche Fassung: "Gott, in
deiner Gnade, verdndere die Welt") stehen soll. \ber den endg|ltigen Wortlaut
des Vollversammlungsthemas in deutscher, englischer, franzvsischer,
portugiesischer und spanischer Sprache soll das Treffen der Leitenden
Amtstrdger/innen des VRK im November beschliessen.   

Als schweren Verstoss gegen das Vvlkerrecht wertete der Zentralausschuss den
Krieg gegen den Irak. In einer Erkldrung wurde der Aufbau einer
\bergangsverwaltung unter Leitung der Vereinten Nationen "verbunden mit dem
unverz|glichen und geordneten Abzug der Besatzungstruppen" verlangt.   

Erneut hat der VRK die vvlkerrechtswidrige Besetzung paldstinensischer
Gebiete durch Israel verurteilt und die Errichtung einer so genannten
Sicherheitsmauer im Westjordanland scharf kritisiert. Die teilweise bereits
fertiggestellte acht Meter hohe Mauer mit einer angeblich geplanten
Gesamtldnge von 370 Kilometern treibe die Bewohner/innen paldstinensischer
Dvrfer und Stddte weiter in die Isolation.  

In weiteren Erkldrungen werden rechtswidrige Festnahmen und Folter durch
Polizeikrdfte und Milizen in Simbabwe verurteilt. Das simbabwische Volk sei
Opfer eskalierender staatlicher Gewalt und der Verletzung menschlicher
Grundrechte. In einer Erkldrung zu Liberia wird die Hoffnung ausgedr|ckt,
dass nach dem erzwungen R|ckzug des bisherigen Prdsidenten Charles Taylor die
vorgesehene \bergangsregierung die Voraussetzung f|r freie Wahlen vor Ende
2005 schafft.	

In einer Erkldrung zu Europa rief der Zentralausschuss die Mitgliedskirchen
der Region zu einer aktiven Mitgestaltung des europdischen Einigungsprozesses
auf. Der Zentralausschuss verabschiedete dazu Leitlinien. Ferner stimmte er
einer Erkldrung zu, in der vor neuen Trennungen entlang historischer,
religivser, ethnischer und vkonomischer Barrieren gewarnt wird. An die
Kirchen wird appelliert, beim weiteren EU-Einigungsprozess jene Bereiche
aufmerksam zu verfolgen, in denen Europa globale Verantwortung zukomme wie
Handel und Entwicklung, Umwelt, Frieden und Konfliktprdvention, Migration und
Asyl sowie Menschenhandel und Rassismus.   

Auf der Grundlage eines Dokuments unter dem Titel "Kirche aller", das vom
"Netzwerk der vkumenischen Anwaltschaft f|r behinderte Menschen" (EDAN) des
VRK verfasst wurde, stellte der Zentralausschuss fest, dass Menschen mit
Behinderung nach wie vor nicht den ihnen geb|hrenden Platz in Kirche und
Gesellschaft erhalten. Der Zentralausschuss beschdftigte sich mit der Frage,
was die Kirchen zur Dnderung dieser Situation beitragen kvnnten.   

Die Kirchen werden im Blick auf behinderte Menschen aufgefordert, stdrker
|ber die Gottesdienst-gestaltung nachzudenken. Die Sprache im Gottesdienst
sollte sensibel sein. Verletzende Formulierungen in einem Schuldbekenntnis
wie "Die S|nde hat uns entstellt" m|ssten vermieden werden. Plddiert wird
auch f|r den stdrkeren Einsatz non-verbaler Gottesdienstelemente und
visueller Darstellungen. Vor allem aber sollte im Gottesdienst auf
Verhaltensweisen von Besuchern/innen geachtet werden, die - bewusst oder
unbewusst - Barrieren f|r Menschen mit Behinderungen aufrichten.   

Nach dem Sudan in diesem Jahr bilden die Vereinigten Staaten von Amerika im
kommenden Jahr den Schwerpunkt der vom VRK ausgerufenen weltweiten Dekade zur
\berwindung der Gewalt (2001-2010). Die Kirchen des Landes seien besonders
gefordert, sich mit den vielfdltigen Formen von Gewalt auseinanderzusetzen,
heisst es im entsprechenden Beschluss. Der VRK mvge sie ermutigen, sich f|r
Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen und den Begriff der "Einen Welt" in den
Vordergrund zu r|cken. Als Schwerpunkte der Dekade f|r die Jahre 2005 und
2006 legte der Zentralausschuss Asien und Lateinamerika fest.  

In seinem Bericht vor dem Zentralausschuss hat der Vorsitzende des
Zentralausschusses, Seine Heiligkeit Aram I. von Kilikien, die Bedeutung des
interreligivsen Dialogs im Zeitalter der Globalisierung hervorgehoben. Die
Globalisierung f|hre immer mehr Menschen ungeachtet ihrer Religion, Rasse
oder Kultur zusammen, betonte der seit |ber 25 Jahren im VRK aktive orthodoxe
Theologe. Jahrhunderte lang hdtten Religionen ihre eigenen Gemeinschaften,
ihr eigenes Ethos, ihre eigenen theologischen, ethischen und
kirchenrechtlichen Mauern aufgebaut, um sich selbst zu sch|tzen. Heute nehme
eine neue "Kultur der Koexistenz" Gestalt an. Religivse Gemeinschaften, die
in der Vergangenheit einen oft ambivalenten Einfluss auf die Weltpolitik
gehabt hdtten, forderte der Vorsitzende auf, "Br|cken des Vertrauens" zu
bauen.	 

In seinem letzten Bericht vor dem Zentralausschuss unterstrich der scheidende
VRK-Generalsekretdr Konrad Raiser noch einmal die Notwendigkeit einer "neuen
Architektur" f|r den Vkumenischen Rat der Kirchen und die vkumenische
Bewegung. Die Zukunft der vkumenischen Bewegung d|rfe nicht allein den
verfassten Kirchen |berlassen bleiben. Der VRK m|sse versuchen, auch andere
Trdger der vkumenischen Bewegung wie Entwicklungsdienste und
Missionsgesellschaften aber auch Pfingstkirchen und evangelikale Bewegungen
sowie die rvmisch-katholische Kirche miteinander ins Gesprdch zu bringen.   

Das vielfdltige Wirken Konrad Raisers f|r die Vkumene wurde am Sonntag, 31.
August, bei einem Abschiedsgottesdienst im Vkumenischen Zentrum und einem
Empfang im Vkumenischen Institut Bossey gew|rdigt. Im Gottesdienst
bezeichnete Aram I. "Qualitdt, Engagement und Vision" als Schl|sselbegriffe
f|r Raisers Einsatz im VRK. "Mit seinem umfassenden Wissen, seinem scharfen
analytischen Verstand und seinem grossen Engagement wird Konrad mit
Sicherheit einer der f|hrenden Kvpfe der vkumenischen Bewegung bleiben",
sagte der Vorsitzende des Zentralausschusses.  

F|r Raiser steht im Mittelpunkt, wie die vkumenische Bewegung neue Impulse
erhalten kvnne. "Darum geht es bei der ganzen Diskussion um eine Neuordnung
der Arbeit des Vkumenischen Rates." Mit seinem Nachfolger Samuel Kobia, mit
dem ihn eine langjdhrige vertrauensvolle Zusammenarbeit verbinde, teile er
Vorstellungen und Visionen in dieser Frage. Von seinem k|nftigen Wohnort
Berlin (Deutschland) aus werde er ihm zur Verf|gung stehen, wann immer Kobia
dies w|nsche.	

Der VRK hat nach Ansicht von Generalsekretdr Raiser seine Finanzkrise
weitgehend |berwunden. Nach dem R|ckgang der Einnahmen habe der Rat mit einem
Krisenmanagement eine Reihe harter Personalentscheidungen treffen und die
Programmarbeit auf das wesentliche reduzieren m|ssen. Dieser Vorgang sei nun
weitgehend abgeschlossen. Ein im Jahr 2001 aufgenommenes Bankdarlehen |ber
insgesamt 4 Millionen Schweizer Franken (CHF) habe zur|ckgezahlt werden
kvnnen. Weiterhin sei der durch eine Hypothek auf das Vkumenische Zentrum in
Genf als Vorsichtsmassnahme abgesicherte Kreditrahmen von 5,5 Millionen CHF
bisher nicht in Anspruch genommen worden.   

Der gebilligte VRK-Haushalt f|r 2003 hat ein Volumen von 46,2 Millionen CHF.
Die Zwischenergebnisse vom Juli dieses Jahres zeigten einen leichten
\berschuss und gdben zu der Hoffnung Anlass, Ende des Jahres die R|cklagen um
ein bis zwei Millionen CHF erhvhen zu kvnnen.  

Der Etat f|r die Vollversammlung 2006 in Porto Alegre wurde auf 6,3 Millionen
CHF festgelegt und liegt deutlich unter dem der letzten Vollversammlung in
Harare (Simbabwe). Die Anzahl der Delegierten wurde auf 700 (gegen|ber fast
1.000 in Harare) begrenzt, die Dauer des Treffens auf zehn Tage (gegen|ber
zwvlf in Harare).   

Gestiegen ist die Bereitschaft der Mitgliedskirchen, Beitrdge an den VRK zu
|berweisen. 66 Prozent zahlten im vergangenen Jahr Beitrdge, im Vergleich zu
53 Prozent im Jahr zuvor. Der VRK hofft, bis 2005 von sdmtlichen
Mitgliedskirchen Beitrdge zu erhalten und die Einnahmen in diesem Bereich von
sechs Millionen auf zehn Millionen CHF zu steigern.   

Die Zahl der Kirchen, die Vollmitglieder im VRK sind, bleibt bei 342. Wdhrend
sich die bislang getrennt gef|hrte Br|der-Unitdt in Amerika (Nvrdliche
Provinz) und ihre Schwesterkirche in der s|dlichen Provinz auf eine k|nftige
gemeinsame Mitgliedschaft einigten, stimmte der VRK dem Antrag der Eritreisch
Orthodoxen Kirche Tewahedo auf einen eigenen Vollmitglieds-Status zu. Die
Kirche war bisher durch die Dthiopische Orthodoxe Kirche vertreten.  

Dem Genozid in Ruanda ist eine Skulpturen-Installation des afrikanischen
K|nstlers Kofi Setordji gewidmet, die zum Auftakt der Sitzung des
Zentralausschusses ervffnet wurde und bis 26. September im Foyer des
Vkumenischen Zentrums in Genf zu sehen ist. Unterst|tzt wurde das Projekt vom
deutschen Evangelischen Entwicklungsdienst (EED). Seit dem Vvlkermord in
Ruanda, bei dem 1994 |ber 800.000 Menschen ums Leben kamen, steht das Gebiet
der Grossen Seen im Zentrum grosser Konflikte und Menschenrechtsverletzungen.
Der VRK appellierte an seine Mitgliedskirchen, die Kirchen der Region beim
Wiederaufbau der Eingliederung von Fl|chtlingen zu unterst|tzen.   

Pressemitteilungen, Dokumente und Fotos vom 53. VRK-Zentralausschuss unter:  
http://www2.wcc-coe.org/ccdocuments2003.nsf 

Fotos unter:
http://www.wcc-coe.org/wcc/press_corner/ccpix.html 

Weitere Informationen erhalten Sie vom B|ro des VRK-Medienbeauftragten tel:
+41 (0)22 791 64 21 /61 53  

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Der Vkumenische Rat der Kirchen (VRK) ist eine Gemeinschaft von 342 Kirchen
in |ber 100 Ldndern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen
christlichen Traditionen. Die rvmisch-katholische Kirche ist keine
Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem VRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan
ist die Vollversammlung, die ungefdhr alle sieben Jahre zusammentritt. Der
VRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegr|ndet. An der Spitze
der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretdr Konrad Raiser von der
Evangelischen Kirche in Deutschland.

Vkumenischer Rat der Kirchen
VRK-Medienbeauftragte 
Tel: (41 22) 791 6153 / 791 6421
Fax: (41 22) 798 1346
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