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Spiritualistische Bewegungen: Eine globale Herausforderung fuer


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Mon, 08 Dec 2003 14:39:15 -0600

Spiritualistische Bewegungen: Eine globale Herausforderung
fuer die Kirche
Seelsorgerliche Betreuung trauernder Menschen muss intensiviert
werden
 
Svaety Jur (Slowakische Republik)/Genf, 8. Dezember 2003 (LWI) -
Fuer eine Intensivierung der seelsorgerlichen Betreuung
insbesondere trauernder Menschen haben sich die TeilnehmerInnen
eines europaeischen Studienseminars des Lutherischen Weltbundes
(LWB) zum Thema spiritualistische Bewegungen ausgesprochen. Dies
sei eine elementare Herausforderung angesichts deren zunehmender
Bedeutung in Europa. Das Seminar fand Mitte Oktober im Rahmen des
theologischen LWB-Studienprogramms "Spiritualistische Bewegungen
als globale Herausforderung fuer die Kirche" in Svaety Jur
(Slowakische Republik) statt. An dem Erfahrungsaustausch nahmen
24 Delegierte lutherischer Kirchen aus 15 europaeischen Laendern
teil.
 
Ziel dieses Programmes sei es, "den lutherischen Kirchen in
aller Welt Hilfestellungen angesichts des wachsenden Einflusses
spiritualistischer Bewegungen auch innerhalb der Kirchen zu
geben", erklaerte der fuer dieses Programm zustaendige
Studienreferent fuer die Kirche und Menschen anderer
Glaubensrichtungen der LWB-Abteilung fuer Theologie und Studien
(ATS), Pfr. Dr. Ingo Wulfhorst. Das europaeische Studienseminar
in Svaety Jur wurde in gemeinsamer Verantwortung mit dem
Europasekretaer des LWB, Pfr. Dr. Andreas Woehle, durchgefuehrt.
 
Spiritualistische Praktiken seien nicht nur ausserhalb der
Kirchen verbreitet, sondern stellten ebenso eine innerkirchliche
Realitaet dar, betonte Dr. Harald Lamprecht, Beauftragter fuer
Weltanschauungs- und Sektenfragen der Evangelisch-Lutherischen
Landeskirche Sachsens (Deutschland). Viele Menschen, die mit
spiritualistischen Bewegungen verbunden seien, fuehlten sich
ebenso als ChristInnen. Die Kirchen stuenden vor der Aufgabe, das
Evangelium neu in eine "nach-rationalistische Zeit" zu
uebersetzen, so Lamprecht. 
 
Dr. Matthias Poehlmann von der Evangelischen Zentralstelle fuer
Weltanschauungsfragen in Berlin (Deutschland) erklaerte, dass
sich mit dem Phaenomen neuer Offenbarungen "post-christliche
Glaubenssysteme" herausgebildet haetten, deren Ziel die
Erneuerung oder Ueberwindung des kirchlichen Christentums sei.
Zum anderen finde sich in der Esoterik beim Phaenomen des
Channeling (Kommunikation mit Geistwesen durch ein Medium) die
Tendenz, die Religion bzw. das Religioese zu technisieren. Die
spirituelle Evolution werde so zur "innerweltlichen
Heilshoffnung". Der Heidelberger Missionswissenschaftler Prof.
Dr. Theo Sundermeier mahnte an, die Vielfalt des biblischen
Glaubens nicht zu verarmen: "Der in der Bibel
selbstverstaendliche Kontakt und Austausch mit der himmlischen
Welt ist uns verloren gegangen." 
 
Pfr. Ole Skjerbaek Madsen aus Daenemark rief die
SeminarteilnehmerInnen dazu auf, Mitgliedern der
neo-spiritualistischen Bewegungen nicht vordergruendig mit
dogmatischen Argumenten und Urteilen zu begegnen, sondern ihnen
zuzuhoeren. Christliche Gebete und Segenshandlungen wuerden von
sich aus eine Wirkung entfalten, so dass dogmatische
Lehrdiskussionen nicht am Anfang einer Begegnung stehen muessten.
Madsen organisiert seit 1995 Gottesdienste unter dem Titel "In
the Master's Light" (IML), mit denen er unter anderem auch auf
Esoterik-Messen praesent ist. Mit seinen Angeboten versucht
Madsen, eine Bruecke zwischen Kirche und spiritualistischen
Bewegungen zu schlagen. 
 
Mit etlichen Verweisen auf Luther und die Bekenntnisschriften
erlaeuterte der gastgebende Generalbischof der Evangelischen
Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Slowakischen Republik,
Dr. Jzlius Filo (Bratislava), die Stellung von Geist und Geistern
in der Bibel. Prof. Dr. Johan L.F. Gerding vom
Parapsychologischen Institut der Universitaet Leiden
(Niederlande) berichtete, dass aussergewoehnliche menschliche
Erfahrungen Gegenstand parapsychologischer Forschung seien.
Millionen Menschen haetten aussergewoehnliche Erfahrungen, wagten
aber nur selten, darueber zu sprechen. Dabei sei das einfache
Gespraech oft viel hilfreicher als uebliche psychotherapeutische
oder pharmazeutische Interventionen. Aussersinnliche
Wahrnehmungen und Psychokinese seien inzwischen durch
parapsychologische Experimente in ihrer Existenz sehr plausibel
geworden und es gelte, solche Erfahrungen als Teil menschlicher
Wirklichkeit zu akzeptieren, auch wenn ihre Genese nicht immer
restlos erklaerbar sei, so Gerding. 
 
In den Diskussionen und Gespraechsgruppen wurden vor allem die
pastoralen Aufgaben deutlich, die sich aus der genannten
Situation ergeben. So aeusserten TeilnehmerInnen, dass es
unverzichtbar sei, im persoenlichen Gespraech zu ermitteln, was
die spiritualistischen Erfahrungen fuer Betroffene bedeuteten.
Dann wuerden die Leerstellen der kirchlichen Arbeit und
Verkuendigung sichtbar, die nun von spiritualistischen Inhalten
gefuellt wuerden. In Lehre und Praxis der Kirche sei daher eine
neue Aufmerksamkeit fuer oft zu wenig bedachte Elemente des
Glaubens noetig, wie z. B. Auferstehung, christliche Hoffnung in
Zusammenhang mit individueller und allgemeiner Eschatologie,
Engel, Geistesgaben etc. Auch gelte es, diese Einsichten mit
Symbolen und Handlungen aus der christlichen Tradition erfahrbar
werden zu lassen.
 
Die Erfahrungen aus dem Austausch ueber den Umgang mit
spiritualistischen Bewegungen sollen in einem europaeischen
Studiendokument zusammengefasst werden, dass den Kirchen zur
Beratung vorgelegt wird. Bis Ende 2004 sind Seminare in allen
LWB-Regionen geplant, deren Ergebnisse dann 2005 in einem
globalen Dokument zusammengefasst werden sollen, um den Kirchen
als Hilfe und Leitfaden zu dienen. (692 Woerter)
 
*	*	*
 
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund
61,7 Millionen der weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen
in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 
 
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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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