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Junge LutheranerInnen wollen aktiv auf Entwicklung


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Wed, 17 Dec 2003 14:17:30 -0600

Junge LutheranerInnen wollen aktiv auf Entwicklung
wirtschaftlicher Globalisierung einwirken 
LWB-Programm zur Heranbildung junger Fuehrungskraefte nach drei
Jahren abgeschlossen
 
Batam Island (Indonesien)/Genf, 17. Dezember 2003 (LWI) - Die
lutherische Gemeinschaft soll aktiv auf die Entwicklung der
wirtschaftlichen Globalisierung Einfluss nehmen. So lautet die
Botschaft der TeilnehmerInnen eines Programm des Lutherischen
Weltbundes (LWB) zur Heranbildung junger Fuehrungskraefte. An dem
Programm hatten junge Menschen aus LWB-Mitgliedskirchen in aller
Welt teilgenommen.
 
Die Gruppe junger Erwachsener kam vom 23. bis 28. November auf
Batam Island (Indonesien) in der Naehe von Singapur zusammen, um
das "Internationale Jugendprogramm: Veraenderung durch
Mitwirkung", das 2001 begonnen worden war, formell zum Abschluss
zu bringen. Das Thema der Konsultation lautete "Auf dem Weg zur
Fuelle des Lebens: Neue Hoffnung durch Verwandlung der
wirtschaftlichen Globalisierung". Zustaendig fuer das Programm
war das Referat fuer Jugend in Kirche und Gesellschaft (JKG) in
der LWB-Abteilung fuer Mission und Entwicklung (AMD).
 
Der indonesische Pfarrer Reinhard Rajagukguk von der
Protestantisch-Christlichen Batak-Kirche hiess die
TeilnehmerInnen waehrend des Eroeffnungsgottesdienstes, an dem
ueber 500 Menschen teilnahmen, willkommen. JKG-Referentin
Pfarrerin Teresita Valeriano gab einen Ueberblick ueber das
Programm zur Heranbildung junger Fuehrungskraefte. 22 junge
Maenner und Frauen aus lutherischen Kirchen in 16 Laendern hatten
vor drei Jahren in ihren Gemeinden Praktika zu Fragen der
wirtschaftlichen Globalisierung und der Heranbildung von
Fuehrungskraeften begonnen. Die ProgrammteilnehmerInnen kamen aus
Argentinien, Australien, Bangladesch, Deutschland, Indien,
Indonesien, Island, Kanada, Kenia, Lettland, Liberia, Norwegen,
Russland, der Slowakischen Republik, Venezuela und den
Vereinigten Staaten.
 
Waehrend der Abschlusskonsultation im November diskutierten die
ProgrammteilnehmerInnen ueber ein breites Spektrum von Themen,
das von der Anfaelligkeit junger Menschen fuer Drogen und Alkohol
ueber sexuelle Promiskuitaet und HIV/AIDS bis zur Besorgnis im
Blick auf eine "unzureichende biblische Verankerung des Glaubens"
junger Menschen in westlichen Laendern reichte. Obwohl nicht alle
Gruppenmitglieder an der Konsultation in Batam teilnehmen
konnten, leistete die ganze Gruppe wertvolle Aufklaerungsarbeit
in Fragen der Globalisierung, mit dem Ziel, die persoenlichen
Erfahrungen der Mitglieder an die weitere lutherische
Gemeinschaft weiterzugeben.
 
Waehrend des Eroeffnungsgottesdienstes fragten die
auslaendischen Gaeste die gastgebenden IndonesierInnen - zumeist
unverheiratete junge Frauen, die auf Batam Island leben - nach
den Gruenden fuer ihre Zuwanderung aus anderen Regionen
Indonesiens. "Ich bin aus Nordsumatra hierher gekommen, weil es
Arbeit in den Fabriken gibt. Zuhause gibt es keine Arbeit. Jetzt
kann ich meinen Eltern Geld schicken", so lautete haeufig die
Antwort. Die Kommentare der TeilnehmerInnen machten deutlich,
dass der Begriff und der Prozess der Globalisierung innerhalb der
weltweiten lutherischen Gemeinschaft unterschiedliche Bedeutung
und Auswirkungen haben. In den Laendern des Nordens verbinden die
Menschen mit dem Begriff Globalisierung etwas anderes als im
Sueden, wo die negativen Auswirkungen vergleichsweise staerker
hervortreten. 
 
Die Abschlusskonsultation des internationalen Jugendprogramms
bot die Moeglichkeit, die Erfahrungen der Gruppe auszuwerten
sowie allgemeine Richtlinien fuer die kuenftige Heranbildung
junger Fuehrungskraefte auszuarbeiten. Die Konsultation versuchte
auch, die einzelnen TeilnehmerInnen in ihrem Glauben zu
inspirieren und zu staerken.
 
Appell zur Infragestellung einer wirtschaftlichen
Globalisierung, die dem Aufbau von Gemeinschaft zuwiderlaeuft

In ihrem Hauptreferat sprach Pfarrerin Sandra Bach von der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern dem Jugendprogramm ihre
Anerkennung dafuer aus, dass es deutlich gemacht habe, dass "die
Hoffnung und die Kraft ausreichen, um die wirtschaftliche
Globalisierung zu verwandeln" und in den lutherischen Kirchen
Personen mit Leitungsverantwortung zu betrauen, die angesichts
der heutigen sich schnell veraendernden Weltordnung
zukunftsweisend wirkten.
 
In ihrem Referat zum Thema "Inkarnation der Hoffnung:
Verwandlung der wirtschaftlichen Globalisierung" bekraeftigte
Bach, dass es trotz schwerwiegender negativer Auswirkungen der
Globalisierung weltweit Hoffnung auf ein besseres Leben fuer alle
Menschen und die Schoepfung gebe. "Globalisierung in der Fuelle
des Lebens", betonte sie, "ist eine oikoumene, in der eine
positive Gemeinschaft auf Vielfalt und Miteinander aufbaut."
 
Die deutsche Theologin erklaerte, dass sie aus einem
wirtschaftlich privilegierten Land komme. Dennoch haetten die
Menschen in Deutschland Angst, "dass die gegenwaertigen
wirtschaftlichen Entwicklungen und politischen Entscheidungen
unser soziales System untergraben".
 
Mit Blick auf den regionalen Kontext des Veranstaltungsortes
betonte Bach, dass die Globalisierung heute zu dem ethischen und
logischen Problem fuehre, "dass die Gewinne privatisiert und die
Schaedigung der Umwelt wie auch des menschlichen Lebensumfelds
vergesellschaftet werden". Sie wies darauf hin, dass die
wirtschaftliche Globalisierung ein Wirtschaftssystem zur Folge
habe, das keinerlei Ruecksicht auf grundlegende Werte nehme und
somit gefaehrlich sei. ChristInnen muessten eine solche
wirtschaftliche Globalisierung verurteilen, weil sie der
Schaffung einer vertieften menschlichen Gemeinschaft
zuwiderlaufe. Batam Island ist eine winzige Insel, die vor 50
Jahren nur 6.000 EinwohnerInnen hatte, die in kleinen
Fischerdoerfern mit kleinen Schiffswerften und
Zuliefererbetrieben fuer die Oelindustrie wohnten. Heute lebt
dort fast eine halbe Million Menschen, zumeist ungelernte
ArbeiterInnen, die aus Nordsumatra stammen. Sie arbeiten in
Fabriken sowie der Tourismusindustrie und versuchen, ihre in der
Heimat gebliebenen Familien mit Geld zu unterstuetzen. 
 
Fuer Bach steht aber auch fest, dass die Globalisierung positive
Aspekte hat. So gebe es ein weltweit wachsendes Netzwerk von
Menschen, die sich gemeinsam fuer Menschenrechte oder
oekologische Anliegen einsetzten, was zeige, dass immer mehr
Moeglichkeiten fuer Bewusstseinsbildung und die Herstellung
menschlicher Beziehungen entstuenden. Sie betonte, dass der LWB
als Gemeinschaft von Kirchen bei der Analyse der Globalisierung
"als erste und wichtigste Quelle" die Stimme seiner Mitglieder
hoeren muesse, "insbesondere derer, die leiden und mit den
lebensbedrohlichen Auswirkungen der aktuellen wirtschaftlichen
Entwicklungen konfrontiert sind".
 
Jugendliche LWB-Ratsmitglieder aus Indonesien und Suedafrika
sowie BeraterInnen aus Brasilien, Deutschland, El Salvador,
Nigeria und der Schweiz nahmen ebenfalls an der Abschlusstagung
des internationalen Jugendprogramms teil. (868 Woerter)
 
(Ein Beitrag von LWI-Korrespondent Lance Woodruff, Thailand.)
 
*	*	*
 
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund
61,7 Millionen der weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen
in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 
 
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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

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