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Argentinischer Kirchenpraesident fordert gerechtes


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Tue, 23 Dec 2003 09:48:55 -0600

Argentinischer Kirchenpraesident fordert gerechtes Schuldenmanagement 
Benachteiligte Bevoelkerungsgruppen leiden unter negativen
Folgen des Auslandschuldendienstes
 
Oslo (Norwegen)/ Genf, 22. Dezember 2003 (LWI) - Der Praesident
der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (IELU) in
Argentinien, Pfr. Angel F. Furlan, hat eine genaue Untersuchung
der Umstaende gefordert, die zur Auslandsverschuldung
Argentiniens gefuehrt haben. Weiterhin sei ein Nachweis ueber die
tatsaechliche Verwendung der erhaltenen Gelder erforderlich, so
Furlan in einem Vortrag auf dem Norwegischen Sozialforum in Oslo,
das vom 30. Oktober bis 2. November von VertreterInnen
zivilgesellschaftlicher Organisationen in Norwegen veranstaltet
wurde und zu dem auch TeilnehmerInnen aus Entwicklungslaendern
eingeladen waren.
 
"Die heute zur Diskussion stehenden Modelle zum
Schuldenmanagement werden das grundlegende Problem der globalen
Korruption nicht loesen. Die rechtswidrigen Praktiken werden
weitergehen, bis sie als illegale und/oder strafbare Handlungen
geahndet werden", erklaerte Furlan in seinem Vortrag ueber die
Unrechtmaessigkeit der Aussenverschuldung. Der argentinische
Kirchenpraesident war Gast von "Changemakers", der
Jugendorganisation der norwegischen kirchlichen Hilfsorganisation
Norwegian Church Aid. Furlan ist auch Vorsitzender der Bischofs-
und PraesidentInnenkonferenz der Mitgliedskirchen des
Lutherischen Weltbundes (LWB) in Lateinamerika.
 
Furlan betonte, das Problem der Unrechtmaessigkeit der
Aussenverschuldung koenne von verschiedenen Seiten her angegangen
werden. Historisch gesehen, habe die Verschuldung damit
angefangen, dass systematisch Ressourcen aus der Region abgezogen
worden seien, seit die Europaeer vor 500 Jahren den
amerikanischen Kontinent "entdeckt" haetten. In juengerer Zeit
seien die internationalen Finanzinstitutionen (IFIs) aktiv
geworden. 1976 habe sich Argentiniens Aussenverschuldung noch auf
acht Milliarden US-Dollar (USD) belaufen, so Furlan. Bis zum Jahr
2000 habe das Land mehr als 200 Milliarden USD an Schuldendienst
geleistet, sei jedoch nach wie vor mit 160 Milliarden USD
verschuldet. Er kritisierte die "magische Finanzmathematik" des
Internationalen Waehrungsfonds und stellte fest: "Je mehr wir
zahlen, desto mehr Schulden haben wir!"
 
Die Unrechtmaessigkeit dieser Schulden zeige sich nicht zuletzt
auch an den negativen Folgen fuer die verwundbarsten Gruppen der
Bevoelkerung Argentiniens, denen ganz einfach ihre grundlegenden
Menschenrechte vorenthalten wuerden. "Die Schulden koennen als
Voelkermord beschrieben werden und aufgrund dessen sind sie
rechtswidrig", betonte Furlan.
 
Zur Streichung der Schulden aus der Zeit der Diktatur, einer
wichtigen Forderung in der Kampagne der "Changemakers", erklaerte
Furlan: Gemaess der argentinischen Verfassung muesse das
Parlament alle Darlehen, die die Regierung aufnehme, billigen. Da
es aber in den Jahren der Militaerdiktatur von 1976 bis 1983 kein
Parlament gegeben habe, seien alle Kredite, die in dieser Zeit
aufgenommen worden seien, einschliesslich der angefallenen
Zinsen, illegal und unrechtmaessig. "Wir wollen noch nicht einmal
ueber einen Schuldenerlass fuer diesen Teil der Schulden
diskutieren", erklaerte er. "Diese Schulden muessen ganz einfach
abgeschrieben werden!"
 
Furlan verwies auch nachdruecklich auf die Verantwortung der
Glaeubiger in der gegenwaertigen Schuldenkrise. "Die illegale
Vergabe von Krediten zeigt, dass die Korruption nicht auf
Buerokraten und Buerokratinnen sowie Regierungsfunktionaere und
Regierungsfunktionaerinnen in unseren Laendern beschraenkt ist,
sondern bis ins Zentrum der IFIs und der Geschaeftsbanken in der
noerdlichen Hemisphaere reicht." Diese haetten sich als

KomplizInnen illegaler und blutiger Diktaturen wie auch korrupter
FunktionaerInnen in demokratisch gewaehlten Regierungen erwiesen,
beklagte er. 
 
In Anlehnung an das Thema des Weltsozialforums 2003 in Porto
Alegre (Brasilien) "Eine andere Welt ist moeglich" schloss
Furlan: "Es wird uns nie gelingen, eine andere Welt aufzubauen,
wenn Korruption und Straffreiheit das Fundament dieser Welt sind.
Aus diesem Grund treten die lateinamerikanischen Mitgliedskirchen
des LWB mit Nachdruck dafuer ein, dass der Frage der
Gerechtigkeit in der Schuldenfrage eine Schluesselfunktion
zukommen muss."
 
Der LWB hat 13 Mitgliedskirchen in Lateinamerika. Auf
verschiedenen Konsultationen, die vor allem von der LWB-Abteilung
fuer Mission und Entwicklung (AME) koordiniert worden sind, haben
sich diese Kirchen aktiv mit den Problemen der wirtschaftlichen
Globalisierung und Auslandsverschuldung sowie deren Auswirkungen
auf das Leben der Menschen und ganzer Gesellschaften in
Lateinamerika auseinander gesetzt. (593 Woerter)
 
*	*	*
 
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund
61,7 Millionen der weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen
in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 
 
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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

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