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Interreligioese LWB-Studie befasst sich mit Lage von


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Tue, 23 Dec 2003 09:38:06 -0600

Interreligioese LWB-Studie befasst sich mit Lage von MuslimInnen
in Daenemark 
Ethnische, kulturelle und religioese Spannungen sind nur durch
Dialog aufzuarbeiten
 
Kopenhagen (Daenemark)/Genf, 22. Dezember 2003 (LWI) - "Die
Auswirkungen der Globalisierung werden in Daenemark immer
deutlicher spuerbar", so lautet das Urteil des daenischen
Theologen Dr. Mogens S. Mogensen, der zum christlich-muslimischen
Studienteam des Lutherischen Weltbundes (LWB) gehoert, das sich
mit der Rolle der Religion in Konfliktsituationen auseinander
setzt. Die daenische Gesellschaft sein in einem schwierigen
Entwicklungsprozess, so Mogensen, von einer "mono-" zu einer
"multi-ethnischen, multi-kulturellen und multi-religioesen"
Gesellschaft. In diesem Umfeld muesse die Daenische
Evangelisch-Lutherische Volkskirche, der rund 85 Prozent der
Bevoelkerung angehoerten, ihren Auftrag wahrnehmen.
 
Das Team des neuen Studienprogramms der LWB-Abteilung fuer
Theologie und Studien (ATS) hat sich Ende Oktober in einer
Fallstudie mit der Situation in Daenemark befasst. Zum
Studienteam gehoeren je ein/e christliche/r und muslimische/r
VertreterIn aus Daenemark, Indonesien, Nigeria und den
Vereinigten Staaten von Amerika.
 
Ueber einen Zeitraum von drei Jahren wird dieses interkulturelle
LWB-Studienteam Fallstudien in verschiedenen Konfliktsituationen
durchfuehren, die LutheranerInnen und MuslimInnen betreffen. Die
Studie wird sich mit der Frage beschaeftigen, wie Angehoerige
beider Religionen mit Konfliktsituationen umgehen und welche
Versuche unternommen werden, friedensstiftend zu wirken. In
Daenemark war das Studienteam zu Gast beim Islamisch-Christlichen
Studienzentrum, das 1996 von ChristInnen und MuslimInnen in
Kopenhagen gegruendet worden war. Die Aktivitaeten des Zentrums
konzentrieren sich auf die Foerderung von Dialog und Freundschaft
zwischen Mitgliedern beider Glaubensgemeinschaften. 
 
Waehrend des ersten Erfahrungsaustausches ging das Team auf
zahlreiche Aspekte der Entwicklung in Daenemark ein und
beschaeftigte sich mit der Lage der MuslimInnen. Dabei ging es
unter anderem um die Frage, inwiefern die muslimische
Gemeinschaft durch die in den daenischen Medien gefuehrte
intensive politische Debatte ueber das Recht von MuslimInnen, in
Daenemark zu leben und ihren Glauben auszuueben, unter Druck
geraet. 
 
Mogensen begruesste nachdruecklich das neue LWB-Studienprogramm
zur Rolle der Religion in Konfliktsituationen. Er ist
Vorsitzender von "Die Kirche im interreligioesen Dialog", einer
Organisation, die von sieben Dioezesen der lutherischen Kirche in
Daenemark gegruendet wurde. Er wies darauf hin, dass die Kirche
zwei Jahre zuvor ein Projekt realisiert habe, das auf Begegnungen
zwischen Gemeinden und Menschen anderer Religionen in Zeugnis und
Dialog hinarbeite. "Die Kirche muss auf der Grundlage des
Evangeliums der Versoehnung zwischen Gott und der Menschheit -
und zwischen Menschen - zur Loesung von Konflikten zwischen
religioesen, ethnischen und kulturellen Gruppen in der
Gesellschaft beitragen", betonte er.
 
Die lutherische Kirche in Daenemark mache erst seit wenigen
Jahren Erfahrungen mit einer multireligioesen Gesellschaft, so
Mogensen. Daher muesse sie von ihren Schwesterkirchen in Afrika
und Asien, die in diesen Fragen bereits mehr Erfahrungen
gesammelt haetten, lernen. 
 
"Wir haben gelernt, dass es schwierig ist, sich gleichzeitig als
Daene und als Muslim zu fuehlen", betonte Teammitglied Dr. Azam
Nizamuddin. Bei Begegnungen mit daenischen MuslimInnen wies er
darauf hin, dass es wichtig sei, in den Beziehungen mit den
Medien und der Gesellschaft die Initiative zu ergreifen.
"Entscheidend ist, sich darueber im Klaren zu sein, wo die
Probleme liegen, und sich dann kritisch und selbstkritisch damit
auseinander zu setzen."
 
Wir muessen die falschen Bilder, die wir voneinander haben,
korrigieren

Teammitglied Pfr. Dr. Jamilin Sirait, Rektor der theologischen
Hochschule der Protestantisch-Christlichen Batak-Kirche in
Pematang Siantar (Indonesien), sprach der daenischen Kirche seine
Anerkennung dafuer aus, dass sie den Dialogprozess mit
MuslimInnen in Gang gesetzt habe. 
 
Die Situation in Indonesien weise zu der in Daenemark grosse
Unterschiede auf, so Sirait, da ChristInnen in seinem Land eine
Minderheit darstellten. "Eines unserer Probleme liegt darin, dass
man uns (die ChristInnen) mit dem Westen gleichsetzt. Es wird
automatisch eine Verbindung zwischen Christentum und westlichem
Denken hergestellt. Viele unserer muslimischen Brueder und
Schwestern glauben, dass wir gegenueber dem muslimischen Denken
negativ und feindlich eingestellt sind, waehrend umgekehrt
Muslime und Musliminnen als extremistisch angesehen werden."
 
Sirait bezeichnete es als eine der groessten Herausforderungen
im christlich-muslimischen Dialog, "diese falschen Meinungen, die
wir vom jeweils anderen haben", zu ueberwinden. Er forderte die
daenischen MuslimInnen auf, offener ueber die Wurzeln des Islam
zu sprechen, um so gegen negative Einstellungen anzukaempfen. Er
warnte zugleich davor, auf allzu schnelle Erfolge zu hoffen.
Dieser Ansatz verspreche keine leichten Erfolge, aber "auf dem
Weg zu einem besseren gegenseitigen Verstaendnis" komme ihm
grosse Bedeutung zu. Erforderlich sei "ein neues Paradigma in der
Mission. Kein Proselytismus, sondern wirklicher Dialog,  der den
Akzent auf gute Beziehungen legt", betonte er.
 
Die Erfahrungen, die das zehnkoepfige LWB-Studienteam in
Daenemark habe sammeln koennen, belegten eindeutig die dringende
Notwendigkeit, einen intensiven Dialog zwischen ChristInnen und
MuslimInnen zu fuehren, betonte Teamkoordinator Pfr. Dr. Ingo
Wulfhorst, ATS-Studienreferent fuer die Kirche und Menschen
anderer Glaubensrichtungen, im Anschluss an das Treffen in
Kopenhagen. "Die bestehenden Spannungen zwischen der ueberwiegend
lutherischen Bevoelkerung Daenemarks und den schaetzungsweise
170.000 Muslimen und Musliminnen, die nur etwa drei Prozent der
5,3 Millionen Daenen und Daeninnen ausmachen, sind
vielschichtig", so Wulfhorst. Um ethnische, kulturelle und
religioese Spannungen aufzuarbeiten, gebe es keine Alternative
als den Dialog. 
 
Das Studienteam wird sich auf der Basis der in Daenemark
gesammelten Erfahrungen im kommenden Jahr mit der Situation in
Indonesien sowie Nigeria auseinander setzen. In Vergleichsstudien
sollen Loesungsansaetze fuer die Ueberwindung von Konflikten
zwischen LutheranerInnen und MuslimInnen aufgezeigt und
theologisch reflektiert werden. Die Ergebnisse des
Studienprozesses sollen in einer fuer 2005 geplanten
internationalen Abschlusskonferenz diskutiert und anschliessend
veroeffentlicht werden. (857 Woerter)
 
(Ein Beitrag von LWI-Korrespondentin Elizabeth Knox-Seith,
Daenemark.)
 
*	*	*
 
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund
61,7 Millionen der weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen
in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

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