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Niederlande: Erster protestantischer Kirchentag nach


From "Frank Imhoff" <Frank_Imhoff@elca.org>
Date Wed, 14 Jul 2004 12:05:44 -0500

Niederlande: Erster protestantischer Kirchentag nach
Zusammenschluss von LutheranerInnen und Reformierten 
GegnerInnen der Fusion kritisieren breite Auswahl der
Bekenntnistexte 
 
Utrecht (Niederlande)/Genf, 14. Juli 2004 (LWI) - Mehr als 5.000
reformierte und lutherische ChristInnen versammelten sich am 12.
Juni in der niederlaendischen Stadt Utrecht zu einem landesweiten
Protestantischen Kirchentag. Anlass dieser Grossveranstaltung war
der Zusammenschluss der Evangelisch-Lutherischen Kirche im
Koenigreich der Niederlande, der Niederlaendischen Reformierten
Kirche (NRK) und der Reformierten Kirchen in den Niederlanden
(RKN) zur Protestantischen Kirche in den Niederlanden (PKN), der
offiziell am 1. Mai in Kraft trat. 
 
Der Auftakt spiegelte die scheinbar nicht enden wollende
Spannung mit den erbitterten GegnerInnen der Kirchenfusion wider.
"Moeglicherweise bewahren uns [die Hard-Liner] vor
Triumphalismus", erklaerte der Generalsekretaer der PKN, Pfr. Dr.
Bas Plaisier, in seiner Ansprache. 
 
Mit mehr als zwei Millionen getauften Mitgliedern ist die
Protestantische Kirche in den Niederlanden nach der
roemisch-katholischen Kirche mit 5 Millionen Mitgliedern die
zweitgroesste Kirche im Land. Von den mehr als 2.200 Gemeinden,
die einer der Gruendungskirchen angehoerten, haben mindestens 60
reformierte Gemeinden ihre Absicht erklaert, ausserhalb der Union
zu bleiben; die meisten davon gehoerten der NRK an und haben sich
seitdem zur "Wiederhergestellten Niederlaendisch-Reformierten
Kirche" zusammengeschlossen. Einige der frueheren RKN-Gemeinden
haben die Gruppe der "Weitergefuehrten Reformierten Kirchen in
den Niederlanden" gebildet.
 
Die Gruendung der Protestantischen Kirche in den Niederlanden
stellt den Abschluss des Vereinigungsprozesses "Samen op Weg"
(Gemeinsam auf dem Weg) dar, der 1961 mit einem Aufruf zur
Wiedervereinigung der beiden reformierten Kirche begonnen hatte.
Als die lutherische Kirche sich 1986 dem Prozess anschloss, wurde
nicht mehr von Wiedervereinigung, sondern von Vereinigung
gesprochen. Die 14.000 Mitglieder zaehlende
Evangelisch-Lutherische Kirche im Koenigreich der Niederlande und
die NRK mit einer Mitgliedschaft von 1,9 Millionen gehen beide
auf die Reformationsbewegung des 16. Jahrhunderts zurueck,
waehrend die 650.000 Mitglieder starke RKN durch eine Fusion von
Kirchen und Gemeinden entstand, die sich im 19. Jahrhundert von
der NRK abgespaltet hatten. 
 
Bekenntnistexte bedeuten nicht "das Ende aller Gespraeche"

Mit der Gruendung der Generalsynode der PKN wurden die beiden
reformierten Synoden aufgeloest. Die lutherische Synode bleibt
als beratendes Gremium fuer die Generalsynode weiterhin bestehen,
um zu gewaehrleisten, "dass die lutherische Tradition bewahrt und
in den Dienst der ganzen Kirche gestellt wird". Fuenf lutherische
Delegierte aus dieser Synode gehoeren der aus 158 Mitgliedern
bestehenden Generalsynode an.
 
Die PKN beruft sich auf elf (reformierte, lutherische und
oekumenische) Bekenntnisschriften, die von "wesentlicher
Bedeutung fuer die Protestantische Kirche in den Niederlanden"
sind. Die historischen Dokumente, zu denen die Confessio
Augustana und die Leuenberger Konkordie gehoeren, werden im
ersten Artikel der Verfassung der PKN erwaehnt. In der Praxis
koennen die Ortsgemeinden ihr eigenes konfessionelles
Selbstverstaendnis festlegen, was zu einer Vielfalt an oertlichen
Identitaeten im Land fuehren wird.
 
Die breite Auswahl an Bekenntnisschriften, die der neuen Kirche
zugrunde liegen, wurde jedoch von Personen, die die "harte Linie"
in der NRK vertreten, kritisiert. Der niederlaendische
lutherische Theologe Prof. Klaas Zwanepol sicherte dagegen den
Mitgliedern der Generalsynode zu, dass diese Texte "nicht das
Ende aller Gespraeche bedeuten, sondern eben gerade den Dialog
anregen sollen". Zwanepol sprach auf der ersten Tagung der
Synode, die am 13. und 14. Mai in Wageningen (Niederlande)
stattfand.
 
Gegenwaertig gibt es vier lutherisch-reformierte Kirchen, die
sich zusammengeschlossen haben und sowohl dem Lutherischen
Weltbund (LWB) als auch dem Reformierten Weltbund (RWB)
angehoeren. Dies sind die Aethiopische Evangelische Kirche Mekane
Yesus, die Evangelische Kirche am La Plata in Argentinien, die
Lippische Landeskirche in Deutschland und die Madagassische
Protestantische Kirche in Frankreich. (561 Woerter)
 
(Ein Beitrag von LWI-Korrespondent Andreas Havinga, Amsterdam.)
 
*	*	*
 
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund
62,3 Millionen der weltweit knapp 66 Millionen LutheranerInnen in
76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

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