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Interreligioese Erklaerung gegen Diskriminierung AIDS-Kranker


From "Frank Imhoff" <Frank_Imhoff@elca.org>
Date Thu, 22 Jul 2004 15:44:14 -0500

Interreligioese Erklaerung gegen Diskriminierung AIDS-Kranker
verabschiedet
Kampf gegen Stigmatisierung durch mehr Aufklaerung
 
Bangkok (Thailand)/Genf, 22. Juli 2004 (LWI) - Der Diskriminierung von
AIDS-Kranken haben die Kirchen und Religionsgemeinschaften auf der 15.
Internationalen AIDS-Konferenz den Kampf angesagt. Darauf verpflichteten
sich fuehrende ReligionsvertreterInnen in einer gemeinsamen
interreligioesen Erklaerung, die zum Abschluss der Konferenz
verabschiedet wurde. Die AIDS-Konferenz fand vom 11. bis 16. Juli 2004
in Bangkok (Thailand) statt. Beitraege von ChristInnen, Juden und
Juedinnen, MuslimInnen, BuddhistInnen sowie Hindus sind unter
Federfuehrung des Globalen Oekumenischen Aktionsbuendnisses (Ecumenical
Advocacy Alliance - EAA) in das Papier eingeflossen. 
 
"Vertrauen auf Gott, Hoffnung und Mitgefuehl machen einen grossen
Unterschied aus, wenn es um AIDS geht", erklaerte Dr. Musimbi Kanyoro,
Generalsekretaerin des Weltbundes Christlicher Vereine junger Frauen
(World YWCA). Sie betonte, "dass AIDS uns dazu draengt, ueber
Sexualitaet zu sprechen". Die ReligionsvertreterInnen wollen ihre
eigenen Ressourcen mobilisieren, damit alle Menschen Zugang zu mehr
Aufklaerung und Behandlung bekommen, im Sinne des Mottos der Konferenz:
"Zugang fuer alle". 
 
Dr. Christoph Benn, Direktor fuer auswaertige Angelegenheiten des
Globalen Fonds zur Bekaempfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria in
Genf, haelt die Erklaerung fuer "sehr gut". Er bezeichnete sie als
positiven Schritt. "Das hat es bei einer AIDS-Konferenz noch nie
gegeben", sagte der fruehere Vizedirektor des Deutschen Instituts fuer
Aerztliche Mission (DIFAeM) in Tuebingen (Deutschland) bei der
Konferenz. Das Papier stuetze und ermutige die Organisationen vor Ort ,
betonte Benn. Seiner Ansicht nach ist es wichtig, dass von der Konferenz
eine Botschaft ausgeht. 
 
Deutlich geworden ist auf der AIDS-Konferenz, dass die Diskriminierung
auch mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Ausbruch der Pandemie noch ein
grosses Problem darstellt. Shashi Rijal, Mitarbeiterin des
Laenderprogramms der Abteilung fuer Weltdienst (AWD) des Lutherischen
Weltbundes (LWB) in Nepal, berichtete in Bangkok, dass in ihrem Land die
Stigmatisierung Betroffener weit verbreitet sei. Sie nannte als Beispiel
eine Frau, die von ihrem Mann verstossen wurde, weil sie HIV-infiziert
war. "Es gibt viele solche Faelle bei uns", betonte Rijal, die im Westen
des Landes arbeitet. Die Immunschwaechekrankheit breitet sich auch in
Nepal rasch aus. Nach Regierungsangaben betraegt die Zahl der
HIV-Infizierten 4.000, die Vereinten Nationen schaetzen jedoch, dass
inzwischen schon 60.000 NepalesInnen infiziert sind. 
 
Rijal fuehrt die Ausbreitung von AIDS auf Armut, die hohe Zahl der
WanderarbeiterInnen und den Buergerkrieg zurueck. Das
AWD/LWB-Laenderprogramm zielt mit seiner Aufklaerungs- und
Praeventionsarbeit in Nepal vor allem auf die benachteiligte Kaste der
Dalits und auf Fluechtlinge. Rijal berichtete, dass es im Westen des
Landes viele WanderarbeiterInnen gebe, die in Indien ihr Geld verdienen.
Von dort wuerden sie die Immunschwaechekrankheit nach Nepal
zurueckbringen. In anderen Gebieten des Landes fuehre der Kinderhandel
zur weiteren Ausbreitung von AIDS.
 
Die Gefahr werde aber noch nicht erkannt, kritisierte die
LWB-Mitarbeiterin.. Eines der groessten Probleme sei, dass die Menschen
nicht ueber AIDS reden wuerden. Unter der Pandemie haetten vor allem
Frauen zu leiden. "Sie haben kein Mitspracherecht, sind Analphabetinnen
und arm", so Rijal. 
 
Auch Bishnu Ghimire, Mitarbeiterin einer LWB-Partnerorganisation,
berichtete von Beispielen fuer die weit verbreitete Diskriminierung
Betroffener. So sei eine Frau von der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen
worden, weil sie HIV-infiziert war. Nach dem Tod des Ehemannes, hatte
sich die Frau testen lassen. Schnell habe sich die Nachricht von dem
positiven Testergebnis im Dorf verbreitet. Die BewohnerInnen haetten sie
daraufhin aufgefordert wegzuziehen. Als sie das nicht getan habe,
haetten sie ihr Haus niedergebrannt. 
 
Als sich die Mutter mit Kindern im Alter von vier bis 14 Jahren nicht
vertreiben liess, verweigerten die uebrigen BewohnerInnen ihr jede
Unterstuetzung. Die drei aelteren Kinder schickte sie daher zur Arbeit
in einen Haushalt. Doch als dort bekannt wurde, dass die Mutter
infiziert war, wurden die Kinder wieder nach Hause geschickt. Dort
mussten sie fuer sich selbst sorgen, weil die Mutter inzwischen so
schwach war, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. 
 
Gegen solche Formen der Diskriminierung richtet sich die
Aufklaerungsarbeit des Lutherischen Weltbundes. Um die Arbeit effektiver
zu machen, will der LWB gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen in
Nepal ein Netzwerk aufbauen. 3.000 Menschen seien im vergangenen Jahr
als Folge der Immunschwaechekrankheit gestorben, berichtet Ghimire. Nach
Angaben von AWD-Nepal gibt es im Land eine Reihe von Risikogruppen. Zu
ihnen gehoeren neben den WanderarbeiterInnen rund 20.000 Prostituierte,
von denen 17 Prozent infiziert sind, sowie 35.000 intravenoese
DrogengebraucherInnen. Von ihnen sind schaetzungsweise knapp die Haelfte
HIV-infiziert.
 
Bisher hat das AWD/LWB-Laenderprogramm in Nepal mehr als 70.000
Menschen ueber die Gefahren von AIDS aufgeklaert. In der
AIDS-Bekaempfung verbindet der LWB Aufklaerung mit Programmen, die
Einkommensmoeglichkeiten fuer die Betroffenen eroeffnen. Es wird auch
immer versucht, die Hindufuehrer in die Arbeit einzubeziehen. "Die
religioesen Fuehrer koennen viel tun, um das Verhalten der Menschen zu
aendern", erklaert Shashi Rijal. Sie wuerden in der Bevoelkerung
respektiert und ihr Wort habe Gewicht. Deshalb sei es dringend noetig,
die religioesen Fuehrer gezielt und auf breiter Basis anzusprechen. (778
Woerter)
 
(Ein Beitrag von Rainer Lang, Stuttgart.)
 
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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 62,3 Millionen der weltweit
knapp 66 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

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