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Feierliche Eroeffnung der LWB-Ratstagung in Genf


From "Frank Imhoff" <Frank_Imhoff@elca.org>
Date Wed, 01 Sep 2004 15:09:51 -0500

Feierliche Eroeffnung der LWB-Ratstagung in Genf
Pfr. Ekkehard Lagoda: Unsere Theologie muss soziale Praxis sein und werden

LWB-Ratstagung in Genf, 1. * 7. September 2004

PRESSEMITTEILUNG NR: 01

Genf, 31. August 2004 (LWI) * Kirchen muessten im vereinten Europa fuer soziale Gerechtigkeit eintreten, forderte Pfr. Ekkehard Lagoda, der deutschsprachige Evangelisch-Lutherischen Kirche in Genf, in seiner Predigt im feierlichen Eroeffnungsgottesdienst der Ratstagung des Lutherischen Weltbundes (LWB) am Dienstag, 31. August, in Genf. In seiner Predigt hob Lagoda die Bedeutung des Themas der diesjaehrigen Ratstagung "Zusammenwachsen * auseinander wachsen" fuer die Feier des heiligen Abendmahls und fuer den "Blick auf das neue Europa" hervor. 

An der Ratstagung, die vom 1. bis 7. September, Chavannes-de-Bogis bei Genf stattfindet, nehmen rund 100 VertreterInnen der 136 LWB-Mitgliedskirchen teil. Darueber hinaus sind ueber 70 weitere TeilnehmerInnen registriert, darunter DolmetscherInnen, Gaeste, MitarbeiterInnen des LWB, PressevertreterInnen und Stewards.

Der europaeische Einigungsprozess illustriert laut Lagoda besonders gut die Relevanz des Themas der Ratstagung. Nach jahrhundertelangen Feindschaften und Kriegen wachse Europa endlich friedlich zusammen. Jedoch sei es ausgerechnet der zuegellose Neoliberalismus der Finanzmaerkte, der die 25 Nationen der Europaeischen Union schneller zusammenwachsen lasse, als es den politischen Kraeften je gelingen wuerde, so Lagoda. Dies habe eher ein "auseinander Wachsen", eine Trennung und Spaltung zur Folge. So seien viele Menschen durch die "Exzesse kapitalistischer Gewinnsucht" in der globalen Welt dazu gezwungen, am oder unter dem Existenzminimum zu leben. "Im Kampf gegen die Geissel Hunger und fuer eine gesaettigte Menschheit duerfen wir nicht dem freien Spiel des Marktes das Wort reden", forderte Pfr. Lagoda. 

Hinsichtlich der Erarbeitung einer gemeinsamen Verfassung der Europaeischen Union kritisierte Lagoda die Bevorzugung des neoliberalen Wirtschaftsmodells, das auf die reine Verbesserung der Wettbewerbsfaehigkeit auf dem Weltmarkt abziele. Diese Marktordnung treibt laut Lagoda das weitere "ungesunde *auseinander Wachsen&#8219; und unsolidarische auseinander Leben" der Weltgemeinschaft voran. "Das ist Spaltung, wie Paulus sie von den Wohlhabenden in Korinth andeutet, aber im Weltmassstab", erklaerte der Theologe. 

Pflicht und Aufgabe der Kirche sei es, einen Gegenpol zu bilden. "Hier sind die Kirchen und Religionsgemeinschaften in Europa auf den Plan gerufen", betonte Lagoda. Ihnen werde in der neuen europaeischen Verfassung im Artikel 51 eine eigenstaendige Gewalt der EU gegenueber zugestanden, um auch zukuenftig auf die Beachtung von Werten wie Solidaritaet, Umverteilung und Verzicht, Gerechtigkeit und Naechstenliebe in Europa zu draengen. So muesse die Kirche Anwalt der Stummen werden, aber nicht jede Kirche und Konfession einzeln, sondern mit einer Stimme.

Trotz vieler Trennungen und Spaltungen sei der Prozess des Zusammenwachsens Europas jedoch ein einmaliger, der jedem Land seine Eigenheiten zugestehe und so zu einem "starken multikulturellen und multireligioesen Europa" fuehre. So koenne die Einheit in der Vielfalt erreicht werden.

Lagoda stellte auch die Bedeutung der Gemeinschaft im Heiligen Abendmahl, in die alle ChristInnen eingeschlossen seien, heraus. Im 1. Brief an die Korinther ueber die Abendmahlsfeier kritisiere Paulus die "Spaltung am Tisch des Herrn", die sich in der Gemeinde von Korinth zwischen Arm und Reich aufgetan habe. Paulus fordere zur verantwortlichen Selbstpruefung auf. Sie sei an die Gemeinschaft derer gebunden, die das Abendmahl miteinander feiern. "Die Leitfrage heisst nicht: Bin ich wuerdig, sondern feiern wir das Mahl des Herrn wuerdig, naemlich so, dass wir miteinander der Leib Christi sind?", betonte Pfarrer Lagoda. 

Wo auch immer die Phaenomene vom gesonderten Wachsen oder Zusammenwachsen zu beobachten seien - ob in der Familie oder nach dem Wegfall der Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland, zwischen Ost- und Westeuropa, in der EU, im interreligioesen Dialog, in interkontinentalen Bezuegen, in Fragen der Globalisierung oder schlicht zwischen Kirchen unterschiedlichster Konfessionen - als ChristInnen, so Lagoda, "glauben wir zwar an Wunder, aber wir warten nicht traege darauf, dass Gott sich allein darum kuemmert und wir fragen nicht mehr, wie wandelt sich Brot und wie wandelt sich Wein, sondern wie wandelt sich das Herz der Menschen so, dass alle Menschen unterschiedslos am Leben in Fuelle teilhaben, niemand ausgeschlossen [wird] und zu kurz kommt".

"Der Leib Christi ist eine soziale Wirklichkeit", betonte Pfarrer Lagoda in seiner Predigt. "Der Tisch des Herrn fordert unsere Fragen ueber das *Zusammenwachsen und auseinander Wachsen&#8219; heraus und es ist sicher: Unsere Theologie darf, ja muss, soziale Praxis sein und werden, wo sie es noch nicht ist."

Der 49-koepfige LWB-Rat fuehrt zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Der aktuelle Rat wurde waehrend der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen Winnipeg gewaehlt und tagt in Genf erstmals in seiner Gesamtheit. Der Rat besteht aus dem Praesidenten, dem Schatzmeister sowie Geistlichen und Laien, die ihre Regionen repraesentieren. Der LWB umfasst gegenwaertig insgesamt 136 Mitgliedskirchen in 76 Laendern und vertritt rund 62,3 Millionen der weltweit knapp 66 Millionen LutheranerInnen. (749 Woerter)

Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Buero fuer Kommunikationsdienste ueber den Mobilfunk-Anschluss: +41/(0)78-720 8021.

Dirk-Michael Groetzsch
German Editor
The Lutheran World Federation
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