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Festlegung von Prioritaeten ist wichtigste Aufgabe der LWB-Ratstagung
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"Frank Imhoff" <frank_imhoff@elca.org>
Date
Thu, 02 Sep 2004 05:41:16 -0500
Festlegung von Prioritaeten ist wichtigste Aufgabe der LWB-Ratstagung
LWB-Generalsekretaer Noko: Lutherische Gemeinschaft muss darueber nachdenken, was gegenwaertige Entwicklungen fuer Europa bedeuteten
LWB-Ratstagung in Genf, 1. * 7. September 2004
PRESSEMITTEILUNG NR: 04
Genf, 1. September 2004 (LWI) * Der Generalssekretaer des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, hat die Mitglieder des LWB-Rates dazu aufgerufen, breite Prioritaetsbereiche fuer die zukuenftige Arbeit des LWB abzustecken. Nach der Festlegung einer allgemeinen Ausrichtung der Arbeit des Weltbundes durch die Zehnte LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen Winnipeg gelte es nun, die wichtigsten Richtlinien der Vollversammlung aufzugreifen, so Noko auf der LWB-Ratstagung in Chavannes-de-Bogis bei Genf, die vom 1. bis 7. September 2004 stattfindet.
Eine der dringlichsten Herausforderungen, mit denen sich die lutherischen Kirchen auseinander setzen muessten, habe mit der Frage friedlicher und kooperativer interreligioeser Beziehungen zu tun, betonte Noko in seinem Bericht. Das Erbe und die Erfahrungen Europas stellten in dieser Hinsicht sowohl einen Segen als auch eine Last dar. Mit Blick auf die Annahme der neuen EU-Verfassung sei die Frage der religioesen Vielfalt und der interreligioesen Beziehungen sehr direkt politisch diskutiert worden, als es naemlich darum ging, ob eine Bezugnahme auf die Religion und speziell das Christentum in die Verfassung aufgenommen werden sollte. Diese Kontroverse illustriere die gegenwaertige Debatte ueber die religioese Identitaet Europas. Die Tatsache, dass einige Laender der EU sich als saekulare Staaten verstuenden, habe zu umstrittenen Massnahmen gegen religioese Symbole gefuehrt.
Die Erweiterung der EU und die Beseitigung politischer und wirtschaftlicher Grenzen bringt laut Noko sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich. Die wachsende Einheit gehe auch einher mit Verlagerungen und Bruechen. Dabei wirkten sich verschiedene Elemente dieses Prozesses in unterschiedlicher Weise auf Kirchen aus, die durch den LWB in Gemeinschaft miteinander seien. Einige der LWB-Mitgliedskirchen profitierten davon, waehrend andere auf der Verliererseite stuenden.
Es sei wichtig, dass die lutherische Gemeinschaft darueber nachdenke, was die gegenwaertigen Entwicklungen fuer Europa bedeuteten. Aufgrund all der offensichtlichen Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten stellt Europa gegenwaertig ein politisches und gesellschaftliches Experiment dar, das fuer die Welt als Ganze von grosser Bedeutung ist, so der LWB-Generalsekretaer.
Die Tatsache, dass die internationale Gemeinschaft heute mit militaerischen und wirtschaftlichen Problemen in bestimmten Regionen konfrontiert sei, duerfe nicht die Aufmerksamkeit von wichtigen Entwicklungen in anderen Teilen der Welt ablenken, die alle die weitere Entwicklung der Weltgeschichte mitbestimmten, forderte Noko.
Im Blick auf die von den Delegierten der Zehnten LWB-Vollversammlung beschlossene Erweiterung des Namens des LWB in Lutherischer Weltbund * eine Kirchengemeinschaft betonte Noko, dieser Zusatz beinhalte eine tief gehende Aussage, dass der LWB eine Kirchengemeinschaft sei, die in der Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott gruendet. Dies bedeute, in Gemeinschaft miteinander zu sein, weiterhin sei ein entscheidender Schritt hin zur Etablierung des Communio-Gedanken gelungen.
Ein Beispiel fuer das staerkere Zusammenwachsen der lutherischen Kirchen weltweit biete auch die Reaktion der TeilnehmerInnen an der Vollversammlung in Winnipeg auf die Verweigerung von Visa, vornehmlich fuer Delegierte aus Mitgliedskirchen in Entwicklungslaendern. Der Schmerz, den die Anwesenden infolge der Ausgrenzung einiger unserer Schwestern und Brueder sehr real empfunden haben, hat deutlich gemacht, dass wir uns immer staerker als Gemeinschaft fuehlen, betonte Noko.
Die Krise beinhaltet Chance zur Erneuerung
In einer sich atemberaubend schnell veraendernden Welt muessten neue Beziehungen entwickelt, neue Verbindungen eingegangen und neue Wege der Zusammenarbeit gefunden werden, um wirksam und verantwortlich auf die Realitaeten des 21. Jahrhunderts reagieren zu koennen, so der LWB-Generalsekretaer. Der LWB und die Beziehungen zu seinen Mitgliedskirchen und Partnern haetten sich ebenfalls ausgeweitet und veraendert. Einige der Kirchen, die frueher beduerftig und abhaengig gewesen seien, waeren dies heute nicht mehr. Gleichzeitig herrschten im groesseren globalen Kontext Angst und Krisenstimmung vor. Aber die gegenwaertige Krise koennte eine Chance zur Erneuerung beinhalten, so Noko.
Die verschiedenen Missions- und Entwicklungshilfeeinrichtungen, die seit der Gruendung des LWB 1947 zu seinem Netzwerk gehoerten, haetten nach und nach das Gefuehl bekommen, sich in einer gewissen Distanz zum Zentrum zu befinden, wo die Kernentscheidungen getroffen wuerden. Der LWB ueberpruefe daher am Beginn einer umfassenderen Diskussion ueber die Neugestaltung der oekumenischen Bewegung die Beziehungen innerhalb seines Netzwerks. Noko regte an, im Fruehjahr naechsten Jahres eine Konsultation zu veranstalten, auf der der LWB, seine Partnereinrichtungen wie Entwicklungshilfeorganisationen und Missionsgesellschaften, die Nationalen Komitees und die Kirchen klaeren sollten, wie die zukuenftigen Beziehungen und die Zusammenarbeit im Blick auf unsere gemeinsamen Ziele gestalten werden sollten.
Schaffung von Nationalkomitees foerdern
Als Instrument zur Staerkung der Einheit unter den lutherischen Kirchen in den jeweiligen Laendern und zur Kommunikation und Koordination zwischen dem LWB und seinen Mitgliedskirchen seien die Nationalkomitees wichtige Organe zur Zusammenfuehrung der lutherischen Weltgemeinschaft. Ich glaube nicht, dass wir bislang Wege gefunden haben, wie wir dieses sehr wichtige Instrument fuer unsere Gemeinschaft effektiv genug nutzen koennten, merkte Noko an. Er rief die Ratsmitglieder und BeraterInnen deshalb dazu auf, die Schaffung von Nationalkomitees zu foerdern und die Komitees zu verstaerktem Engagement zu motivieren.
Hinsichtlich globaler bilateraler Beziehungen nehme der LWB aktiv an mehreren bilateralen Dialogen und multilateralen oekumenischen Foren teil. Mit der roemisch-katholischen Kirche unterhalte der LWB auch weiterhin offene und gute Beziehungen. Die Feier des fuenften Jahrestags der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre (GE) am 31. Oktober dieses Jahres illustriere dies. Auch der Dialog mit den orthodoxen Kirchen trage weiterhin Fruechte.
Interreligioeser Dialog ist eine der groessten Herausforderungen unserer Zeit
Der interreligioese Dialog und die Zusammenarbeit mit der juedischen und muslimischen Gemeinschaft muesse gegenwaertig als eine der groessten Herausforderungen unserer Zeit angesehen werden, betonte Noko. Die Kraefte, die versuchten, die Religionen gegeneinander auszuspielen und die Glaeubigen zu radikalisieren und zu spalten, seien heute staerker denn je. Auch im afrikanischen Kontext lege der LWB einen besonderen Akzent auf interreligioesen Dialog und Zusammenarbeit fuer den Frieden zwischen VertreterInnen der groessten Glaubenstraditionen in Afrika.
Als fuer die sichtbare Einheit der Kirche und die theologische und oekumenische Arbeit des LWB essentiell bewertete der Generalsekretaer die Abteilung fuer Theologie und Studien (ATS), das Buero fuer Oekumenische Angelegenheiten (BOeA) und das Institut fuer Oekumenische Forschung in Strassburg. Die solide Grundlagenarbeit der drei Arbeitseinheiten ermoegliche es der lutherischen Gemeinschaft, gezielte, kreative Beitraege zum Fortschritt der oekumenischen Bewegung zu leisten.
Im Hinblick auf die Neugestaltung der oekumenischen Bewegung seien die Beziehungen zwischen dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und den weltweiten christlichen Gemeinschaften ein wichtiges Thema. Der OeRK sei zu Recht das privilegierte Instrument der oekumenischen Bewegung genannt worden, so Noko. Der OeRK muesse daher heute als Instanz fungieren, in der Dinge, die in der Oekumene geschehen, im Blick auf die innere Kohaerenz der einen oekumenischen Bewegung geprueft werden.
Kommunikation ist das verbindende Element, das uns zusammenhaelt
Als eines der grundlegendsten Instrumente der lutherischen Gemeinschaft nannte Noko den Bereich Kommunikation. Sie ist das verbindende Element, das uns zusammenhaelt. Der Generalsekretaer machte deutlich, dass die Intensitaet unserer Gemeinschaftserfahrung nur so stark sein kann wie die Qualitaet unserer Kommunikation. Der Rat werde ueber seinen Programmausschuss fuer Kommunikationsdienste kreative Wege finden muessen, um aus dem LWB eine wahrhaft kommunikative Gemeinschaft zu machen.
Das neu erarbeitete LWB-Missionsdokument der Abteilung fuer Mission und Entwicklung (AME) gehe davon aus, dass Partnerschaft in der Mission nicht eine Option, sondern ein wesentliches Merkmal der Kirche darstelle. Er hoffe, dass der LWB mit Hilfe dieses Dokuments einen bescheidenen Beitrag zur aktuellen Diskussion ueber das Kirchesein in einer sich schnell veraendernden Welt leisten koennne, erklaerte Noko.
Diskriminierung von Dalits ist eine der schlimmsten Formen von Ausgrenzung
Als besondere globale Herausforderungen der heutigen Zeit nannte Noko das Problem, dass die Welt staerker denn je von Globalisierung und Fragmentierung zugleich gepraegt sei. Zwischen den Prozessen und Technologien, die die Welt in ein globales Dorf verwandelt haetten und denen, die Graeben zwischen den Menschen ziehen und Mauern zwischen ihnen errichtet haetten, bestehe ein scharfer Kontrast. In diesem Kontext hob Noko vor allem die Ausgrenzung von Frauen, jungen Menschen, indigenen Voelkern und Dalits hervor.
Die Diskriminierung von Dalits stellt laut Noko eine der schlimmsten und gewaltsamsten Formen von Ausgrenzung dar. Die Anzahl der davon betroffenen Menschen werde auf bis zu eine 250 Millionen Menschen allein in Indien geschaetzt, so der Generalsekretaer. Wer hat das Recht, diese Menschen * sei es in Wort oder Tat * als unberuehrbar zu stigmatisieren, wo Christus fuer sie genau wie fuer andere Menschen gestorben und auferstanden ist? fragte Noko.
Die gegenwaertig schwierige finanzielle Situation der Kirchen im Allgemeinen und des LWB im Besonderen stelle ein grosses Problem in der Gestaltung der zukuenftigen Arbeit des Weltbundes dar. Wir haben vorausplanend versucht, die Ausgaben durch Haushaltskuerzungen an die erwarteten Einnahmen anzupassen *aber damit sind wir jetzt an unsere Grenzen gestossen, erklaerte Noko.
Zur Reduzierung der enormen Kosten fuer mehrere parallel stattfindende Vollversammlungen (LWB, OeRK, RWB, KEK, Leuenberg, usw.) regte der LWB-Generalsekretaer an, die naechste LWB-Vollversammlung 2010 statt 2009 abzuhalten. Der Rat solle den Generalsekretaer ersuchen, einen Brief an die Mitgliedskirchen zu senden, in dem er sie bittet, eine Einladung des LWB fuer eine Vollversammlung zu erwaegen, regte Noko an.
An der LWB-Ratstagung in Chavannes-de-Bogis bei Genf nehmen rund 100 VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen teil. Darueber hinaus sind ueber 70 weitere TeilnehmerInnen registriert, darunter DolmetscherInnen, Gaeste, MitarbeiterInnen des LWB, PressevertreterInnen und Stewards. Der 49-koepfige LWB-Rat fuehrt zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Der aktuelle Rat wurde waehrend der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen Winnipeg gewaehlt und tagt in Genf erstmals in seiner Gesamtheit. Der Rat besteht aus dem Praesidenten, dem Schatzmeister sowie Geistlichen und Laien, die ihre Regionen repraesentieren. Der LWB umfasst gegenwaertig insgesamt 136 Mitgliedskirchen in 76 Laendern und vertritt rund 62,3 Millionen der weltweit knapp 66 Millionen LutheranerInnen. (1.547 Woerter)
Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Buero fuer Kommunikationsdienste ueber den Mobilfunk-Anschluss: +41/(0)78-720 8021.
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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 62,3 Millionen der weltweit knapp 66 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit LWI gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.
Dirk-Michael Groetzsch
German Editor
The Lutheran World Federation
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150, route de Ferney
P. O. Box 2100
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