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LWB-Praesident Hanson: Glaube ist keine Privatsache
From
"Frank Imhoff" <frank_Imhoff@elca.org>
Date
Thu, 02 Sep 2004 05:57:22 -0500
LWB-Praesident Hanson: Glaube ist keine Privatsache
Aufruf zu mehr gesellschaftlichem Engagement der lutherischen Kirche
LWB-Ratstagung in Genf, 1. * 7. September 2004
PRESSEMITTEILUNG NR: 05
Genf, 1. September 2004 (LWI) * Man koenne mit seinen NachbarInnen nicht ueber seinen Glauben an Jesus sprechen, ohne sich auch um deren physisches Wohlbefinden, soziale und politische Sicherheit zu sorgen, betonte der Praesident des Lutherischen Weltbundes (LWB), der Leitende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA), Mark S. Hanson, am Mittwoch, 1. September, gegenueber JournalistInnen in Genf. Glauben duerfe nicht zur Privatsache gemacht werden, so Hanson waehrend der LWB-Ratstagung, die vom 1. bis 7. September in Chavannes-de-Bogis bei Genf stattfindet.
Wir muessen den Lutheranern und Lutheranerinnen helfen, mehr ueber ihre Erfahrung mit Gott in ihrem Leben zu sprechen, forderte Hanson. LutheranerInnen muessten in dieser Beziehung mutiger sein. Im Gegensatz zu einer gerade in der noerdlichen Hemisphaere verbreiteten Privatisierung des Glaubens, gehoerten Glauben und Leben unter den Lebensumstaenden im Sueden eng zusammen. Dieser Kontrast werde auch in den wachsenden Mitgliedszahlen der Kirchen gerade im Sueden der Welt deutlich. Meine eigene Kirche hat in den letzten elf Jahren 250.000 Mitglieder verloren, berichtete Hanson. Auch liege das Durchschnittsalter seiner Kirche um zehn Jahre ueber dem der US-Bevoelkerung. Hinzu komme, dass 97 Prozent der Mitglieder der ELKA weiss seien.
Er sei sich auch nicht sicher, ob die Kirchen des Nordens auf das vorbereitet seien, was die Kirchen des Suedens mit ihnen zu teilen haetten, fuhr der LWB-Praesident fort. Waehrend die Kirchen des Nordens sicher wissen wollten, wie sie ihre Kirchen wieder zum Wachsen bringen koennten, waere es moeglich, dass sie fuer den anderen Teil der Geschichte, die wirtschaftlichen Auswirkungen, nicht bereit seien. Die Kirchen des Nordens wollen oft nur hoeren, was sie zufrieden stellt, die ganze Geschichte haette aber eine Verwandlung zur Folge.
Dass christlicher Glauben nicht zur Privatsache werden duerfe, weitete Hanson auch auf den politischen Bereich aus: Es muss immer eine gewisse Spannung zwischen religioesen und politischen Fuehrungen eines Landes geben, sagte das Oberhaupt der lutherischen Kirche in Amerika, die knapp fuenf Millionen Mitglieder umfasst: Wir als Kinder des Glaubens muessen eine prophetische Dimension ausfuellen, die beinhaltet, dass wir politische Fuehrungen dazu aufrufen, Rechenschaft abzulegen.
Eine Tendenz zur politischen Parteinahme, gerade angesichts des aktuellen Praesidentenwahlkampfes in den USA, lehnte Hanson jedoch kategorisch ab: Ich unterstuetze keinen bestimmten Kandidaten. Egal, welche Partei an der Regierung sei, er werde Auswirkungen politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen, etwa die der Globalisierung, immer kritisch hinterfragen. Glaeubige muessten sich zu den politischen Aktivitaeten ihres Landes aeussern duerfen, so Hanson auch im Rueckblick auf die politische Diskussion in den USA vor Beginn des Irakkrieges. Er bedauere in diesem Zusammenhang die Haltung vieler Kirchen, die sich an dieser lebhaften oeffentlichen Diskussion nicht beteiligt haetten.
Die Frage, wie ChristInnen auf einen Diktator, der grosses Leid fuer sein Volk hereingebrachte habe, haetten reagieren sollen, sie ein sehr komplexer Sachverhalt, eine einfache Loesung habe es nicht geben koennen. Aber es gebe keine einfachen Loesungen fuer komplexe Probleme, gerade in einem Kontext, wo Menschen vorwiegend nur als einfach strukturierte KonsumentInnen angesehen wuerden.
Sorge bereitete ihm auch, so LWB-Praesident Hanson, dass die Vereinigten Staaten mehr und mehr als eine Nation wahrgenommen wuerden, die primaer Macht ausueben wolle, anstatt sich solidarisch zu zeigen. Die Rolle der USA bei der weltweiten HIV/AIDS-Bekaempfung bestaetige dieses Bild. Anstatt dass die USA hier eng mit UN-Organisationen kooperierten, versuchten sie, bilateral vorzugehen und Bedingungen fuer Hilfeleistungen zu stellen, kritisierte Hanson. Hier sei mehr Dialog angebracht, genau wie in oekumenischen Fragen.
An der LWB-Ratstagung in Chavannes-de-Bogis bei Genf nehmen rund 100 VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen teil. Darueber hinaus sind ueber 70 weitere TeilnehmerInnen registriert, darunter DolmetscherInnen, Gaeste, MitarbeiterInnen des LWB, PressevertreterInnen und Stewards. Der 49-koepfige LWB-Rat fuehrt zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Der aktuelle Rat wurde waehrend der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen Winnipeg gewaehlt und tagt in Genf erstmals in seiner Gesamtheit. Der Rat besteht aus dem Praesidenten, dem Schatzmeister sowie Geistlichen und Laien, die ihre Regionen repraesentieren. Der LWB umfasst gegenwaertig insgesamt 136 Mitgliedskirchen in 76 Laendern und vertritt rund 62,3 Millionen der weltweit knapp 66 Millionen LutheranerInnen. (673 Woerter)
Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Buero fuer Kommunikationsdienste ueber den Mobilfunk-Anschluss: +41/(0)78-720 8021.
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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 62,3 Millionen der weltweit knapp 66 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit LWI gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.
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LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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