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Theologie darf in den Kirchen nicht aufs Nebengleis abgeschoben werden


From "Frank Imhoff" <frank_Imhoff@elca.org>
Date Fri, 10 Sep 2004 05:46:45 -0500

Theologie darf in den Kirchen nicht aufs Nebengleis abgeschoben werden
LWB-Abteilung fuer Theologie und Studien plant neues Studienprogramm zur
Grundfunktion der Theologie im Leben der Kirche
 
LWB-Ratstagung in Genf, 1. - 7. September 2004
 
PRESSEMITTEILUNG NR: 23
 
Genf, 10. September 2004/(LWI) - Der Programmausschuss fuer Theologie
und Studien des Lutherischen Weltbundes (LWB) hat den LWB-Rat auf seiner
Tagung in Genf darueber informiert, dass die LWB-Abteilung fuer
Theologie und Studien (ATS) gemeinsam mit dem Institut fuer Oekumenische
Forschung in Strassburg (Frankreich) ein neues Studienprogramm "Zur
Grundfunktion der Theologie im Leben der Kirche: Eine Neubestimmung"
durchfuehren wird. Der LWB-Rat tagte vom 1. bis 7. September in
Chavannes-de-Bogis bei Genf.
 
Zu den Zielen des neuen Studienprogramms gehoere, ein erhoehtes
Bewusstsein fuer die zentrale und kritische Rolle der Theologie im LWB
und den Mitgliedskirchen, besonders unter PfarrerInnen und anderen
kirchenleitenden Persoenlichkeiten, heranzubilden, so der Bericht des
Ausschusses an den Rat. Die Verbindung zwischen Theologie und dem
praktischen Leben der Kirchen muesse gestaerkt werden. Weiterhin solle
die theologische Arbeit mit der noetigen Disziplin und Integritaet
sowohl in Bezug auf die Tradition als auch auf aktuelle Kontexte
entworfen und gestaltet werden. Hiebei muessten auch die neu
entstehenden oekumenischen, interreligioesen und anderen
Herausforderungen Beruecksichtigung finden, erklaerte die Vorsitzende
des Programmausschusses, Professorin Dr. Barbara Rossing, die den
Bericht des Ausschusses vorstellte.
 
Zur Begruendung fuer das neue Studienprogramm fuehrte der
Programmausschuss an, dass eine solche Neubestimmung im Studienprogramm
des LWB erforderlich sei, da Theologie in vielen Kirchen zunehmend auf
Nebengleise abgeschoben werde. Obgleich die Oekumene durch praktische
Arbeit unter den Kirchen noch immer weitgehend gelebt werde, sei wenig
Begeisterung fuer oekumenische Diskussionen von Lehrfragen zu spueren.
Die drohende und immer dringlicher werdende Krise bestehe darin, dass
die Theologie riskiere, ihre wesentliche Rolle im Leben der lutherischen
Kirchen als Herausforderung des kirchlichen Lehrens und der kirchlichen
Praxis zu verlieren, besonders wenn damit das, was fuer die Identitaet
der Kirche, ihr Bekenntnis, ihr Zeugnis und ihre oekumenischen
Beziehungen zentral sei, gefaehrdet werde. 
 
PfarrerInnen sind in rapide wachsenden Kirchen oft ueberfordert
 
Weiterhin, so der Programmausschuss, klaffe zwischen der akademischen
Theologie und der Theologie im Leben der Kirchen oft eine Luecke.
PfarrerInnen seien in rapide wachsenden Kirchen oft dermassen
ueberfordert, dass viele nur eine minimale theologische Ausbildung
haetten und nur fuer wenige die Moeglichkeit bestuende, zu einem
spaeteren Zeitpunkt ein theologisches Studium aufzunehmen. TheologInnen
in Fakultaeten in vielen Teilen der Welt haetten so viele Aufgaben, dass
ihnen zur Weiterverfolgung ihrer eigenen theologischen Arbeit nur wenig
Zeit uebrig bleibe. 
 
Der Programmausschuss berichtete dem Rat, dass es fuer den Sueden oft
nicht einfach sei, mit den sich im Norden abzeichnenden Entwicklungen
Schritt zu halten. Es sei daher wichtig, sich auf die praktischen
Aspekte der theologischen Arbeit zu konzentrieren, um der Menschen
willen, in deren Dienst sie sich zu stellen habe. In Afrika sei es zum
Beispiel oft schwierig, Theologie zu treiben, weil einfach die
Ressourcen fehlten. Der Ausschuss betonte den Bedarf an relevantem
Material zur Verkuendigung des Evangeliums. Theologie sei die
Voraussetzung fuer Verkuendigung. 
 
Arbeit ueber wirtschaftliche Globalisierung weiterfuehren
 
Im Blick auf das Studienprogramm zur Verwandlung der wirtschaftlichen
Globalisierung, nahm der Ausschuss die seit 2000 geleistete Arbeit
einschliesslich der zu diesem Thema erarbeiteten Papiere wie "Engagement
einer Gemeinschaft von Kirchen angesichts der wirtschaftlichen
Globalisierung" (2001) und "Aufruf zur Beteiligung an der Verwandlung
der wirtschaftlichen Globalisierung" zur Kenntnis. Der Rat traf die
Entscheidung, im Rahmen der Prioritaeten des LWB zu erwaegen, wie die
laufende Arbeit ueber wirtschaftliche Globalisierung innerhalb des
Generalsekretariats am besten weitergefuehrt werden koenne. 
 
Der Rat entschied weiterhin, Dr. Choong Chee Pang fuer seine wichtige
Arbeit als Akademischer Berater fuer christliche Studien in China
Anerkennung auszudruecken und zu empfehlen, dass der laufende
Teilzeitvertrag mit ihm bis zum 31. Juli 2006 verlaengert werde. 
 
Der Programmausschuss sprach der ATS Anerkennung aus fuer die
strategische Arbeitsweise, einschliesslich der bewussten Bestrebungen,
mit anderen LWB-Arbeitseinheiten, mit anderen oekumenischen
Organisationen, mit Mitgliedskirchen, TheologInnen und theologischen
Institutionen zusammenzuarbeiten. 
 
In der Aussprache zum Bericht des Ausschusses erklaerte Pfr. Chandran
Paul Martin, Geschaeftsfuehrer der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen
Kirche in Indien (VELKI), dass die indischen Kirchen seit 15 Jahren
systematisch und mutig eine Dalit-Theologie entwickelt haetten. Er
hoffe, dass die bedeutenden Auswirkungen und Einfluesse der
Dalit-Theologie auf das globale theologische Denken untersucht und durch
das neue ATS-Studienprogramm evaluiert wuerden. (682 Woerter)
 
*       *       *
 
An der LWB-Ratstagung in Chavannes-de-Bogis bei Genf haben rund 100
VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen
teilgenommen. Darueber hinaus waren ueber 70 weitere TeilnehmerInnen
registriert, darunter DolmetscherInnen, Gaeste, MitarbeiterInnen des
LWB, PressevertreterInnen und Stewards. Der 49-koepfige LWB-Rat fuehrt
zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden
Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Der aktuelle Rat wurde
waehrend der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen
Winnipeg gewaehlt und tagte in Genf erstmals in seiner Gesamtheit. Der
Rat besteht aus dem Praesidenten, dem Schatzmeister sowie Geistlichen
und Laien, die ihre Regionen repraesentieren. Der LWB umfasst insgesamt
138 Mitgliedskirchen in 77 Laendern und vertritt rund 65 Millionen
Mitglieder weltweit. 
 
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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 65 Millionen Mitglieder in
77 Laendern weltweit angehoeren.
 
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.
 
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LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
Tel.: +41/22-791 63 53
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