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LWB-Neujahrsbotschaft: Appell zu verstaerktem Einsatz fuer das


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Mon, 03 Jan 2005 13:52:07 -0600

LWB-Neujahrsbotschaft: Appell zu verstaerktem Einsatz fuer das Wohl der
Kinder und den Umweltschutz
Kinder gehoeren zu den Schwaechsten und sind in besonderer Weise
gefaehrdet

Genf, 3. Januar 2005 (LWI) - Angesichts des Todes Tausender Kinder, die
am 26. Dezember den Flutwellen in Suedostasien und Ostafrika zum Opfer
fielen, hat der Lutherische Weltbund (LWB) in seiner Neujahrsbotschaft
die Religionsgemeinschaften und die Gesellschaft insgesamt dazu
aufgefordert, dem Wohl der Kinder und dem Umweltschutz in ihrer Arbeit
Prioritaet einzuraeumen.

In seiner an alle Mitgliedskirchen, Nationalen Komitees, Partner- und
Geberorganisationen des LWB gerichteten Neujahrsbotschaft befasst sich
der Generalsekretaer des LWB, Pfr. Dr. Ishmael Noko, mit dem
schmerzvollen Beginn des Jahres 2005 und den tragischen Bildern der
hilflosen Kinder, die in den Tsunami-Flutwellen ums Leben kamen, und
deren Eltern, die ihnen nicht zu Hilfe kommen konnten.

"[U]ns allen [ist] waehrend der Weihnachtstage auf eindringliche Weise
vor Augen gefuehrt worden, dass Kinder zu den Schwaechsten gehoeren und
in besonderer Weise gefaehrdet sind", so Noko. "Daraus sollten wir die
Lehre ziehen, dass wir in unseren Religionsgemeinschaften und in unserer
jeweiligen Gesellschaft die Beduerfnisse der Kinder in den Mittelpunkt
unseres Handelns und Planens stellen muessen."

Medienberichten zufolge sind bis zu einem Drittel der bisher ueber
150.000 Flutopfer Kinder. Ursache der Katastrophe war ein Seebeben der
Staerke 9,0 im Indischen Ozean rund 150 Kilometer suedlich vor Sumatra.
Gewaltige Flutwellen ueberschwemmten die Kuestenregionen von Indien,
Indonesien, Malaysia, Sri Lanka, Thailand sowie Ostafrika.

Noko mahnte eindringlich eine Neubestimmung der Prioritaeten im Bereich
des Umweltschutzes an. Die Abholzung der Waelder an den Kuesten, die zum
Teil dazu dienen sollte, Platz fuer Feriensiedlungen zu schaffen, habe
erheblich zu der verheerenden Wirkung der juengsten Flutwellen
beigetragen. " Waere es Kindern, die nach Schaetzungen bis zu einem
Drittel der Toten und Verletzten ausmachen, bei dieser Katastrophe
besser ergangen, wenn dieser natuerliche Lebensraum wirksamer geschuetzt
worden waere?", fragte der LWB-Generalsekretaer.

In seiner diakonischen Arbeit setze sich der LWB unter anderem auch
weltweit mit Situationen auseinander, in denen Kinder besonderen
Gefaehrdungen ausgesetzt seien -wenn sie etwa als KindersoldatInnen
missbraucht, in zunehmenden Mass sexuell ausgebeutet und in den
Drogenhandel verstrickt wuerden. Ebenso wichtig sei die wachsende Zahl
von HIV/AIDS-Waisen und elternlosen Familien in Umfeldern, die von der
Pandemie besonders betroffen seien, stellte Noko in seiner
Neujahrsbotschaft fest.

Der Generalsekretaer verwies auf das grosse Bildungspotenzial der
LWB-Mitgliedskirchen und appelliert an die Kirchen, zu ueberdenken,
welchen Beitrag sie zum Wohl der Kinder und fuer die Zukunft der
jeweiligen Gesellschaft leisten koennten. Die Bildung, so schloss er
seine Botschaft, "hat eine Schluesselfunktion bei der Schaffung einer
Welt ohne Diskriminierung und Gewalt, einer Welt der Toleranz und des
Friedens." (426 Woerter)

Im Folgenden finden Sie den vollstaendigen Wortlaut der
Neujahrsbotschaft von LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko:

Neujahrsbotschaft des Generalsekretaers des Lutherischen Weltbundes,
Pfr. Dr. Ishmael Noko

An die
Mitgliedskirchen des LWB
Nationalen Komitees des LWB
Partner- und Geberorganisationen

In meiner diesjaehrigen Neujahrsbotschaft an die LWB-Mitgliedskirchen
hatte ich geplant, die allgemeine Situation von Kindern in den
Mittelpunkt stellen.

Doch noch bevor meine Botschaft veroeffentlicht wurde, erfasste die
ganze Welt der Schrecken der Katastrophe, die so viele verschiedene
Laender heimgesucht hat. Die Kontinente Asien und Afrika haben ungeheure
Verluste an Menschenleben und Sachwerten zu beklagen. Doch auch viele
Laender ausserhalb dieser beiden Regionen waren auf tragische Weise von
dem Verlust von Menschenleben betroffen, und das Schicksal einer grossen
Zahl von Menschen ist weiterhin ungewiss.

Die Weltgemeinschaft, und mit ihr der LWB, leistet zwar ihr
Aeusserstes, um auf diese Katastrophe zu reagieren, doch ist uns allen
waehrend der Weihnachtstage auf eindringliche Weise vor Augen gefuehrt
worden, dass Kinder zu den Schwaechsten gehoeren und in besonderer Weise
gefaehrdet sind. Die Bilder der vom Schrecken gezeichneten Kinder, die
den Armen ihrer Eltern entrissen werden und weder schwimmen noch sich
irgendwo festhalten oder sich schnell genug auf sicheren Grund retten
koennen, stehen uns noch deutlich vor Augen.

Diese beispiellose, unfassliche Tragoedie gemahnt uns zugleich
eindringlich an die andauernde Not von Kindern in aller Welt. Die
Flutkatastrophe hat auf bewegende Weise gezeigt, dass Erwachsene unter
extremer Bedrohung alles tun, um Kinder zu retten. Daraus sollten wir
die Lehre ziehen, dass wir in unseren Religionsgemeinschaften und in
unserer jeweiligen Gesellschaft die Beduerfnisse der Kinder in den
Mittelpunkt unseres Handelns und Planens stellen muessen.

Die Prioritaeten im Bereich des Umweltschutzes beduerfen dringend einer
Neubestimmung. Es zeigt sich mit aller Klarheit, dass die
Umweltzerstoerung - etwa die Abholzung der Waelder an den Kuesten, die
zum Teil dazu dienen sollte, Platz fuer Feriensiedlungen zu schaffen -
erheblich zu der verheerenden Wirkung der juengsten Flutwellen
beigetragen hat.

Waere es Kindern, die nach Schaetzungen bis zu einem Drittel der Toten
und Verletzten ausmachen, bei dieser Katastrophe besser ergangen, wenn
dieser natuerliche Lebensraum wirksamer geschuetzt worden waere?

Ausser einer intakten Umwelt brauchen Kinder ein angemessenes soziales
Umfeld, das in vielen Laendern nicht existiert. Kinder brauchen
wirksamen Schutz vor der Gewissenlosigkeit mancher Erwachsener -
sexuelle Ausbeutung und Drogenhandel zu Lasten von Kindern sind
augenscheinlich auf dem Vormarsch.

In vielen Laendern werden Kinder weiterhin zu SoldatInnen gemacht und
in Kampfhandlungen verwickelt; sie werden gezwungen, an den grausamsten
und schaendlichsten Aktionen mitzuwirken, wodurch ihre noch ungefestigte
Persoenlichkeit zerstoert wird.

Kinder sind von den Verheerungen der HIV/AIDS-Krise mit am staerksten
gefaehrdet; der Lage der AIDS-Waisen und elternlosen Familien widmet die
diakonische Arbeit des LWB besondere Aufmerksamkeit. In einigen Laendern
sind Kinder entgegen den verbuergten Normen des Voelkerrechts auch
weiterhin nicht von der Todesstrafe ausgenommen.

Ich denke auch an den enormen Bedarf an Bildungsmoeglichkeiten fuer
Kinder, die ihnen helfen sollten, sie lebenstuechtig zu machen und ihnen
die Chance zu geben, zur Entwicklung ihrer jeweiligen Gesellschaft und
des gesamten "globalen Dorfes" beizutragen. Die Bildung hat eine
Schluesselfunktion bei der Schaffung einer Welt ohne Diskriminierung und
Gewalt, einer Welt der Toleranz und des Friedens. Viele Mitgliedskirchen
des LWB verfuegen ueber ein grosses Bildungspotenzial. Koennen wir nicht
neu darueber nachdenken, was wir zum Wohl der Kinder und fuer die
Zukunft unserer jeweiligen Gesellschaft auf diesem Gebiet beitragen
koennen?

Am Beginn dieses neuen Jahres bete ich von Herzen darum, dass alle
Eltern, Grosseltern, PatInnen, BuergerInnen, Kirchen und Regierungen
alles in ihrer Macht Stehende und Erdenkliche tun moegen, um die
Lebensbedingungen der Kinder zu verbessern.

Setzen wir uns als Religionsgemeinschaften dafuer ein, dass die
Infrastruktur nach der Flutkatastrophe wiederhergestellt und
gleichzeitig sichergestellt wird, dass die Kinder in diesem
Wiederaufbauprozess nicht an den Rand gedraengt werden.

Wir alle beginnen dieses neue Jahr 2005 in tiefstem Schmerz und bitten
Gott, er moege die Trauernden troesten und jedes Haus, jede Gemeinschaft
und jedes Land staerken - zum Segen aller. Dankbar gedenken wir aller,
die in dieser schweren Zeit soziale und seelsorgerliche Hilfe leisten.

In Christus verbunden
Pfr. Dr. Ishmael Noko
Generalsekretaer
31. Dezember 2004

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 65 Millionen LutheranerInnen
in 77 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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