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Tsunami: LWB-Mitgliedskirchen und PartnerInnen in Asien


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Tue, 04 Jan 2005 11:36:44 -0600

Tsunami: LWB-Mitgliedskirchen und PartnerInnen in Asien leisten
Katastrophenhilfe
Hilfe muss ueber akute Katastrophenphase hinaus geleistet werden, um
vollstaendigen Wiederaufbau und Nachhaltigkeit zu ermoeglichen

Genf, 4. Januar 2005 (LWI) - Waehrend die Zahl der von der Flutwelle in
Suedostasien geforderten Todesopfer inzwischen auf weit ueber 150.000
angestiegen ist, leisten die dortigen Mitgliedskirchen des Lutherischen
Weltbundes (LWB) weiter Hilfe fuer Ueberlebende. Viele haben in
oeffentlichen Gebaeuden wie auch in Kirchen Schutz gesucht.

Bischof Dr. Bonar Napitupulu von der Protestantisch-Christlichen
Batak-Kirche (HKBP) mit Sitz in Nordsumatra berichtet aus Indonesien,
dass sich Geistliche und andere Mitglieder der Kirche mit aller Kraft
fuer die Koordination der Nothilfe in den am schwersten betroffenen
Gebieten engagierten. Mit mehr als 94.000 Todesopfern, hauptsaechlich in
der Provinz Aceh im Norden des Landes, ist Indonesien das am schwersten
betroffene Land. Napitupulu betont, dass die Situation weiter kritisch
bleibe.

Das erste Kuestengebiet, auf das die gewaltige Flutwelle in der Folge
eines Seebebens am 26. Dezember traf, war die Westkueste der Insel
Sumatra. In rascher Folge wurden ausser Indonesien noch elf weitere
Laender um den Indischen Ozean und bis nach Ostafrika heimgesucht,
besonders betroffen waren weiterhin Indien, Sri Lanka und Thailand.
Millionen Menschen in Suedostasien haben ihr Zuhause verloren und
mussten ihre Heimatgebiete verlassen. Von der Zerstoerung materieller
Gueter sowie der Einkommensgrundlage sind grosse Teile der Bevoelkerung
betroffen.

Napitupulu ruft alle Mitglieder der HKBP sowie der weltweiten
oekumenischen Gemeinschaft auf, "unseren Schwestern und Bruedern in [den
am schwersten betroffenen Gebieten] Aceh, Pantai, Cermin (Serdan
Bedagei) und Nias" zu helfen. Aus diesem Anlass organisierte die HKBP am
Sonntag, 2. Januar, eine Spendensammlung.

Indonesien: Kirchliches Zentrum zerstoert, Kirche voller Leichen und
Schlamm

Ria Sidabutar-Pardede berichtet aus dem indonesischen Jakarta ueber die
Situation in Aceh: Die Kirche der HKBP in Banda Aceh "ist ueberflutet
und 1,50 Meter tief mit Schlamm angefuellt; 50 Leichen befinden sich in
der Kirche", da es an Ausruestung fehle, um sie zu bergen. Etwa 100
Kirchenmitglieder seien ums Leben gekommen, 300 seien obdachlos und 70
seien in das Krankenhaus der HKBP in Balige evakuiert worden.

Das kirchliche Zentrum der HKBP in Banda Aceh, zu dem auch das
Pfarrhaus sowie das Synodengebaeude gehoerten, wurde laut Pardede "dem
Erdboden gleichgemacht". Die Strassen seien weiterhin nicht passierbar.
Lufttransporte seien von einem nahe gelegenen Flughafen aus moeglich,
die Kosten von 55 US-Dollar pro zu evakuierender Person seien jedoch
nicht bezahlbar. Pardede wies darauf hin, dass 25 weitere PatientInnen
nach Balige ins Krankenhaus sowie 100 Obdachlose nach Medan, der
Hauptstadt der Region, gebracht werden muessten.

Die HKBP "braucht dringend Medikamente, Nahrungsmittel und Kleidung".
Ueber den akuten Bedarf hinaus werde in einer spaeteren Phase
Traumaheilung und die Schaffung neuer Lebensperspektiven notwendig sein,
so Pardede, die Mitglied des Beratungsausschusses fuer theologische
Ausbildung in Asien (Advisory Committee for Theological Education in
Asia, ACTEAS) ist.

Die HKBP hat drei Millionen Mitglieder und ist damit die groesste der
zwoelf LWB-Mitgliedskirchen in Indonesien. Sie hat im Blick auf die
Katastrophe drei Koordinationsstellen in Bedagei, Aceh und auf der Insel
Nias eingerichtet. Die Nothilfe wird mit Unterstuetzung durch Regierung
und Militaer, nichtstaatliche Organisationen und andere Gruppen
koordiniert.. Die HKBP sowie die Protestantisch-Christliche
Simalungun-Kirche gehoeren zu den groesseren Kirchen im Gebiet suedlich
von Aceh und um die Stadt Medan.

Nach Einschaetzung von HKBP-Bischof Napitupulu haben gegenwaertig die
Suche nach und Bergung von Leichen, die Bereitstellung von
Nahrungsmitteln, Unterkuenften, Bekleidung und Trinkwasser fuer die
Ueberlebenden sowie die medizinische Grundversorgung der Verletzten
Vorrang. Er weist darauf hin, dass die Bergung der Toten innerhalb einer
Frist von zehn Tagen ab dem 28. Dezember erfolgen muesse. Die erste
Nothilfephase fuer die Ueberlebenden soll drei Monate dauern und von den
Koordinationsstellen aus geleitet werden.

Die Gesamtkoordination der Katastrophenhilfe in Indonesien liegt bei
der internationalen kirchlichen Hilfsaktion ACT (Action by Churches
Together - Kirchen helfen gemeinsam), einem weltweiten Netzwerk von
Kirchen und Partnerorganisationen, die ihre Hilfsmassnahmen fuer
Menschen in Not gemeinsam koordinieren. Der LWB gehoert zu den
Gruendungsmitgliedern von ACT, das im Oekumenischen Zentrum in Genf
angesiedelt ist.

Thailand: Zahlreiche Opfer unter TouristInnen, Tausende Fischerboote
verschollen

Aus Bangkok (Thailand), wo die Zahl der Toten auf nahezu 5.000
geschaetzt wird, unter denen auch viele AuslaenderInnen sind, berichtet
Sally Lim, Regionalkoordinatorin fuer Asien der LWB-Abteilung fuer
Mission und Entwicklung (AME): "die Zahlen, die genannt werden,
entsprechen nicht einmal annaehernd der tatsaechlichen Situation, da
Tausende noch vermisst sind und bei der Zaehlung nicht beruecksichtigt
werden sowie ueber 4.000 Fischerboote weiterhin verschollen sind." Die
Katastrophe habe jedoch "einen solchen Eindruck bei den Menschen hier
hinterlassen, dass es scheint, als engagiere sich das gesamte
Koenigreich Thailand auf die eine oder andere Art in den Rettungs- und
Nothilfeaktionen."

Die Kirchen, die koenigliche Familie, die Regierung und das Militaer,
Entwicklungspersonal, Schulen, die Wirtschaft und der
Unterhaltungssektor wie auch auslaendische BesucherInnen wuerden in
vielfaeltiger Weise dazu beitragen, den Ueberlebenden des Tsunami, der
den Sueden des Landes heimsuchte, zu helfen. Lim berichtet, dass nach
offiziellen thailaendischen Angaben zum Zeitpunkt der Katastrophe die
meisten Hotels der Region, wo zum Jahreswechsel regelmaessig Tausende
einheimischer und auslaendischer TouristInnen Urlaub machen, und
insbesondere die Urlaubsorte Phi Phi Island und Khao Lak, mit
schaetzungsweise 20.000 einheimischen und auslaendischen TouristInnen
ausgebucht waren.

Aufgrund der grossen Anzahl nicht identifizierter auslaendischer Toter
wuerden Leichen in gekuehlten Behaeltern nach Bangkok transportiert, wo
in den meisten Faellen eine Identifizierung nur anhand einer DNA-Analyse
moeglich sei. Die thailaendische Regierung habe diesen Prozess
inzwischen eingeleitet.

Um einem durch die inzwischen stark verwesten Leichen verursachten
Ausbruch von Seuchen vorzubeugen, wuerden, so Lim, weitere nicht
identifizierte Tote vorlaeufig beigesetzt. Die Regierung habe hierfuer
in den von der Katastrophe betroffenen Gebieten Gelaende zur Verfuegung
gestellt.

Indien: Lutherische Kirchen und Weltdienstprogramm leisten gemeinsam
Hilfe fuer Opfer

In Indien wird die Zahl der Todesopfer inzwischen auf ueber 15.000
geschaetzt. Hunderttausende mussten in den Kuestenstaaten Tamil Nadu,
Andhra Pradesh, Kerala und dem indischen Unionsterritorium der Andamanen
und Nikobaren ihre Heimat verlassen. Die Vereinigte
Evangelisch-Lutherische Kirche in Indien (VELKI), zu der elf lutherische
Kirchen gehoeren, arbeitet mit dem indischen Laenderprogramm der
LWB-Abteilung fuer Weltdienst (AWD) bei der unmittelbaren Nothilfearbeit
- Verteilung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsguetern an anfangs
13.500 Familien hauptsaechlich aus Fischerdoerfern in Tamil Nadu -
zusammen. Die geleistete Nothilfe erstreckt sich auf die fuenf Gebiete
Tranquebar, Nagapattinam, Karaikal, Cuddalore und Nagercoil.

Die VELKI nutzt bis zur Bereitstellung anderer Alternativen lokale
Moeglichkeiten zur Zubereitung und Verteilung von Mahlzeiten. Sie stellt
Kuechenutensilien, Kleidung und Trinkwasser zur Verfuegung, bietet
medizinische Versorgung und leistet Unterstuetzung bei der
Trinkwasseraufbereitung. Weitere Schwerpunkte liegen beim Wiederaufbau
von Wohnhaeusern, Brunnen, Schulen und Gemeindezentren, bei der Leistung
von psychologischer Beratung und psychosozialer Traumabehandlung sowie
bei der Bereitstellung von katamarams (traditionellen Fischerbooten) und
Netzen.

Die Aktivitaeten von VELKI und AWD-Indien sind in der akuten und
post-akuten Phase deckungsgleich. Um wirksame Hilfe leisten zu koennen,
betreuen beide Partnerinnen jedoch unterschiedliche Gebiete und
Personenzahlen. Besonders beruecksichtigt werden bei der Nothilfe
Familien, die aufgrund der Flut ihr Land verloren haben, arme Familien,
Familien mit weiblichem Haushaltsvorstand, Menschen mit
Koerperbehinderung und Personen, die auch zukuenftig besonderen Risiken
ausgesetzt sind. Die Teams werden die Situation pruefen und aufgrund
ihrer Analyse diejenigen Doerfer und Familien auswaehlen, die beim
Wiederaufbau Unterstuetzung erhalten.

Da in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten mehrere
lutherische Kirchen praesent sind, werden vier VELKI-Mitgliedskirchen,
die Evangelisch-Lutherische Kirche Andhra, die Evangelisch-Lutherische
Kirche Indiens, die Lutherische Kirche Arcot sowie die Tamilische
Evangelisch-Lutherische Kirche, direkt an Nothilfe und Wiederaufbau
mitwirken.

Pfr. Dr. Chandran Paul Martin, Geschaeftsfuehrer der VELKI, spricht von
der Katastrophenhilfe der Kirchen und ihrer PartnerInnen als einer
"Herausforderung an uns und unseren Glauben, die so kurz nach dem
Weihnachtsfest besonders schwer wiegt. Die Kirche befindet sich nun in
einer Position, die ihr in spezieller Weise die Aufgabe zuweist, den
Betroffenen zu Hilfe zu kommen."

Martin hebt hervor, dass der Hauptschwerpunkt der Nothilfe bei der
Eindaemmung des Leidens und der Verluste derjenigen Katastrophenopfer
liegen muesse, die gesellschaftlich und wirtschaftlich ausgegrenzt
seien. AWD-Indien und die VELKI arbeiten eng mit einem weiteren
ACT-Mitglied, Church's Auxiliary for Social Action, zusammen.

In Sri Lanka, wo die Behoerden inzwischen von ueber 42.000 Todesopfern
ausgehen, waehrend Tausende noch vermisst werden, stellt Pfr. Michael
Sivalingam, Praesident der Srilankischen Lutherischen Kirche (SLK), in
seinem Hilfsappell fest: "viele unsere Mitglieder in der Hauptstadt
Colombo sind betroffen". Die Hilfeleistungen fuer die SLK werden ueber
den Nationalen Christenrat von Sri Lanka, das oertliche ACT-Mitglied,
koordiniert.

In Genf wuerdigte LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko die
Kirchen fuer ihre materielle und finanzielle Hilfe sowie die Fuerbitte
fuer die Opfer und Ueberlebenden des Tsunami. Er wies darauf hin, dass
die Tragoedie auch zahlreiche Laender ausserhalb Suedostasiens und
Afrikas betreffe, was an der Zahl der europaeischen und
nordamerikanischen Todesopfer deutlich werde. "Wir sind dankbar fuer
diese historische Welle der Hilfsbereitschaft gegenueber Menschen in
groesster Not. Entscheidend wird sein, dass wir die Hilfe langfristig
ueber die erste akute Katastrophensituation hinaus weiterfuehren, bis
ein vollstaendiger Wiederaufbau und vollstaendige Nachhaltigkeit
erreicht sind", so Noko. (1.444 Woerter)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 65 Millionen LutheranerInnen
in 77 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
Tel.: +41-22-791-6353
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E-Mail: dmg@lutheranworld.org


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