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Adventistischer US-Soldat wegen Kriegsdienstverweigerung


From Christian B. Schäffler (APD Schweiz)
Date Tue, 11 Jan 2005 19:50:18 +0100

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verurteilt

11. Januar 2005
Adventistischer Pressedienst (APD)
Christian B. Schaeffler, Chefredakteur
Fax +41-61-261 61 18
APD@stanet.ch
http://www.stanet.ch/APD
CH-4003 Basel, Schweiz

Adventistischer US-Soldat wegen Kriegsdienstverweigerung verurteilt

Camp Lejeune, N.C./USA (APD) Das Militaergericht des
Marinekorps hat im US-Stuetzpunkt Camp Lejeune, North
Carolina/USA, einen adventistischen Marineinfanteristen, der nach
Unterzeichnung eines zweijaehrigen Wiederanwerbungsvertrages den
Waffendienst verweigerte, zu sieben Monaten Gef=E4ngnis verurteilt.
Unteroffizier Joel David Klimkewicz (24) ist mit einer Japanerin
verheiratet und hat eine dreijaehrige Tochter. Das Gericht degradierte
ihn zum Gefreiten und verfuegte, dass er nach der Haft unehrenhaft
aus dem Marinekorps entlassen werden soll.

Klimkewicz war von 1999 bis 2002 Marineinfanterist und verpflichtete
sich anschliessend fuer weitere zwei Jahre. Waehrend dieser Zeit
besuchte er an Bord eines Kriegsschiffes die Bibelstunden eines
Militaergeistlichen der Siebenten-Tags-Adventisten und schloss sich im
Sommer 2003 der Freikirche an. Erst dann sei ihm bewusst geworden,
dass er als Christ keine Waffe in die Hand nehmen koenne. Daraufhin
habe er seinen Vorgesetzten mitgeteilt, dass er ohne Waffe in der
Armee dienen wolle. Er habe sich zweimal vergeblich zu einem Einsatz
im Irak gemeldet, um dort freiwillig Landminen zu raeumen; ein
Dienst, bei dem er kein Gewehr haette tragen muessen. Doch die
Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgruenden sei
ihm am 3. Maerz 2004 verweigert worden. Der Kommandeur des
zweiten Pionierbatailions der zweiten US-Marinedivision, Major Kirk
Cordova, habe ihm am 12. Mai 2004 zur Vorbereitung auf einen
Irakeinsatz die Teilnahme an einer Waffenausbildung befohlen. Nach
zweimaliger Befehlsverweigerung sei er abgefuehrt und am 14.
Dezember 2004 vor das Militaergericht gestellt worden.

"In den 36 Jahren meines Dienstes habe ich ein solch hartes Urteil in
einem derartigen Fall nicht erlebt", sagte der Direktor des Adventist
Chaplaincy Ministries der adventistischen Generalkonferenz
(Weltkirchenleitung), Pastor Richard O. Stenbakken (Silver Spring,
Maryland/USA).

Dass Klimkewicz nach seiner Bekehrung seinen Glauben ernst nehme,
haetten seine Kameraden und Vorgesetzten bestaetigt, denen an ihm
deutliche positive Veraenderungen in seinem Benehmen und
Verhalten aufgefallen seien. Der Soldat gehoere nicht ins Gefaengnis,
sondern zu seiner Frau Tomomi und seiner Tochter, damit er fuer sie
sorgen koenne, meinte Stenbakken. Die Japanerin habe lediglich eine
vorlauufige Aufenthaltsgenehmigung fuer die USA und beherrsche die
englische Sprache nur eingeschraenkt. Ihr Mann koenne sie finanziell
nicht unterstuetzen, da er aufgrund des Urteils keinen Sold mehr
erhalte. Gegenwaertig kuemmerten sich Mitglieder der
adventistischen Kirche in Jacksonville/North Carolina, der auch der
Verurteilte angehoere, um Tomomi und deren Tochter.

Rechtsanwalt Mitchell A. Tyner, stellvertretender Leiter des
Rechtsberatungsbueros der Weltkirchenleitung und
Prozessbeobachter, bezeichnete die Gef=E4ngnisstrafe als "aeusserst"
ungewoehnlich. Mit dem Urteil wolle das Marinekorps anscheinend
deutlich machen, dass kein Soldat sich durch
Kriegsdienstverweigerung einfach einem Irakeinsatz entziehen
koenne. "In seinem Eifer, andere davon abzuhalten, ebenfalls die
Waffen niederzulegen, hat das Milit=E4r diesen Soldaten voellig
missverstanden, so dass es zu einem schweren Fehlurteil kam."

Pastor Stenbakken und Rechtsanwalt Tyner haben in einer Eingabe an
den kommandierenden General der zweiten US-Marinedivision
appelliert, die Haftstrafe f=FCr den Verurteilten aufzuheben und ihn
ehrenhaft aus der Armee zu entlassen. "Er ist nicht ein Mann, der
'gebessert' werden muss", betonte Stenbakken. "Er hat schon sein
Leben geaendert, was auch seine Kameraden feststellen konnten."

Die adventistische Kirchenleitung empfiehlt ihren Mitgliedern weltweit
nach der Einberufung zum Militaer die Kriegsdienstverweigerung oder
den waffenlosen Dienst in der Armee, wovon die meisten Gebrauch
machen. Eine andere Gewissensentscheidung wird jedoch akzeptiert.
In Deutschland wuerden sich fast alle adventistischen Jugendlichen
fuer die Kriegsdienstverweigerung entscheiden, teilte Pastor Friedbert
Hartmann (Ostfildern), Jugendabteilungsleiter der Siebenten-Tags-
Adventisten in Sueddeutschland, mit. Es gebe daher nur vereinzelt
Adventisten in der Bundeswehr. In der damaligen DDR haetten etwa
90 Prozent der adventistischen Jugendlichen den waffenlosen Dienst
bei den Bausoldaten gewaehlt, auch wenn dieser mit beruflichen
Nachteilen verbunden gewesen sei. Hartmann war selbst Bausoldat.

In der Schweiz leisten die meisten adventistischen Christen den
Militaerdienst ohne Waffen, so Dr. Pierre Hess, Abteilungsleiter f=FCr
religioese Freiheit der Schweizer Union der Freikirche. "Diejenigen die
zunaechst den Dienst mit Waffe waehlen, lassen sich nach der
Grundausbildung immer haeufiger zum waffenlosen Dienst einteilen.
Auch der Zivildienst wird als Alternative genutzt," betonte Hess
gegenueber dem Pressedienst APD.

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