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FEATURE: Lehren aus dem Weltsozialforum fuer eigenen Kontext


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Mon, 31 Jan 2005 14:19:59 -0600

FEATURE: Lehren aus dem Weltsozialforum fuer eigenen Kontext erschliessen
LWB-Delegation thematisiert Wirtschaftsgerechtigkeit, HIV/AIDS und
Menschenrechte

Porto Alegre (Brasilien)/Genf, 28. Januar 2005 - Der lutherische Pfarrer
Augustine Jeyakumar nahm vor einem Jahr erstmals an einem Weltsozialforum
(WSF) teil, das im Januar 2004 in Mumbai (Indien) stattfand. Zum ersten
Mal hatte sich 2004 auch die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche in
Indien (VELKI) an dieser globalen Zusammenkunft zivilgesellschaftlicher
Gruppen und Bewegungen, die sich als eine Art Opposition zum Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos versteht, beteiligt.

"Wir haben so positive Erfahrungen gemacht, dass die VELKI im August 2004
ein Lutherisches Weltsozialforum mit 80 Teilnehmern und Teilnehmerinnen
veranstaltete, die unterschiedlichen Ebenen der Kirchenleitung angehoerten", berichtet Jeyakumar, Geschaeftsfuehrer des Nationalen Komitees des
Lutherischen Weltbundes (LWB) in Indien.

Beim diesjaehrigen WSF, dass vom 26. bis 31. Januar in Porto Alegre
(Brasilien) stattfindet, gehoert Jeyakumar zur 60-koepfigen Delegation des
LWB. "Wir haben beim ersten Mal viel gelernt. Ziel unserer Teilnahme hier
ist es, die Informationen, die wir erhalten, zu interpretieren und fuer
unseren Kontext zu erschliessen", so Jeyakumar. Zum LWB-Team gehoeren
VertreterInnen von Mitgliedskirchen aus 30 afrikanischen, asiatischen,
europaeischen, lateinamerikanischen, karibischen und nordamerikanischen
Mitgliedskirchen sowie MitarbeiterInnen aus dem Genfer Sekretariat und
Laenderprogrammen der LWB-Abteilung fuer Weltdienst (AWD).

Fuer Rudelmar Bueno de Faria, LWB/AWD-Programmreferent fuer nachhaltige
Entwicklung und Umwelt, stellt das Weltsozialforum eine grosse Chance dar,
Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund sowie vielfaeltige Ideen zu
buendeln, um globale Strategien zu entwickeln, mit denen gemeinsamen
Problemstellungen begegnet werden koenne. "Durch seine einmalige Vielfalt
bietet das Weltsozialforum in hervorragender Weise Raum, um Probleme und
Themen, die die Zivilgesellschaft heute betreffen, verstehen zu lernen",
so Bueno de Faria.

Der LWB ist Teil einer globalen oekumenischen Koalition, zu der der
Oekumenische Rat der Kirchen (OeRK), APRODEV (eine Vereinigung europaeischer Entwicklungsorganisationen und humanitaerer Hilfswerke, die eng mit dem
OeRK zusammenarbeiten), das Globale Oekumenische Aktionsbuendnis (Ecumenical Advocacy Alliance; EAA), Caritas International, der Weltbund der CVJF,
der Weltbund der CVJM, World Student Christian Federation (Weltverband der
StudentInnengemeinden), das Oekumenische Forum in Brasilien sowie
zahlreiche andere oekumenische Organisationen gehoeren.

Die kirchlichen Organisationen haben fuer das diesjaehrige WSF das Thema
"Einsatz fuer ein Leben in Wuerde - Engagement fuer Gerechtigkeit und
Recht in einer globalisierten Welt" gewaehlt. In diesem Rahmen organisiert
der LWB, grossteils in Zusammenarbeit mit anderen oekumenischen Organisationen Seminare, Workshops und sonstige Diskussionsforen, in denen die
Themenbereiche interreligioeser Dialog und interreligioese Zusammenarbeit
fuer Frieden und Versoehnung, illegitime Verschuldung, Menschenrechte und
wirtschaftliche Globalisierung, indigene Voelker und Recht auf Nahrung,
Gewalt gegen Frauen, Kinder in bewaffneten Konflikten sowie HIV/AIDS
aufgegriffen werden.

Célia Modrano, Mitarbeiterin des LWB/AWD-Mittelamerikabueros, nimmt zum
ersten Mal am WSF teil. Sie ist sich aber ueber ihre Erwartungen im
Klaren: "Das Weltsozialforum muss wirkungsvolle Ergebnisse und ein
kohaerentes Handeln erzielen." Sie befuerchtet, der Enthusiasmus der
TeilnehmerInnen koennte dazu fuehren, dass "alles auf eine grosse Party
hinaus[laeuft], aber keine konkreten Ergebnisse erarbeitet werden".
Medrano ist sich jedoch auch bewusst, dass die GegnerInnen organisierter
zivilgesellschaftlicher Bewegungen die Resultate solcher Veranstaltungen
durchaus ernst nehmen. "Sie befuerchten, dass Worte zu Taten werden."

Auch fuer Akberet Fre, Mitarbeiterin des LWB/AWD-Eritreaprogramms, ist es
das erste WSF. Sie plant, an Workshops und Seminaren zu Menschenrechten,
Gleichheit und Gerechtigkeit teilzunehmen. Eritrea sei ein junges Land,
das seine Unabhaengigkeit 1993 errungen und erst in juengster Zeit
begonnen habe, Frauen- und Kinderrechte zu thematisieren, betont Fre. Sie
moechte "hier in Porto Alegre mit moeglichst vielen Menschen in Kontakt
kommen, unterschiedliche Ideen diskutieren und mit neuem Wissen und neuen
Erfahrungen nach Hause fahren, die sich lokal anwenden lassen". Sie
begruesst besonders die Initiative des LWB, eine so vielfaeltige Delegation nach Porto Alegre zu entsenden.

Das WSF ist eine offene Veranstaltung, in deren Rahmen zivilgesellschaftliche Gruppen und Sozialbewegungen, die sich fuer eine am Menschen orientierte Zivilgesellschaft einsetzen, Erfahrungen austauschen, neue Ideen
diskutieren und Netzwerke aufbauen. Erstmals fand das WSF 2001 in Porto
Alegre statt und steht fortlaufend unter dem Thema "Eine andere Welt ist
moeglich". Dieses Jahr werden schaetzungsweise 120.000 TeilnehmerInnen
erwartet; es sollen rund 2.500 Einzelveranstaltungen stattfinden, die von
etwa 4.000 Nichtregierungsorganisationen aus 112 Laendern ausgerichtet
werden. (655 Woerter)

(Ein Beitrag von LWI-Korrespondentin Susanne Buchweitz, Porto Alegre.)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 138
Mitgliedskirchen, denen rund 65 Millionen LutheranerInnen in 77 Laendern
weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und
anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ
seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.

* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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