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Die Kirche verkuemmert, wenn sie keine Vision hat


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Mon, 13 Jun 2005 13:28:54 -0500

Die Kirche verkuemmert, wenn sie keine Vision hat
Niederlaendischer Theologe stellt Modell der gastfreundlichen Kirche vor

Reykholt (Island), 13. Juni 2005 (LWI) - Die Kirche brauche eine konkrete
Utopie, ansonsten drohe sie zu verkuemmern, betonte Prof. em. Dr. Jan
Hendriks in seinem Vortrag auf der Europaeischen KirchenleiterInnenkonferenz des Lutherischen Weltbundes (LWB) im islaendischen Reykholt. Der Beitrag
des emeritierten Hochschullehrers fuer Praktische Theologie an der
Universitaet von Amsterdam (Niederlande) stellte die Grundlage der
Diskussion ueber zukunftstraechtige Kirchenmodelle in Europa dar. Hendriks
berichtete dabei von Erfahrungen mit sogenannten gastfreundlichen Kirchen.

Sein Konzept von Kirche beschrieb Hendriks als "gastfreundliche Kirche".
Exemplarisch zeichnete Hendriks dies an einer internationalen Gemeinde in
Antwerpen nach. Jeden Sonntag wuerden hier in einem ansonsten von der
rechtspopulistischen Partei "Vlaamsch Blok" beherrschten Stadtteil 24
verschiedene Nationalitaeten miteinander Gottesdienst und Abendmahl
feiern. Dabei sei nicht eine Nation die Gastgeberin, sondern vielmehr
seien alle Nationalitaeten beieinander zu Gast. Die gastfreundliche
Gemeinde, bei der der Gast im Mittelpunkt stehe, stelle ein pluralistisches Modell dar, so Hendriks.

Zukunftstraechtige Modelle des Gemeindeaufbaus muessten sich auf den
Alltag beziehen und sollten die Menschen und ihre spezifischen Situationen
ernst nehmen, betonte der Theologe. Als Bild fuer einen gelungenen
Gemeindeaufbau verwendete Hendriks die gemeinsame Wanderung, die Raum
schaffe fuer den Gast, fuereinander sowie die Begegnung mit dem "ganz
Anderen". Eine gastfreundliche Gemeinde oeffne sich fuer Gaeste und mache
somit auch die Einladenden selbst zu Gaesten. "Von einer gastfreundlichen
Gemeinde kann aber erst die Rede sein, wenn Gastfreundlichkeit die Kultur
und Struktur der Gemeinde und Kirche praegt." Als zukunftsweisend
bezeichnete Hendriks die Gemeinschaften von Taizé (Frankreich) und
Sant'Egidio (Rom/Italien).

Am Beginn einer Veraenderung innerhalb der Kirche stehe eine sogenannte
konkrete Utopie. Darunter versteht Hendriks "das tiefe Verlangen nach
einer Alternative zur derzeitigen Situation, einen begehbaren und
angemessenen Weg" sowie Glaube und Vertrauen. "Der Kern der Kirche ist es
daher nicht, sich mit Management zu beschaeftigen, sondern mit der Mission
der Kirche." Der Auftrag der Kirche sei nicht Herrschen sondern Dienen.
Fuer das kirchenleitende Amt bedeute dies, "nicht Instruktionen zu
erteilen, sondern die gemeinsame Beratung" zu foerdern.

Die Europaeische KirchenleiterInnenkonsultation des LWB fand auf Einladung
der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Island vom 8. bis 13. Juni in
Reykholt (Island) statt. An dem Treffen nahmen rund 90 kirchenleitende
Persoenlichkeiten aus 23 europaeischen Laendern teil. (371 Woerter)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 138
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Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
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