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Kirchen in Europa muessen von ihren Schwesterkirchen im Sueden


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Wed, 15 Jun 2005 11:59:05 -0500

Kirchen in Europa muessen von ihren Schwesterkirchen im Sueden lernen
Europaeische KirchenleiterInnenkonferenz eroertert
LWB-Missionsdokument

Reykholt (Island)/Genf, 15. Juni 2005 (LWI) - Die Kirchen in Europa
muessen von ihren Schwesterkirchen im Sueden lernen, betonte Pfr. Dr.
Kjell Nordstokke, Direktor der Abteilung fuer Mission und Entwicklung
(AME) des Lutherischen Weltbundes (LWB), auf der Europaeischen
KirchenleiterInnenkonferenz im islaendischen Reykholt. "Es ist Zeit fuer
gegenseitiges Lernen und das Teilen der Erfahrungen", so Nordstokke vor
rund 90 lutherischen BischoefInnen und KirchenvertreterInnen aus 23
europaeischen Laendern, die vom 8. bis 13. Juni an der vom LWB
organisierten Tagung teilnahmen.

In seinem Vortrag nahm Nordstokke Bezug auf das LWB-Dokument "Mission
in Context: Transformation, Reconciliation, Empowerment - An LWF
Contribution to the Understanding and Practice of Mission." (Mission im
Kontext: Verwandlung, Versoehnung und Befaehigung. Ein Beitrag des LWB
zu Verstaendnis und Praxis der Mission). Das LWB-Missionsdokument wurde
vom LWB-Rat auf seiner Tagung im September 2004 in Chavannes-de-Bogis
(Schweiz) verabschiedet. Bislang liegt der Text offiziell in englischer
Sprache vor.

Das Kerngebiet des Christentums liege nicht laenger in Europa, sondern
in Lateinamerika, bestimmten Teilen Asiens und in Afrika, betonte
Nordstokke. Waehrend die Kirchen im Sueden von einem enormen Wachstum
ergriffen seien, wuerden die Kirchen Europas durch die stetig abnehmende
Zahl der Kirchenmitglieder zum Umdenken herausgefordert. Mission koenne
daher nicht laenger als eine vom Norden gesteuerte Aktivitaet in
Richtung Sueden verstanden werden. Die Kirchen des Suedens muessten
vielmehr eine Vorbildfunktion fuer die Entwicklung der Kirchen in Europa
haben. Die Konzepte des Suedens sollten als "Gabe und Potenzial"
verstanden werden, "fuer unsere Erneuerung als missionarische Kirchen in
unserem Kontext", so der AME-Direktor.

Die Stimmung in Europa sei von einer weit verbreiteten Angst gepraegt.
So kennzeichne die Angst vor dem Verlust sozialer Sicherheit, vor
zunehmender Immigration sowie wachsender Kriminalitaet und Gewalt die
gesellschaftliche Situation Europas. "Das juengste *Nein' zu den
Visionen eines vereinten Europas kann als berechtigte Reaktion auf
Zentralisation und neo-liberale Ideologie verstanden werden, aber auch
als Angst vor der Zukunft und als fehlendes Vertauen im Blick auf
politische Projekte", erklaerte Nordstokke.

In Europa habe sich der Trend zur Auswanderung in sein Gegenteil
verkehrt. "Zehntausende wandern von Laendern des Suedens und auch aus
dem Osten nach Europa und Nordamerika ein", so Nordstokke. Die
ImmigrantInnen blieben dabei zumeist unter sich. Eine Integration in das
Leben der europaeischen Kirchen habe noch nicht stattgefunden. Bislang
zeichneten sich die Kirchen in Europa weiterhin durch "die eignen
ethnischen Wurzeln, ihre eigene historische soziale Position sowie die
Bewahrung von Werten und Interessen des Mittelstandes aus".

Die lutherischen Kirchen Europas seien vor diesem Hintergrund
herausgefordert, missionarisch zu sein. Missionarische Arbeit sei dabei
stets ganzheitlich und schliesse sowohl die diakonische Arbeit als auch
die Verkuendigung des Wortes ein. "Mission aeussert sich dabei in
Partnerschaft und im Teilen von Ressourcen", betonte Nordstokke. Die
Kirche muesse daran arbeiten, den Graben zwischen Arm und Reich zu
ueberwinden sowie bestehende Ungerechtigkeiten zu beseitigen.

Eine missionarische Kirche sei eine Kirche, die begleite, die bereit
sei, gemeinsam mit denen zu gehen, die unterwegs sind, einfuehlsam fuer
die Erfahrungen und Fragen der Menschen und dazu befaehigt,
ueberraschende gute Nachrichten zu kommunizieren, so Nordstokke. Eine
Veraenderung schliesse dabei die "Kultur, soziale Struktur, ideologische
Systeme und insbesondere Systeme des Glaubens und Werte, die vom Glauben
der Menschen bestimmt sind", ein.

In der sich anschliessenden Diskussion betonte Bischof Herwig Sturm von
der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Oesterreich,
dass in Europa so viel passiere, "dass wir als Kirchen darauf reagieren
muessen". Die Kirche muesse daher eine Weitsicht dafuer entwickeln, was
die Kirche in Zukunft brauche. Sturm wies insbesondere auf die
Herausforderungen durch den Islam hin. "In Oesterreich begegnen wir
ploetzlich Menschen, die grossen Wert auf ihre Religion legen." Wie
diese Menschen ihre Religion leben und nach religioesen Regeln handeln,
"fordert uns heraus, nachzufragen, was uns unser Glaube wert ist",
betonte Sturm. (620 Woerter)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
77 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

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