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Verzicht auf gentechnisch veraenderte Lebensmittel


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Sat, 25 Jun 2005 11:51:16 -0500

Verzicht auf gentechnisch veraenderte Lebensmittel
Staendiger Ausschuss fuer Weltdienst bestaetigt Positionspapier zur
Nutzung von GVO in der Nahrungsmittelhilfe

Montreux (Schweiz)/Genf, 25. Juni 2005 (LWI) - Die Ablehnung von
genetisch veraendertem Mais habe das Laenderprogramm des Lutherischen
Weltbundes (LWB) in Sambia in eine sehr schwierige Situation gebracht,
so Pfr. Enos Moyo, Direktor des Laenderprogramms der LWB-Abteilung fuer
Weltdienst (AWD) in Sambia. Waehrend der Duerrekatastrophe 2002 in
Sambia habe die Regierung des Landes jegliche Verbreitung von
gentechnisch veraenderten Lebensmitteln verboten. Diese Entscheidung sei
getroffen worden, da die Folgen fuer die Bevoelkerung auf lange Zeit
unabsehbar seien, berichtete Moyo in einer Stellungnahme an die AWD zum
Einsatz von gentechnisch veraenderten Organismen (GVO).

Der LWB habe einerseits 3.000 Tonnen Mais in einem Lagerhaus unter
Verschluss halten, auf der anderen Seite jedoch der hungernden
Bevoelkerung eine Erklaerung geben muessen. Dringend noetig seien daher
Richtlinien, wie bei der Verteilung von gentechnisch veraenderten
Nahrungsmitteln verfahren werden solle, so Moyo.

Ein Schritt in diese Richtung ist das Positionspapier zum Einsatz von
genetisch veraenderten Lebensmitteln in der Nothilfe und
Entwicklungsarbeit, das der Staendige Ausschuss fuer Weltdienst Anfang
Mai in Montreux (Schweiz) bestaetigte. Das Positionspapier ist das
Ergebnis von Beratungen der AWD mit anderen oekumenischen
Organisationen, Mitgliedskirchen, Partnerorganisationen und
zivilgesellschaftlichen Organisationen. Der Staendige Ausschuss fuer
Weltdienst hatte vor zwei Jahren den Auftrag zur Erarbeitung von
Richtlinien fuer den Einsatz von gentechnisch veraenderten Lebensmitteln
im Bereich der Nothilfe und Entwicklungsarbeit erteilt. Dieses Papier
sei im Vorfeld auch bei den AWD-Laenderprogrammen auf breite Zustimmung
gestossen, so Rudelmar Bueno de Faria, AWD-Programmreferent fuer
nachhaltige Entwicklung und Umwelt.

GVO gefaehrdeten in Brasilien die traditionelle Landwirtschaft, betonte
Pfr. Silvio Schneider, Direktor der lutherischen Diakoniestiftung
(Funda**o Luterana de Diaconia - FLD) der Evangelischen Kirche
Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien. "In Brasilien ist der Konzern
Monsanto dazu uebergegangen, Nutzungsgebuehren fuer genetisch
veraendertes Saatgut zu fordern", so Schneider. Bis vor einem Jahr seien
grosse Mengen davon ueber Paraguay und Argentinien illegal ins Land
geschmuggelt worden. Als dann das gentechnisch veraenderte Saatgut
legalisiert worden sei, gerieten die Kleinbauern/Kleinbaeuerinnen und
FarmerInnen unter Druck, die das illegal ins Land gekommene Getreide
angebaut haetten. Das Problem sei dabei die Patentierung der GVO, die es
den Grosskonzernen nun erlaube, Nutzungsgebuehren zu fordern, berichtete
der FLD-Direktor.

Die Verbreitung von GVO foerdere die Bildung von Monopolen im Bereich
der Landwirtschaft, so Bueno de Faria. "Sechs multinationale Konzerne
kontrollieren 98 Prozent der genetisch modifizierten Pflanzen und 70
Prozent der Pestizide." Namentlich seien dies die Firmen BASF, Bayer
Aventis, Dow, DuPont, Monsanto und Syngenta. Allein Monsanto besitze 90
Prozent des genetisch modifizierten Saatgutes. Laut Bueno de Faria
besteht daher die Gefahr, dass "die historisch gewachsenen kulturellen
Wurzeln der Menschen zerstoert werden, zu deren Lebenskultur die Nutzung
einheimischen und verschiedenartigen Saatguts gehoert".

Als folgenreichstes Problem in der Nutzung von GVO wird das Aussterben
natuerlicher Arten durch die Genuebertragung auf nicht gentechnisch
veraenderte Pflanzen genannt.

Das vom Staendigen Ausschuss fuer Weltdienst angenommene
Positionspapier plaediert grundsaetzlich fuer den Verzicht auf GVO. "Wir
wissen noch zu wenig ueber GVO, um grundsaetzlich feststellen zu
koennen, ob sie auf lange Sicht schaedlich, harmlos oder * foerderlich
fuer die Gesundheit sind", so das Positionspapier.

In den Blick
genommen werden muesse daher vor allem die Nachhaltigkeit.
"Um Ernaehrungssicherheit und Ernaehrungssouveraenitaet fuer alle
Voelker weltweit zu garantieren, muessen Nahrungsmittel in vielfaeltigen
lokalen Produktionssystemen hergestellt werden", betont der Staendige
Ausschuss in seinem Positionspapier. Daher plaediert der Ausschuss
dafuer, dass die LWB-Abteilung fuer Weltdienst im Bereich der Nothilfe
"Nahrungsmittelhilfe so weit als moeglich lokal, national und regional
eingekauft".

Dabei soll die AWD Informationen ueber den Ursprung der Nahrung
anfordern. "Die AWD wird mit den von ihr verwalteten Mitteln keine
genetisch modifizierten Lebensmittel einkaufen", heisst es weiter in dem
ausgearbeiteten Grundsatzpapier.

Fuer den Fall, dass eine Verteilung von genetisch modifizierte
Lebensmitteln im Rahmen der Nothilfe unvermeidbar fuer die Bekaempfung
einer Hungersnot sei, sollen die AWD-Laenderprogramme sicherstellen,
dass alle EmpfaengerInnen informiert werden, woher die bereitgestellten
Nahrungsmittel stammen. Weiterhin stuende ihnen das Recht zu, darueber
zu entscheiden, ob sie GVO akzeptieren oder nicht.

Zudem sprach sich der Staendige Ausschuss fuer Weltdienst dafuer aus,
nur gemahlene Nahrungsmittel zu verteilen. Damit orientiert er sich an
der Entscheidung der Regierungen von Malawi, Mosambik und Simbabwe, die
waehrend der Hungersnot 2002 verlangten, dass alle Gen-Mais Importe vor
der Verteilung gemahlen werden, um die Nutzung als Saatgut zu
verhindern. (701 Woerter)

(Ein Beitrag von Barbara Schneider, Trainee im LWB-Buero fuer
Kommunikationsdienste.)

Das Positionspapier zum Einsatz von genetisch veraenderten
Lebensmitteln in der Nothilfe und Entwicklungsarbeit (Position Paper on
Genetically Modified Organisms in Emergency and Development Operations)
finden Sie in englischer Sprache im PDF-Format auf der LWB-Webseite
unter:
www.lutheranworld.org/What_We_Do/DWS/Focus_Areas/DWS-Position-Paper-GMOs-2005.pdf

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
77 Laendern weltweit angehoeren.

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eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
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Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
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* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

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