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Guatemala: Gemeinden der Maya Q'eqchi kaempfen fuer ihre
From
"Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date
Mon, 27 Jun 2005 09:26:47 -0500
Guatemala: Gemeinden der Maya Q'eqchi kaempfen fuer ihre Rechte
LWB-Konsultation fordert Einsatz fuer weltweite Sensibilisierung fuer
uneingeschraenkte Buergerrechte
Cobán (Guatemala)/Genf, 27. Juni 2005 (LWI) - Die lokalen
Gemeinschaften im rund 320 Kilometer von Guatemala City entfernten El
Estor kaempfen unablaessig fuer eine gesuendere Umwelt und bessere
Gesundheitsversorgung. Ihr Lebensraum ist ein Gebiet, in dem
Bergbauunternehmen Grund und Boden und andere natuerliche Ressourcen
ausbeuten. Die Gemeinden der Maya Q'eqchi beunruhigt nicht nur, dass die
Regierung Privatunternehmen Schuerfrechte erteilt, ohne sie in den
Entscheidungsprozess mit einzubeziehen, sie haben darueber hinaus unter
den langfristigen Folgen solcher entwicklungsorientierter Aktivitaeten
zu leiden. Unternehmen und Regierung stellen den BewohnerInnen dieser
tropisch-feuchten Region zwar die Schaffung neuer Jobs in Aussicht,
diese haben bei ihrem taeglichen Kampf ums Ueberleben dafuer dann die
Folgen der Wasserverseuchung, der Bodenverschlechterung und der
Beeintraechtigung ihrer Gesundheit und ihres Lebens sowie der
Zerstoerung des kulturellen Lebens der Gemeinden zu tragen.
Mit den Initiativen des Laenderprogramms der Abteilung fuer Weltdienst
(AWD) in Zentralamerika ermutigt der Lutherische Weltbund (LWB) indigene
Gemeinschaften wie die Maya Q'eqchí, fuer ihre Buergerrechte
einzustehen. Unterschiedliche Projekte sollen sie dazu befaehigen, sich
der Ausbeutung der Minen und der Privatisierung der
Gesundheitsversorgung zu widersetzen, sich fuer den Erhalt ihrer
natuerlichen Umgebung stark zu machen und ihre kulturellen Rechte als
indigenes Volk zu verteidigen. In El Estor ist es der Umweltorganisation
Madre Selva (Mutter Wald) - ein lokaler LWB-Partner - in Zusammenarbeit
mit der Lobbygruppe Asociación Amigos del Lago Izabal (Vereinigung der
FreundInnen des Izabalsees) gelungen, die in Guatemalas groesstem
Binnengewaesser gestarteten Erdoelexplorationsarbeiten vorlaeufig zu
stoppen. Dieser See gilt als wichtige Nahrungsquelle fuer die
Bevoelkerung vor Ort.
El Estor war eine der Zielgemeinden der TeilnehmerInnen einer juengst
abgehaltenen regionalen LWB-Konsultation, die sich mit den Themen
Buergerrechte, Interkulturalitaet und Prophetische Diakonie sowie der
Tragweite dieser Konzepte - insbesondere in der Nothilfe- und
Entwicklungsarbeit des LWB - befasste. Die TeilnehmerInnen, die sich vor
Ort ein Bild von den Verhaeltnissen machten, beschrieben ihre
Erfahrungen als eindringliche Lektionen seitens der indigenen
Bevoelkerung im Kampf fuer die Erhaltung ihrer Kultur und Natur.
Uneingeschraenkte Buergerrechte nur fuer wenige Bevoelkerungsgruppen
Zu den 60 TeilnehmerInnen der Konsultation vom 23. bis 27. Mai in Cobán
(Guatemala) gehoerten ueberwiegend MitarbeiterInnen von
AWD-Laenderprogrammen und aus der Genfer LWB-Zentrale, sowie
VertreterInnen oertlicher Kirchen, von Partnerorganisationen und
zugehoerigen Einrichtungen. Die TeilnehmerInnen beschrieben
Buergerrechte als umfassende Realisierung aller Menschenrechte, nicht
ohne gleichzeitig deutlich zu machen, dass dies auch die
uneingeschraenkte Zugehoerigkeit zu einer politischen Gemeinschaft,
verbunden mit saemtlichen Rechten und Pflichten und weitestgehender
Beteiligung an allen Entscheidungsprozessen, implizieren muesse.
In den Laendern Lateinamerikas - so erfuhren die Anwesenden -
beschraenkt sich die uneingeschraenkte Ausuebung der Buergerrechte seit
jeher auf eine kleine Gruppe der Bevoelkerung: Weisse, Nachfahren
europaeischer Einwanderer und Einwanderinnen, Maenner und die
staedtische Bevoelkerung. Indigene Voelker und Nachfahren afrikanischer
MigrantInnen, Frauen, Bauern und Baeuerinnen sowie Jugendliche gelten
hingegen als BuergerInnen zweiter Klasse. Diese Art von "Kastenwesen
oder koloniale Situation besteht bis heute fort. Die Globalisierung hat
zwar die Schaffung weltweiter Beziehungen und Allianzen - auch
Bewegungen des sozialen Wandels - erleic
htert, doch hat sie bislang
nicht dazu beigetragen, die Marginalisierung und Unterdrueckung von
Minderheiten zu ueberwinden.
Von daher sei der Aufbau wirklich inklusiver Gesellschaften und das
Erreichen des Ziels der vollen Buergerrechte kein leichtes Unterfangen.
Womoeglich lassen sich der Kampf fuer vorgeblich universelle Werte der
westlichen Kultur, des Christentums und der Aufklaerung - eingeschlossen
Menschenrechte - und die Notwendigkeit, unterschiedliche kulturelle
Besonderheiten ernst zu nehmen, nicht auf einen Nenner bringen, gab
Pfarrerin Dr. Karen Bloomquist, Direktorin der LWB-Abteilung fuer
Theologie und Studien (ATS), zu bedenken.
Die TeilnehmerInnen eroerterten auch die unterschiedlichen Positionen
im Verhaeltnis zwischen soziooekonomischer Gleichheit und kultureller
Affirmation: Waehrend die "integrationistische" Position auf der einen
Seite die soziooekonomische Integration der indigenen Bevoelkerung
foerdere, betone der "kulturalistische" Standpunkt die Autonomie und
Selbstbestimmung der indigenen Bevoelkerung, moeglicherweise unter
Vernachlaessigung der Integration multikultureller Aspekte und
soziooekonomischer Gleichheit.
Bei der Eroerterung des persoenlichen Aspekts der Buergerrechte
unterstrichen die TeilnehmerInnen, man muesse "verstehen, dass wir
selbst, unsere Kultur, unsere Ueberzeugungen und unsere Werte Teil
dieser Struktur sind und Themen der Agenda fuer den Wandel werden
muessen". Aenderungen in den externen Strukturen sollten mit einem
internen Wertewandel Hand in Hand gehen.
An den LWB richteten sie schliesslich die Forderung, das globale
Bewusstsein fuer uneingeschraenkte Buergerrechte durch die
Verabschiedung von Richtlinien zu staerken, anhand der die Betroffenen
die Anerkennung ihrer Kultur und ihre Bestrebungen durchsetzen koennten.
Die Konsultation wurde vom LWB/AWD-Laenderprogramm in Zentralamerika,
das die Laender Kolumbien, El Salvador, Guatemala, Honduras und
Nicaragua einschliesst, organisiert. (733 Woerter)
Dieser Beitrag gehoert zu einer Feature-Serie der Lutherischen
Welt-Information (LWI) zum Thema der Zehnten LWB-Vollversammlung 2003
"Zur Heilung der Welt". Die Serie beleuchtet die Relevanz des
Vollversammlungsthemas in den verschiedenen regionalen und lokalen
Kontexten der weltweiten lutherischen Gemeinschaft und stellt Projekte
der Versoehnung und Heilung vor angesichts weltweiter Bedrohung. Auch
nach Abschluss der Zehnten Vollversammlung, die vom 21. bis 31. Juli
2003 in Winnipeg (Manitoba/Kanada) stattfand, bildet das
Vollversammlungsthema einen der Schwerpunkte der Arbeit des LWB.
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
77 Laendern weltweit angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.
* * *
LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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