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Lutherische Kirchenleiterinnen fordern gleichberechtigten


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Thu, 30 Jun 2005 13:40:10 -0500

Lutherische Kirchenleiterinnen fordern gleichberechtigten Zugang zu
Leitungsfunktionen
Erhebliche Herausforderungen trotz beachtlicher Fortschritte bei der
Frauenordination

Genf, 30. Juni 2005 (LWI) - Im Mai 2000 wurde Bekure B. Daba zur ersten
Pfarrerin in der Geschichte der Aethiopischen Evangelischen Kirche
Mekane Yesus (AeEKMY) ordiniert. Zwei Jahre spaeter folgte ihre Wahl zur
Praesidentin der Ghimbi Jorgo-Synode im Westen des Landes. Bisher ist
sie die erste und einzige Frau, die in der AeEKMY den Vorsitz einer
Synode fuehrt. Seit Abschluss ihres Theologiestudiums am Theologischen
Seminar Mekane Yesus in Addis Abeba (Aethiopien) hatte sie sich 20 Jahre
lang gedulden muessen und in der Zwischenzeit unterschiedliche Aufgaben
in der Kirche wahrgenommen. Inzwischen zaehlen sechs Frauen zu den 1.287
Geistlichen, die in ueber 5.500 Kirchengemeinden mehr als vier Millionen
Gemeindemitglieder betreuen. Die Herausforderungen fuer Anwaerterinnen
seien mannigfaltig und nicht von der Hand zu weisen, so Daba. Sie sei
jedoch optimistisch, dass die Zahl der Seelsorgerinnen und weiblichen
Synodenvorsitzenden bei den aethiopischen LutheranerInnen kuenftig
zunehmen werde.

Pfarrerin Daba sprach ueber ihre Erfahrungen vor den 14
Kirchenleiterinnen von LWB-Mitgliedskirchen, die vom 16. bis 19. Juni an
der vom LWB veranstalteten "Konferenz von Bischoefinnen, Praesidentinnen
und Kirchenleiterinnen mit dem Amt der Aufsicht" in Genf teilnahmen.
Andere Teilnehmerinnen berichteten Aehnliches: Die schwedischen
Bischoefinnen Christina Odenberg, seit 1997 an der Spitze der Dioezese
Lund, und Caroline Krook, sie leitet seit 1998 die Stockholmer Dioezese,
waren in den 1960er Jahren zu Pfarrerinnen ordiniert worden. Im Januar
2005 wurde Pfarrerin Khunansori Basumatary zur Bischoefin der
Bodo-Dioezese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in den
Himalaya-Staaten im Nordosten Indiens gewaehlt. Vor ihrer Ordination
1998 hatte sie verschiedene Aufgaben in ihrer Kirche uebernommen und
sich unter anderem in der Arbeit mit marginalisierten Gruppen engagiert.

Die Konferenzteilnehmerinnen verwiesen auf die Herausforderungen, die
Frauen in ihrem jeweiligen Kontext als Kirchenleiterinnen - und als
Frauen - zu meistern haetten. Weitere Themen der Tagesordnung waren
Fragen globaler Bedeutung, darunter soziale Ungerechtigkeiten sowie
Gewalt gegen Frauen und HIV/AIDS.

Eingeschraenkter Zugang fuer Frauen trotz gleichberechtigter Teilhabe

In ihrer offiziellen Erklaerung anlaesslich der viertaegigen Konferenz
bekraeftigten die Kirchenleiterinnen das theologische Verstaendnis der
lutherischen Kirchen, wonach Mann und Frau als Ebenbild Gottes
geschaffen und zu den verschiedenen Diensten berufen seien. "Der Fuelle
des Evangeliums ist am besten Genuege getan, wenn Frauen und Maenner
gleichermassen Zugang zu Leitungsfunktionen erhalten", so die
Teilnehmerinnen.

Sie verwiesen auf bedeutsame Errungenschaften innerhalb ihres insgesamt
13-jaehrigen Dienstes als Bischoefinnen und Praesidentinnen in den
lutherischen Kirchen. Hierzu zaehle die wachsende Zahl von Frauen, die
zur Vorbereitung auf das geistliche Amt ein Hochschulstudium
einschluegen, in Kirchengemeinden im Rahmen der verschiedenen Dienste
als Laien und Ordinierte taetig seien und als Bischoefinnen und
Praesidentinnen dienten. Den gleichen Stellenwert habe die Anwesenheit
der juengeren Generation von Kirchenmitgliedern, die seit jeher
ausschliesslich die umfassende Teilhabe von Maennern und Frauen am
geistlichen Amt kennen wuerden. Die Teilnehmerinnen unterstrichen die
Bedeutung "der 25 weltweit amtierenden lutherischen Bischoefinnen und
Praesidentinnen, die mit ihrem Leben von Gottes erstaunlicher,
unwiderstehlicher und nachhaltiger Berufung zum geistlichen Amt Zeugnis
ablegen". An der Konferenz nahm auch die Hamburger Bischoefin Maria
Jepsen von der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche teil. Sie
war 1992 die weltweit erste lutherische Bischoefin.

Die Konferenzteilnehmerinnen wiesen in ihrer Botschaft auch darauf hin,
dass die umfassende Teilhabe von Frauen an kirchlichen
Leitungsfunktionen nach wie vor umstritten sei. Sie drueckten ihr
Bedauern aus, dass einige lutherische Kirchen die Berufung von Frauen
zum geistlichen Amt bislang nicht anerkennen und ihre Ordination nicht
gestatten wuerden. Einige Frauen und Maenner wuessten den besonderen
Wert weiblicher Fuehrungsfaehigkeiten nicht zu wuerdigen und einige
Kirchen tolerierten ungeachtet ihres Lippenbekenntnisses zur
gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Maennern ungleiche Verguetung
und hielten an den Beschraenkungen des Zugangs auf allen Ebenen des
geistlichen Amtes fest.

Gewalt gegen Frauen eines der Hauptanliegen aller Kirchen

In ihrer Botschaft nannten die Teilnehmerinnen Gewalt gegen Frauen als
eines der Hauptanliegen aller Kirchen. Sie bedauerten, dass sich einige
Kirchen zu diesem Thema nach wie vor "ausschwiegen" und appellierten an
ihre assoziierten Bischoefe und Praesidenten, sich "unserer
oeffentlichen Aechtung der Gewalt gegen Frauen" anzuschliessen.

Die Debatte zu diesem Thema wurde vom Vortrag "Lebensspendende
Theologien und Gebraeuche" von Pfarrerin Dr. Nyambura Njoroge,
Referentin des Oekumenischen Rates der Kirchen (OeRK) fuer oekumenische
theologische Ausbildung angestossen. Aus afrikanischer Perspektive
sprechend beklagte die kenianische Theologin, dass beispielsweise
Vergewaltigung als Waffe gegen Frauen eingesetzt werde. "Afrika bittet
um lebensspendende Theologien und Ethik", betonte sie. Sie sei sich
allerdings durchaus der weltweiten Verbreitung dieser Problematik
bewusst. "Diese schrecklichen Geschichten geschehen ueberall. Wir
muessen unsere Stimme erheben", so Njoroge.

Die Kirchenleiterinnen unterstrichen die Tragweite dieser Konferenz
durch ihre Empfehlung an den LWB, eine Folgeveranstaltung zur
gemeinsamen Vertiefung von Ueberlegungen auszurichten, wie die
Frauenordination ueberall dort gefoerdert werden koenne, wo sie bislang
nicht praktiziert werde und wie sich die in ihren unterschiedlichen
Kontexten draengenden Herausforderungen meistern liessen. Ein solches
Forum boete zudem Gelegenheit zur Vermittlung unterschiedlicher
Fuehrungsstile. Sie forderten den LWB ferner dazu auf, die Beteiligung
von Frauen am interkonfessionellen Dialog zu foerdern, um die
gegenwaertige Frauenquote von 40 Prozent bei all seinen Veranstaltungen
zu gewaehrleisten. (816 Woerter)

(Christy Hallenbeck, Trainee im LWB-Buero fuer Kommunikationsdienste,
hat an diesem Beitrag mitgewirkt.)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
77 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

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