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Kanada: LutheranerInnen lehnen Segnung gleichgeschlechtlicher


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Wed, 24 Aug 2005 16:13:38 -0500

Kanada: LutheranerInnen lehnen Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ab
Nationalbischof Schultz: Kirche muss sich mit der Frage weiter
auseinander setzen

Winnipeg (Kanada)/Genf, 24. August 2005 (LWI) - Die Delegierten der
Zehnten Vollversammlung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada
(ELKIK) haben sich gegen die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare
ausgesprochen. Von 408 abgegebenen Stimmen sprachen sich 183 (45
Prozent) fuer eine Empfehlung des Nationalen Kirchenrats der ELKIK aus,
unter gewissen Bedingungen Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare
zuzulassen. 220 (54 Prozent) Delegierte votierten dagegen. Es gab fuenf
Enthaltungen. Die Vollversammlung der ELKIK tagte vom 21. bis 24. Juli
in Winnipeg (Kanada).

Die Empfehlung des Nationalen Kirchenrats hatte eine "lokale Option"
fuer Segnungen von gleichgeschlechtlichen Paaren in festen Beziehungen
vorgesehen. Fuer eine Annahme der Empfehlung waere eine
Zweidrittelmehrheit erforderlich gewesen.

Der Nationale Kirchenrat hatte nach fast einjaehriger Pruefung und
Eroerterung die Entschliessung an die ELKIK-Synode weitergeleitet. Sie
galt als Kompromiss zwischen der Zustimmung zu gleichgeschlechtlichen
Ehen und der Ablehnung jeglicher kirchlichen Handlung fuer
gleichgeschlechtliche Paare.

Nahezu zeitgleich mit der Debatte der ELKIK-Vollversammlung trat in
Kanada ein Gesetz zu gleichgeschlechtlichen Ehen in Kraft trat. Kanada
ist nach den Niederlanden, Belgien und Spanien das vierte Land weltweit,
das Ziviltrauungen fuer gleichgeschlechtliche Paare zulaesst. Allerdings
verlangt das kanadische Gesetz nicht, dass die Kirchen
gleichgeschlechtliche Trauungen durchfuehren und ueberlaesst ihnen die
Entscheidung.

Auf dem viertaegigen Treffen in Winnipeg wurde vor allem die Frage der
gleichgeschlechtlichen Paare diskutiert, eine knappe Abstimmung war
bereits im Vorfeld erwartet worden. Die BefuerworterInnen
argumentierten, dass einzig mit einer Annahme der Entschliessung Schwule
und Lesben sich voll in die ELKIK aufgenommen fuehlen wuerden. Die
GegnerInnen warnten vor einer Spaltung der Kirche und dem Austritt von
Kirchengemeinden.

Nationalbischof Schultz: Debatte wird sich wiederholen

Die Frage der gleichgeschlechtlichen Beziehungen werde auf zukuenftigen
Synoden wieder zur Sprache kommen, erklaerte ELKIK-Nationalbischof
Raymond Schultz waehrend einer Pressekonferenz im Anschluss an die
Debatte. "Das Abstimmungsresultat war nahezu 50:50. Das bedeutet, dass
die Haelfte unserer Kirche mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist. Ich
kann mir nicht vorstellen, dass dieser Zustand lange anhalten wird,
bevor es zu einer neuen Initiative kommt."

Schultz wies darauf hin, dass die sich veraendernde politische Szene im
Blick auf gleichgeschlechtliche Ehen bedeute, dass die Kirche sich mit
der Frage auseinander setzen muesse, ob sie wolle oder nicht. "Die
Tatsache, dass wir ein staatliches Gesetz fuer die gleichgeschlechtliche
Ehe haben, heisst, dass die Kirche entscheiden muss, was kirchliche
Trauung im Gegensatz zu staatlicher Trauung ueberhaupt bedeutet",
betonte er. Offiziell laesst die Kirche keine Segnung von
gleichgeschlechtlichen Paaren zu. Dies steht in einem Schreiben der
Bischoefe aus dem Jahr 2003, in dem festgestellt wird, dass die Kirche
keine Riten fuer gleichgeschlechtliche Paare durchfuehre.

Die ELKIK richtet sich auch nach einer Erklaerung der frueheren
Lutherischen Kirche von Amerika ueber Sexualitaet, Ehe und Familie, in
der von Homosexualitaet als Abweichung von der Norm gesprochen wird. In
der Entschliessung bezeichnete der Nationale Kirchenrat allerdings Teile
der Erklaerung "im Licht der fortschreitenden theologischen,
seelsorgerlichen und soziologischen Forschung" als unzulaessig. Die
ELKIK wird in der Entschliessung aufgefordert, diese Behauptungen nicht
mehr anzuwenden.

Die ELKIK ist die groesste lutherische Kirche Kanadas mit rund 182.000
Mitgliedern in 624 Gemeinden und fuenf Regionalsynoden. Seit 1986
gehoert sie zum Lutherischen Weltbund (LWB).

Waehrend der Synode wurde Bischof Schultz fuer eine zweite vierjaehrige
Amtsperiode als Nationalbischof der ELKIK im Amt bestaetigt. (535
Woerter)

(Ein Beitrag von LWI-Korrespondent Ron Friesen, Winnipeg.)

* * *

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