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Interne Bewegungen bedrohen Zukunft der brasilianischen


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Fri, 26 Aug 2005 20:09:32 -0500

Interne Bewegungen bedrohen Zukunft der brasilianischen lutherischen
Kirche
Ehemaliger LWB-Praesident Brakemeier draengt auf intensive Bemuehungen um
den Fortbestand der IECLB

Sao Leopoldo (Brasilien)/Genf, 26. August 2005 (LWI) - Der ehemalige
Praesident der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in
Brasilien (IECLB), Pfr. Dr. Gottfried Brakemeier, hat Veraenderungen in
der lutherischen Kirche Brasiliens angemahnt und dazu erklaert, Wachstum
und Zukunft der Kirche seien mit den derzeitigen Strukturen nicht zu
erreichen.

Brakemeier, von 1985 bis 1994 Praesident der IECLB und von 1990 bis 1997
auch Praesident des Lutherischen Weltbundes (LWB), betonte, dass "die
befuerchtete Spaltung der IECLB" wegen der unterschiedlichen Stroemungen,
die sich mittlerweile innerhalb der Kirche als Bewegungen konstituiert
haetten, fortschreite. Es muessten intensive Anstrengungen unternommen
werden, um den Fortbestand der Kirche zu sichern, so Brakemeier. Dazu
gehoere auch die Ueberwindung der internen Barrieren, die dem Wachstum im
Wege stuenden, die Kontrolle ueber die zentrifugalen Kraefte sowie ein
konzertiertes Engagement fuer ein gemeinsames Projekt.

Der Vortrag Brakemeiers, den er im Juni dieses Jahres vor dem Lehrkoerper
der Theologischen Hochschule in Sao Leopoldo (Brasilien) gehalten hatte,
wurde unter dem Titel "Beitrag zu einer notwendigen Debatte" auf elektronischem Wege an die AmtstraegerInnen und an die Bewegungen in der Kirche
gerichtet. Einer breiteren Oeffentlichkeit wurde der Aufsatz im Juli
bekannt, einige Wochen, nachdem der gegenwaertige IECLB-Praesident, Pfr.
Dr. Walter Altmann, einen Pastoralbrief herausgegeben hatte, in dem er
warnte, die Kirche koenne durch eine charismatische Bewegung in ihren
Reihen eine "schmerzliche Spaltung" erleiden.

In Altmanns Pastoralbrief vom 9. Juli wurde von vier Pfarrern berichtet,
die darum gebeten haetten, von ihrem geistlichen Amt entpflichtet zu
werden, sowie von drei Gemeinden, die sich als unabhaengige Gemeinden
konstituiert haetten. Der Rat der IECLB beschloss, den Aufsatz von
Brakemeier einer breiteren Oeffentlichkeit zugaenglich zu machen und in
der Kirche, zu der 1.200 Gemeinden gehoeren, in denen ueber 800 PfarrerInnen Dienst tun, zur Diskussion zu stellen

IECLB-Praesident Altmann bekraeftigt Verwerfung der Wiedertaufe

Ursache des Konflikts sind theologische Fragen. Im Dezember 2004 erklaerte
IECLB-Praesident Altmann die Verwerfung der Wiedertaufe, die PfarrerInnen,
die der charismatischen Bewegung nahe stehen, in lutherischen Gemeinden
eingefuehrt hatten. In seinem juengsten Pastoralbrief stellte er klar,
dass die IECLB aus Gruenden des Bekenntnisses zwar die Praxis der
Wiedertaufe verwerfe, Wiedergetaufte jedoch nicht zurueckweise. Die
Kirche, so bekraeftigte Altmann, "muss bereit und willens sein, allen
Menschen, die sich aus Gewissensgruenden haben wiedertaufen lassen,
seelsorgerlich zur Seite zu stehen".

Bei den Kraeften, auf die sich Brakemeier bezog, handelt es sich um
gleichartig strukturierte Bewegungen innerhalb der Kirche aus dem
charismatischen sowie evangelikalen und progressiven Umfeld. Er betonte
jedoch, dass die Differenzen keinen Schaden anrichteten, solange diese
Gruppen ihren Platz in der Kirche behielten und in dieselbe Richtung
tendierten.

Er benannte auch die drei theologischen Fakultaeten der IECLB, Ausbildungsstaetten mit anderen bibliographischen Bezuegen und theologischen Ausrichtungen und Bewegungen mit eigenen liturgischen Materialien, Verlagen und
Verwaltungsstrukturen.

Brakemeier betonte, die Leidtragenden dieser Diskrepanzen seien vor allem
die Gemeinden und Kirchenkreise. "Wenn sie sich fuer eine dieser *Richtungen' in der IECLB entschieden haetten, dann waere dieser Bruch schon vor
laengerer Zeit eingetreten", bemerkte er.

Der lutherische Kirchenfuehrer bezog sich auf eine Studie des ehemaligen
Generalsekretaers der IECLB, Pfr. Gerd Uwe Kliewer, aus der hervorgehe,
dass die Mitgliederzahlen der Kirche in der Zeit von 1997 bis 2002 nur um
0,3 Prozent gestiegen seien. Im Jahr 2002 waren es 715.000 Mitglieder, das
sind 0,5 Prozent der auf 180 Millionen geschaetzten Bevoelkerungszahl von
Brasilien.

Ferner bezweifelte er, dass die IECLB ihrem missionarischen Auftrag
gerecht geworden sei. Die IECLB sei in der Vergangenheit damit sehr
zurueckhaltend umgegangen und habe sich auf den seelsorgerlichen Beistand
fuer die deutschen Einwanderer/innen beschraenkt. In einem immer staerker
multireligioes gepraegten Umfeld muesse die Kirche jedoch "staerker an
ihrem konfessionellen Profil arbeiten", so Brakemeier. Er empfahl fuer den
Einsatz der Medien fuer die Evangelisation, sich die Methoden "oekumenischen Lernens" zu Eigen zu machen, ohne dabei jedoch unbedingt die Methoden
anderer ChristInnen nachzuahmen.

Brakemeier lud die Menschen ein, die Freude des lutherischen Glaubens
wieder zu entdecken. "Diese Freude beschraenkt sich nicht auf irgendwelche
Glaubenssaetze. Sie ist eine Daseinsform." Das lutherische Bekenntnis lade
die Menschen zum Glauben ein, ohne sie jedoch daran zu hindern, sich
kritisch damit auseinander zu setzen, fuegte er hinzu.

Zurzeit hat die IECLB 710.000 Mitglieder. Seit 1952 ist sie Mitglied des
LWB. (697 Woerter)

(Nach einem Beitrag von ALC, Agencia Latinoamericana y Caribe*a de
Comunicaci*n/Lateinamerikanisch-Karibische Nachrichtenagentur.)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 138
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weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
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seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
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Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
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Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
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gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
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* * *

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

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