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LWB-Ratstagung-01-2005: Palaestinensischer Bischof Younan: Wir


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Wed, 31 Aug 2005 06:32:25 -0500

Palaestinensischer Bischof Younan: Wir brauchen Frieden und keine Mauern
LWB-Rat zu Gast bei der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und
im Heiligen Land

LWB-Ratstagung in Jerusalem/Bethlehem,
31. August * 6. September 2005

PRESSEMITTEILUNG NR: 01

Jerusalem/Genf, 30. August 2005 (LWI) * "Wir brauchen Frieden und keine
Mauern, denn Mauern trennen und Frieden schafft Bruecken", erklaerte
Bischof Dr. Munib A. Younan von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL) am Dienstag, 30. August, in
Jerusalem. Im Vorfeld der Ratstagung des Lutherischen Weltbundes (LWB),
die vom 31. August bis 6. September auf Einladung der ELKJHL in
Jerusalem und Bethlehem stattfindet, betonte Bischof Younan vor
JournalistInnen, es sei fuer die palaestinensische lutherische Kirche
und ihr Zeugnis von elementarer Bedeutung, dass die Ratstagung der
Einladung der Kirche gefolgt sei. Die Ratstagung steht unter dem Thema
"Die Kirche - berufen zum Dienst der Versoehnung".

Bischof Younan rief dazu auf, nicht dazu beizutragen, die Praesenz
palaestinensischer ChristInnen in diesem Teil der Welt zu beenden.
Inzwischen seien sogar islamische Stimmen zu hoeren, die betonten, ohne
arabische ChristInnen koenne der Islam in der arabischen Welt nicht
existieren. Die Tagung des LWB-Rates in Jerusalem/Bethlehem staerke auch
die oekumenische Bewegung sowie den christlich-islamischen und den
christlich-juedischen Dialog.

Die palaestinensischen Gemeinwesen seien ein Beispiel fuer das
friedliche Nebeneinander verschiedener Religionen. Palaestinensische
ChristInnen und MuslimInnen haetten schon immer in friedlicher
Koexistenz miteinander gelebt. "Wir leben in einer Gemeinschaft, mit
einer Kultur, der gleichen Sprache sowie dem gleichen politischen
Schicksal", so Younan, der im Juli 2003 zum LWB-Vizepraesidenten fuer
die LWB-Region Asien gewaehlt wurde. Daher sei die Zukunft der
palaestinensischen ChristInnen auch untrennbar von der der MuslimInnen.

Es sei wichtig, sich mit einer Stimme fuer Frieden, Gerechtigkeit und
Versoehnung im Land einzusetzten, denn nur so koenne die Zukunft der
arabischen ChristInnen gesichert werden, betonte der palaestinensische
Bischof.

LWB-Praesident Hanson: Solidaritaet mit palaestinensischen ChristInnen

Der Praesident des LWB, der Leitende Bischof der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA), Mark S. Hanson,
erklaerte vor JournalistInnen in Jerusalem, gerade jetzt, wo die Welt
gespannt auf den Mittleren Osten blicke, sei es von zentraler Bedeutung,
sich in Solidaritaet zu den palaestinensischen ChristInnen zu bekennen.
Wenn MuslimInnen, Juden/Juedinnen und ChristInnen nicht in Frieden in
Jerusalem zusammenleben koennten, wie wollten sie dann in der uebrigen
Welt in Frieden leben, fragte Hanson. Solange es Mauern gebe, die
Jerusalem trennten, anstatt Bruecken, die Frieden schafften, gebe es nur
wenig Hoffnung auf Versoehnung in der Welt.

In Anlehnung an das Thema der Ratstagung betonte Hanson, die
Gemeinschaft der lutherischen Kirchen im LWB muesse in
Jerusalem/Bethlehem die Wahrheit ueber ihre Entfremdungen, ueber
Verfolgungen und Taeuschungen sprechen. Auf der Tagesordnung stuenden
auch Themen wie Armut, Hunger und Obdachlosigkeit sowie Spaltungen
innerhalb der christlichen sowie der lutherischen Kirchen.

Die TeilnehmerInnen der Ratstagung wuerden auch ueber Besetzung und
Gewalt sprechen, aber sie wuerden auch darauf hoeren, was ihnen die
Menschen zu sagen haetten. Es sei richtig, dass Frieden und
Gerechtigkeit fuer die PalaestinenserInnen von der Sicherheit Israels
abhaenge. Doch ein sicheres Israel sei auch von einem palaestinensischen
Volk abhaengig, dass in Frieden und Gerechtigkeit lebe, so der
LWB-Praesident.

LWB-Generalsekretaer Noko: Jerusalem ist Ort der drei monotheistischen
Religionen

Als einen Schwerpunkt der LWB- Ratstagung in Jerusalem bezeichnete auch
LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko die Situation in
Israel/Palaestina. Der LWB setze sich seit langem fuer eine
Zwei-Staaten-Loesung ein. Jerusalem sei ein Ort der drei
monotheistischen Religionen, eine Stadt beider Voelker, Israelis und
Palaestinenser. Dass die Ratstagung in diesem Jahr Jerusalem/Bethlehem
stattfinde, stelle eine ausserordentliche Moeglichkeit dar, so Noko,
sich mit den Menschen der Region solidarisch zu erklaeren.

Waehrend der Ratstagung seien auch Treffen mit VertreterInnen der
israelischen sowie der palaestinensischen Regierungen geplant, erklaerte
Noko. Ein Gespraechsthema insbesondere mit der israelischen Regierung
sei dabei das Vorhaben der israelischen Behoerden, das vom LWB
verwaltete Auguste Victoria-Krankenhaus (AVK) auf dem Oelberg in
Ost-Jerusalem mit einer so genannten Arbeitgebersteuer zu belasten.
Gegenwaertig ist ein Berufungsverfahren gegen die Aufhebung der
bestehenden Steuerbefreiung des AVK vor dem obersten Gericht Israels,
dem Supreme Court, anhaengig. Die durch eine Arbeitgebersteuer
entstehenden Kosten fuer das Krankenhaus belaufen sich auf
schaetzungsweise 400.000 US-Dollar pro Jahr, wodurch die Existenz des
Krankenhauses massiv bedroht waere.

Neben der Situation im Nahen Osten und den Themen globaler Frieden,
Gerechtigkeit und Versoehnung in der Welt stuende insbesondere der
Bericht ueber die Zukunft des LWB im Kontext der oekumenischen
Neugestaltung auf der Tagesordnung der Ratstagung. Weiterhin wird die
Ratstagung ueber den Tagungsort der Elften LWB-Vollversammlung im Jahr
2010 entscheiden sowie den Bericht zum Prozess der Strategieplanung, den
Bericht zum vorgeschlagenen oekumenischen Entwicklungsbuendnis "Proposed
Ecumenical Alliance for Development" (PEAD) sowie den Zwischenbericht
der Arbeitsgruppe zum Thema Familie, Ehe und Sexualitaet diskutieren.

ELKJHL hat Gemeinden in Jerusalem, palaestinensischen Gebieten sowie
Jordanien

Die Gastgeberin der diesjaehrigen LWB-Ratstagung, die
Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land
(ELKJHL), ist seit 1974 Mitglied im LWB und hat rund 3.000 Mitglieder in
sechs Gemeinden. Diese befinden sich in Jerusalem, in palaestinensischen
Gebieten (Bethlehem, Beit Sahour, Beit Jala und Ramallah) sowie in Amman
(Jordanien). Die ELKJHL entstand urspruenglich aus Missionsschulen und
Waisenhaeusern, die von verschiedenen europaeischen Missionswerken
bereits im 19. Jahrhundert initiiert wurden. 1959 wurde die ELKJHL,
damals noch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien (ELKJ),
offiziell gegruendet.

Schwerpunkte der kirchlichen Arbeit sind Jugendarbeit, Diakonie,
Sozialarbeit, Frauenarbeit, Bewusstseinsbildung in den Bereichen Umwelt,
Alkohol und Drogen, und ausserschulische Aktivitaeten wie Musik, Kunst
und Theater. Die ELKJHL bemueht sich aktiv um den interreligioeser
Dialog mit VertreterInnen des Judentums und des Islam. (875 Woerter)

* * *

An der LWB-Ratstagung in Jerusalem/Bethlehem nehmen rund 85
VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen teil.
Darueber hinaus sind rund 85 weitere TeilnehmerInnen registriert,
darunter DolmetscherInnen, Gaeste, MitarbeiterInnen des LWB,
PressevertreterInnen und Stewards. Der 49-koepfige LWB-Rat fuehrt
zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden
Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Der aktuelle Rat wurde
waehrend der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen
Winnipeg gewaehlt. Der Rat besteht aus dem Praesidenten, dem
Schatzmeister sowie Geistlichen und Laien, die ihre Regionen
repraesentieren.

Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Buero fuer
Kommunikationsdienste ueber den Mobilfunk-Anschluss: +972/52-342 4598.

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 138 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in
77 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

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LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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