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LWB-Ratstagung-03-2005: Ruf nach Frieden und Gerechtigkeit als
From
"Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date
Wed, 31 Aug 2005 06:40:39 -0500
Ruf nach Frieden und Gerechtigkeit als Auftakt der Versoehnung
LWB-Praesident Hanson: Die Kirche muss den Leidenden Gehoer verschaffen
LWB-Ratstagung in Jerusalem/Bethlehem,
31. August – 6. September 2005
PRESSEMITTEILUNG NR: 03
Jerusalem/Bethlehem/Genf, 31. August 2005 (LWI) – “Wir sind nach
Bethlehem gekommen, um zuzuhoeren, zu bezeugen, herauszufordern und fuer
einen dauerhaften und gerechten Frieden zu beten“, erklaerte der
Praesident des Lutherischen Weltbundes (LWB), der Leitende Bischof der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA), Mark S. Hanson, in
seiner Ansprache am Mittwoch, 31. August 2005, vor dem Rat des LWB in
Jerusalem. Er rief dazu auf, das Zeugnis der ChristInnen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL) zu hoeren und
die Klagen des Volkes zu teilen.
“Moegen die Rufe nach Frieden und Gerechtigkeit zum Bekennen und zur
Busse fuehren und so zum Auftakt der Versoehnung werden“, so Hanson in
seiner Ansprache. Die LWB-Ratstagung mit ueber 170 TeilnehmerInnen findet
auf Einladung der ELKJHL vom 31. August bis 6. September in Jerusalem/Bethlehem statt und steht unter dem Thema “Die Kirche - berufen zum Dienst
der Versoehnung“.
LWB-Praesident Hanson forderte die Ratsmitglieder auf, sich “von Gottes
Ruf zu einem Dienst der Versoehnung“ erneuern zu lassen. Der Versoehnungsdienst nehme seinen Anfang und werde erneuert, wenn die Gemeinde sich in
Christus im Namen der ganzen Schoepfung um die Gnadenmittel versammle.
“Darum haben wir den Mut zu behaupten, dass der Dienst der Versoehnung
mit Freude und Feier verbunden ist. Moegen wir als LWB-Rat jene Freude
erfahren, wenn wir uns erneut zu einem Dienst der Versoehnung fuer
Jerusalem … verpflichten“, betonte Hanson.
Neubeschreibung der Wirklichkeit des Leidens im Nahen Osten
In Anlehnung an die US-amerikanische Theologin Dr. Cynthia Moe-Lobeda rief
Hanson zu einer neuen “christlichen Wahrnehmung“ auf, die es ermoegliche, die Welt neu zu sehen und zu beschreiben. Dies sei insbesondere dort
noetig, wo beherrschende Kraefte historische Realitaeten durch Beschreibung verzerrten. Hanson betonte, dies sei eine der kontinuierlichen Verpflichtungen und Aufgaben des LWB. Nach dieser Ratstagung sollten alle TeilnehmerInnen angefangen haben, die Wirklichkeit des Leidens im Nahen Osten neu zu
beschreiben. Das ermoegliche einen klareren Blick, ueber die Komplexitaet
der Probleme und die “dringende Notwendigkeit eines unabhaengigen,
lebensfaehigen palaestinensischen Staates“ zu sprechen, der in Frieden
neben einem sicheren israelischen Staat leben werde.
Der LWB-Praesident betonte, dass der LWB sich weiterhin um Moeglichkeiten
bemuehen muesse, den Ausgestossenen, Beargwoehnten, den Misshandelten und
Machtlosen, den Leidenden Gehoer zu verschaffen, sowohl innerhalb als auch
ausserhalb der lutherischen Gemeinschaft.
Engagement fuer eucharistische Gastbereitschaft
Im Blick auf die weltweite Oekumene warf Hanson in seiner Ansprache die
Fragen auf, wie der LWB auf die Verpflichtung von Papst Benedikt XVI. auf
die christliche Einheit reagieren werde und wie auf der Gemeinsamen
Erklaerung zur Rechtfertigungslehre (GE) aufgebaut werden koenne, damit
sie ein lebendiger Brief bleibe. Als wichtigen Aspekt in diesem Zusammenhang benannte Hanson auch die Frage, inwieweit die LWB-Mitgliedskirchen ihr
Engagement fuer eucharistische Gastbereitschaft und eucharistisches Teilen
mit der roemisch-katholischen Kirche zum Ausdruck bringen koennten, ohne
die noch verbleibenden theologischen Probleme zu minimalisieren. Er
erinnerte zudem an das Jahr 2017 und den 500. Jahrestag der lutherischen
Reformation. Dies sei eine Gelegenheit gemeinsam mit den KatholikInnen
ueber Beitraege und Engagement im Blick auf die Einheit der Kirche Christi
und Bemuehungen um Gerechtigkeit und Frieden auf der ganzen Erde nachzudenken.
Weltweites oekumenisches Konzil ueber die christliche Auslegung der
Schrift
Der LWB-Praesident nahm in seiner Ansprache Bezug auf den Vorschlag des
Praesidenten des Wartburg-Seminars in Dubuque (Iowa/USA), Dr. Duane
Larson, dass die Oberhaeupter der roemisch-katholischen Kirche, der
anglikanischen und der lutherischen Kirchengemeinschaften sowie der
Oekumenische Patriarch von Konstantinopel ein weltweites oekumenisches
Konzil ueber die christliche Auslegung der Schrift einberufen sollten.
Larson hatte in einem Leitartikel der Zeitschrift “Dialog“ die
Auffassung vertreten, das Christentum befinde sich inmitten einer globalen
Identitaetskrise. Als Grund fuer die Krise benannte Larson, dass auf
oekumenischer Ebene nicht ueber Fragen der Auslegung und Autoritaet der
Schrift diskutiert werde. Hanson regte an, den Vorschlag eines weltweiten
oekumenischen Konzils im Rahmen der Ratstagung zu eroertern.
Bei seinen Reisen im Namen des LWB, so Hanson, hoere er von den Frustrationen und Konflikten, die entstuenden, wenn EvangelistInnen ein Wohlstandsevangelium verkuendigten, “das denjenigen, die diesen Anfuehrern folgen,
finanziellen Gewinn und Erfolg verspricht“. In den USA, wo eine vom
Konsum angetriebene Kultur eine privatisierte Spiritualitaet schaetze und
eine “Wohlfuehl-Religion“ fordere, stuenden die PfarrerInnen und
Gemeinden unter dem grossen Druck, ihren Marktanteil an Gemeindemitgliedern zu bekommen, “indem sie ein anderes Evangelium anbieten als die
radikale frohe Botschaft von Gottes Versoehnung und Vergebung durch seine
durch den Glauben an Jesus Christus geschenkte Gnade“.
Im Interesse der Versoehnung die Wahrheit bezeugen
Im Blick auf seine diesjaehrigen Reisen nach Mittelamerika und Westafrika
berichtete Hanson, dass er erlebt habe, wie sich dort LWB-Mitgliedskirchen
im Interesse der Versoehnung fuer die Wahrheit engagierten. LutheranerInnen in Mittelamerika haetten klar und deutlich aufgezeigt, wer in El Salvador
von den Friedensabkommen und von den Freihandelsabkommen profitiere oder
nicht. LutheranerInnen in Liberia und Sierra Leone haetten die schmerzliche Wahrheit ueber den entsetzlichen Preis des andauernden Buergerkrieges
bezeugt. Themen wie Gewalt und Ausbeutung seien so zum Kontext breit
angelegter interreligioeser Initiativen, die sich um Menschenrechte,
Gerechtigkeit und dauerhaften Frieden bemuehten, geworden, betonte der
LWB-Praesident.
Versoehnungsdienst, so Hanson, beginne mit Wort und Sakrament und fuehre
zu einer kritischen Analyse der Machtverhaeltnisse innerhalb der Gemeinschaft. Zu fragen sei hierbei, ob sich die Kirchengemeinschaft des LWB
aufgerufen fuehle, weiterhin Gespraeche ueber ihre Verpflichtung im Blick
auf die Ordination von Frauen und Frauen in Leitungspositionen zu fuehren,
so Hanson. Im LWB manifestiere sich ein Versoehnungsdienst in Beziehungen,
die von Weggemeinschaft und nicht von Beherrschung gepraegt seien.
Weggemeinschaft bedeute, “dass wir uns fuer Gottes Mission fuer das
Leben der Welt engagieren und Seite an Seite miteinander gehen und
arbeiten. In einer Beziehung der Weggemeinschaft bestaerken und ermahnen
wir einander“. (927 Woerter)
* * *
An der LWB-Ratstagung in Jerusalem/Bethlehem nehmen rund 85 VertreterInnen
der LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen teil. Darueber hinaus
sind rund 85 weitere TeilnehmerInnen registriert, darunter DolmetscherInnen, Gaeste, MitarbeiterInnen des LWB, PressevertreterInnen und Stewards. Der
49-koepfige LWB-Rat fuehrt zwischen den in der Regel alle sechs Jahre
stattfindenden Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Der
aktuelle Rat wurde waehrend der Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003
im kanadischen Winnipeg gewaehlt. Der Rat besteht aus dem Praesidenten,
dem Schatzmeister sowie Geistlichen und Laien, die ihre Regionen repraesentieren.
Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Buero fuer Kommunikationsdienste ueber den Mobilfunk-Anschluss: +972/52-342 4598.
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 138
Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in 77 Laendern
weltweit angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und
anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ
seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit “LWI
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.
* * *
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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