8. Februar 2006 Adventistischer Pressedienst (APD) Christian B. Schaeffler, Chefredakteur Fax +41-61-261 61 18 APD@stanet.ch http://www.stanet.ch/APD CH-4003 Basel, Schweiz
< Die Pressefreiheit verantwortlich nutzen
Praesident der weltweiten Adventisten zum Karikaturenstreit
Silver Spring, Maryland/USA. (ANN/APD) "Es ist bedauerlich, dass die Inanspruchnahme des Rechts auf freie Meinungsaeusserung die Beziehungen zwischen Menschen vergiftet hat", sagte der Praesident der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten, Pastor Jan Paulsen (Silver Spring, Maryland/USA), angesichts des Konflikts um die Veroeffentlichung der umstrittenen Karikaturen ueber den islamischen Propheten Mohammed. Er rief dazu auf, "die Pressefreiheit verantwortlich zu nutzen".
"Als Siebenten-Tags-Adventisten unterstuetzen und foerdern wir den verantwortlichen Umgang mit dem Recht auf freie Meinungsaeusserung", betonte Paulsen. Zu dieser Verantwortung gehoere, besonnen zu handeln sowie andere weder zu beleidigen noch ihren Glauben und ihre Froemmigkeit zu verletzen. "Meinungen koennen auch ohne den Beigeschmack der Respektlosigkeit geaeussert und Auseinandersetzungen ohne den Glauben des anderen zu kraenken gefuehrt werden."
Paulsen, ein Norweger, der einige Jahre als Dozent und Rektor an einer adventistischen Hochschule in Afrika in einer voellig anderen Kultur arbeitete, hob den Wert der Vielfalt hervor. Es muesse daran gearbeitet werden, dass Menschen harmonisch zusammenlebten und sich gleichzeitig zum Recht auf Redefreiheit bekennen wuerden.
"Meine Aufgaben als Oberhaupt einer weltweiten Kirche haben mich in viele Laender gefuehrt. Dabei wurde mir immer wieder der Wert der Vielfalt und die Tatsache bewusst, dass Christen eine Gemeinschaft inmitten von Angehoerigen zahlreicher anderer Religionen und Weltanschauungen bilden", so Paulsen. "Deshalb empfehle ich, nach der Goldenen Regel zu leben, die uns auffordert, andere so zu behandeln, wie auch wir behandelt werden moechten. Das wuerde dazu fuehren, bei freier Meinungsaeusserung, verbunden mit gegenseitiger Hoeflichkeit und gegenseitigem Respekt, mit allen Menschen in Frieden zu leben "
Die Siebenten-Tags-Adventisten sind eine weltweite christliche Kirche mit ueber 25 Millionen Gottesdienstbesuchern in 204 Laendern, von denen 93 Prozent ausserhalb der USA und rund 33 Prozent auf dem afrikanischen Kontinent leben.
Ausloeser der heftigen Reaktionen waren zwoelf Karikaturen ueber den islamischen Propheten Mohammed in Daenemarks groesster Zeitung "Jyllands-Posten" im September letzten Jahres. Mit einiger Verzoegerung erreichte die Nachricht vom daenischen "Tabubruch" die gesamte islamische Welt. Als Reaktion auf die islamischen Ausschreitungen druckten weitere westliche Zeitungen die Karikaturen ab. Islamische Vertreter verteidigen die wuetenden Proteste mit dem Blick auf das muslimische Bilderverbot. Danach duerften Gott, Engel und Propheten nicht abgebildet werden. Das Bilderverbot soll vor allem verhindern, dass Abbilder oder Statuen anstelle des wahren Gottes angebetet werden. Bildliche Darstellungen Mohammeds lassen sich aber auch innerhalb des Islam finden. So entstanden im osmanischen Reich bebilderte Biographien des Propheten. Oft, aber nicht immer, ist dabei das Gesicht Mohammeds verdeckt oder so hell erleuchtet, dass die Konturen nicht mehr erkennbar sind.