Palaestinensischer Bischof sieht in Wahlergebnis Wunsch nach Veraenderung Aufruf an fuehrende PolitikerInnen weltweit, weiterhin Unterstuetzung zu leisten
Jerusalem/Genf, 10. Februar 2006 (LWI) - Das Ergebnis der palaestinensischen Parlamentswahlen Ende Januar sei ein klares Zeichen fuer den Wunsch des Volkes nach einer neuen, effektiveren Regierung, so Bischof Dr. Munib A. Younan von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELKJHL) in einer Stellungnahme.
Die PalaestinenserInnen befaenden sich "immer noch in einer Art Schockzustand" ueber das Ausmass des Wahlsieges der islamistischen Gruppierung Hamas, so der Bischof. Er forderte die PalaestinenserInnen, insbesondere ChristInnen, dazu auf, nicht in Panik zu verfallen und keine vorschnellen Schluesse zu ziehen, sondern abzuwarten und besonnen zu bleiben. "Mehr denn je muessen wir jetzt ein aktiver, integrativer Teil des palaestinensischen Volkes bleiben und weiterhin als christliche Zeugen und Zeuginnen fuer Gerechtigkeit auftreten, Instrumente des Friedens und Anwaelte und Anwaeltinnen der Versoehnung sein", betonte er in einer Erklaerung im Anschluss an die Veroeffentlichung des Wahlsieges, den die Hamas bei den Parlamentswahlen in den palaestinensischen Gebieten am 25. Januar errungen hat.
Bei der Suche nach einer gerechten Loesung im
israelisch-palaestinensischen Konflikt sei die ELKJHL der Gleichheit und Freiheit aller BuergerInnen verpflichtet, versicherte Younan. Er rief ReligionsfuehrerInnen und PolitikerInnen dazu auf, weiterhin die Arbeit der palaestinensischen Kirche in Schulen und Organisationen zu unterstuetzen, um das christliche Zeugnis in der Region zu staerken.
In Bezug auf Gespraeche mit zahlreichen palaestinensischen BuergerInnen, die fuer die Hamas gestimmt haben, erklaerte Younan, diese seien keine UnterstuetzerInnen einer radikal-islamischen Agenda oder Gewalt. Vielmehr wuenschten sich die Menschen Veraenderung und Reform "in einem System, das seit langer Zeit kaputt ist."
Der lutherische Bischof erklaerte, dass Zeit benoetigt werde fuer eine eigene Bewertung des Wahlsieges der Hamas ueber die regierende Fatah-Partei, und gab "eine ganze Reihe von Gruenden" an, die zu dem Sieg gefuehrt haben koennten. Er nannte unter anderem Meinungsverschiedenheiten, Korruption und fehlende Verantwortlichkeit bei der Fatah; ausserdem fehlende politische Unterstuetzung von Palaestinenserpraesident Mahmud Abbas und seines Mandats der Gewaltlosigkeit durch die US-amerikanische Regierung und Israel. Younan fuehrte auch die soziale Hilfe, die Hamas fuer beduerftige palaestinensische Familien in finanzieller Not leiste, und eine schlecht gefuehrte Verwaltung als Faktoren an, die fuer den Wahlausgang entscheidend gewesen seien.
Er forderte sowohl PalaestinenserInnen als auch Israelis zur Zusammenarbeit auf, "um eine neue Sprache und Vorschlaege zu suchen, so dass wir aus unserem beiderseitigen Interesse fuer Gerechtigkeit, Versoehnung und einer Beendigung der Besatzung und Gewalt eine gemeinsame Basis bauen koennen."
Younan ist seit Juli 2003 Vizepraesident des Lutherischen Weltbundes (LWB) fuer die Region Asien. Die ELKJHL hat rund 3.000 Mitglieder und ist seit 1974 Mitgliedskirche des LWB. Sie hat Gemeinden in Jerusalem, Palaestina und Jordanien. (435 Woerter)
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