Indien: LutheranerInnen fordern staerkere Beteiligung am Kampf gegen Armut Aufruf zu "kirchlich engagierter Sensibilitaet" in PEAD-Diskussion
Dumka (Indien)/Genf, 20. Dezember 2005 (LWI) - Die alle drei Jahre stattfindende Konferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien (VELKI) ging in Dumka im nordoestlichen Bundesstaat Jharkhand mit der Verpflichtung zu Ende, staerker auf die Herausforderungen einzugehen, mit denen die lutherischen Kirchen Indiens in ihrem jeweiligen Kontext konfrontiert sind. An der Konferenz, die vom 20. bis 22. November gemeinsam von der Noerdlichen Evangelisch-Lutherischen Kirche (NELK) und der Evangelisch-Lutherischen Gossner-Kirche in Chotanagpur und Assam ausgerichtet wurde, nahmen rund 120 Delegierte, BesucherInnen und Gaeste teil. Die Konferenz stand unter dem Thema "Zusammenwachsen in Gott".
"Die lutherische Gemeinschaft in Indien wird auch in Zukunft ihre prophetische Stimme zu zentralen Fragen wie Armut, Entwicklung, HIV/AIDS, Kapazitaetsaufbau, Gleichberechtigung der Geschlechter, Foerderung von Selbstbestimmung erheben und selbst die Initiative ergreifen", bekraeftigten die Delegierten, die an der Tagung des Leitungsgremiums der VELKI teilnahmen, in der Schlusserklaerung.
Eines der auf dieser Konferenz diskutierten Themen war das vorgeschlagene oekumenische Aktionsbuendnis "Proposed Ecumenical Alliance for Development" (PEAD), ein Thema, das auch der Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB) auf seiner Tagung im September dieses Jahres diskutierte. Die indischen lutherischen Kirchen riefen zu mehr "kirchlich engagierter Sensibilitaet" in den laufenden Diskussionen ueber das Aktionsbuendnis auf, um die diakonische Theologie der Kirchen des Suedens sowie die Herausforderungen und Aufgaben, vor denen sie stehen, nicht zu gefaehrden.
Sie begruessten alle Koordinierungsmassnahmen, die dem optimalen Einsatz der Mittel durch das vorgeschlagene oekumenische Aktionsbuendnis dienen, mahnten aber zugleich eine staerkere Rolle der Kirchen bei der Gestaltung dieses Prozesses an. (Siehe Diskussion des LWB-Rates zu PEAD unter: www.lutheranworld.org/News/LWI/DE/1813.DE.html)
Die VertreterInnen der indischen lutherischen Kirchen diskutierten ueber ihre jeweiligen Aktivitaeten und Anliegen, die in den Berichten des Exekutivsekretaers der VELKI, Pfr. Dr. Chandran Paul Martin, und anderer leitender AmtstraegerInnen dargelegt worden waren.
In seinem Hauptreferat ermutigte Pfr. Dr. Kjell Nordstokke, Direktor der LWB-Abteilung fuer Mission und Entwicklung (AME), die in der VELKI zusammengeschlossenen Kirchen, sich ihrem christlichen Auftrag verpflichtet zu wissen. Ausgehend von dem LWB-Missionsdokument "Mission im Kontext: Verwandlung, Versoehnung, Bevollmaechtigung - Ein Beitrag des LWB zu Verstaendnis und Praxis der Mission" bekraeftigte er die Notwendigkeit neuer Missions- und Partnerschaftsmodelle, die gute Verwaltung (good governance) und ein ganzheitliches Missionsverstaendnis als zentrale Voraussetzungen fuer die Arbeit der Kirchen betonen.
Ein bedeutsames Ereignis auf dieser Tagung war die Ordination von Pfarrerin Lucia Tudu, die sich in der NELK stets fuer die Rechte der Frauen eingesetzt hat und im Zeitraum von 25 Jahren die zweite Frau war, die zur Pfarrerin dieser Kirche ordiniert wurde. Auch Pfr. Ram Chandra Singh, der als erster Vertreter des Stammes der Mal Paharia zur lutherischen Kirche konvertiert war, wurde ordiniert. Singh uebersetzte das Neue Testament in seine Muttersprache und lieferte damit die erste Uebersetzung der Bibel in Mal Paharia. Die NELK wird von Pfr. Shiblal Soren geleitet.
Waehrend der Versammlung wurde Pfr. Martin als Exekutivsekretaer der VELKI wieder gewaehlt. Praesident ist Bischof Gideon Devanesan Rajagembeeram von der Lutherischen Kirche Arcot.
Die VELKI mit Sitz in Chennai ist eine Gemeinschaft von elf Kirchen, von denen zehn Mitgliedskirchen des LWB sind. Diese Kirchen haben zusammen nahezu zwei Millionen Mitglieder vor allem in Ost- und Mittelindien sowie in den nordoestlichen Bundesstaaten.
Zur lutherischen Gemeinschaft in Indien gehoeren vorwiegend Dalits und Adivasis. Jede Mitgliedskirche hat ihre eigene kulturelle und historische Praegung und eine unterschiedliche Missionsgeschichte. Die VELKI wurde 1926 als Foederation Evangelisch-Lutherischer Kirchen in Indien gegruendet und durchlief verschiedene Stadien, bevor sie Mitte der 1990er Jahre ihren gegenwaertigen Namen annahm. (574 Woerter)
(Ein Beitrag von Mrinal Srikanth Lankapalli und Pfr. Raj Bharath Patta.)
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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.
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