Wiedereinweihung der Kirche der Mission von Tranquebar Im Gedenken an 300 Jahre Mission folgen 300 MissionarInnen in Ziegenbalgs Fussstapfen
Tarangambadi (Indien)/Genf, 21. Juli 2006 (LWI) - Aus Anlass des 300. Jubilaeums protestantischen Wirkens in Indien hat die Tamilische Evangelisch-Lutherische Kirche (TELK) am 8. Juli die Neu-Jerusalem-Kirche im indischen Tranquebar (tamilisch: Tarangambadi) wieder eingeweiht. Ihre urspruengliche Einweihung hatte der deutsche Missionar Bartholomaeus Ziegenbalg 1718 vollzogen.
Tausende Menschen, darunter lutherische KirchenleiterInnen, so der Praesident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Mark S. Hanson, und LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko, sowie weitere internationale Gaeste kamen am Wochenende vom 8. und 9. Juli in die Mission von Tranquebar. Dort waren am 9. Juli 1706 die deutschen Missionare Bartholomaeus Ziegenbalg und Heinrich Pluetschau gelandet.
Der Tsunami im Dezember 2004 hatte die Gebaeude der Mission stark beschaedigt. Im Rahmen der Jubilaeumsveranstaltungen in Tranquebar, die die TELK am 8. und 9. Juli ausrichtete, konnten viele der renovierten Gebaeude besichtigt werden, darunter auch die Neu-Jerusalem-Kirche. Die Renovierungsarbeiten waren in Zusammenarbeit mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) durchgefuehrt worden.
Am 9. Juli, dem Abschlusstag der 300-Jahr-Feier, eroeffnete die TELK ein neues Bildungszentrum, zu dem unter anderem die Pluetschau-Grundschule gehoert. Es folgte ein Festzug durch die Strassen von Tranquebar zur Kirche, mit ueber 100 Schulkindern an der Spitze. In der Kirche fand anschliessend ein oekumenischer Dankgottesdienst zum Jubilaeum statt.
Mark Hanson, Leitender Bischof der ELKA, hielt die Predigt beim Festgottesdienst. Wir lebten zwar in einer von Spaltung betroffenen Welt, stellte Hanson fest. "Als Christen und Christinnen bezeugen wir jedoch, dass wir eins sind." Einheit bedeute nicht Gleichheit. Die Menschen haetten sich ihrem Gegenueber nicht geoeffnet, um es sich anzugleichen, wie auch Ziegenbalg nicht nach Indien gekommen sei, um die tamilische Bevoelkerung zu Deutschen oder DaenInnen zu machen. Er habe nicht europaeische Gewohnheiten vermitteln wollen, sondern TamilInnen gelehrt, auf ihre eigene Kultur stolz zu sein. Auch heute gebe der christliche Dienst Gott die Ehre und diene "der ganzen leidenden Menschheit", betonte Hanson und verwies konkret auf das Engagement der LutheranerInnen fuer eine "umfassende Beteiligung der Dalits an der indischen Gesellschaft".
Nach Angaben von Dr. T. Aruldoss, Bischof der TELK, nahmen ueber 10.000 einheimische ChristInnen aus verschiedenen Konfessionen an den Feierlichkeiten zum Abschluss des Jubilaeums teil, das am 3. Juli mit einer Eroeffnungsfeier am Gurukul Lutheran Theological and Research Institute in Chennai (Indien) begonnen hatte. Ausser den mehr als 200 Delegierten unter Leitung von Verantwortlichen des Nationalen Kirchenrates von Indien, dem 29 orthodoxe und protestantische Kirchen angehoeren, waren auch ueber 100 internationale Delegierte zu den Feierlichkeiten in Tranquebar angereist.
Bischof Aruldoss betonte, Hoehepunkt der Abschlussveranstaltung sei die Beauftragung von zwoelf MissionarInnen (nach dem Vorbild der zwoelf Juenger Christi) gewesen, die die Missionsarbeit, die Ziegenbalg von 300 Jahren in Indien begann, weiterfuehren sollen. "Sie gehoeren zu einem Projekt, in dessen Rahmen wir 300 MissionarInnen in Gebiete entsenden wollen, wo das Evangelium noch nicht gepredigt worden ist", erklaerte Aruldoss. Bereits am 8. Juli hatten Hunderte einheimischer ChristInnen aus unterschiedlichen Konfessionen an einer "missionarischen Erweckungskonferenz" teilgenommen, die dazu aufrief, die Zahl der MissionarInnen von 300 auf 3.000 zu erhoehen.
Am 7. Juli wurden an der Academy of Ecumenical Indian Theology and Church Administration in Chennai Menschen geehrt, die einen Beitrag zu dem Ziel geleistet haben, das Ziegenbalg nach Indien fuehrte. Es wurden 26 Ehrendoktorwuerden der Theologie verliehen, unter anderem an LWB-Praesident Hanson, LWB-Generalsekretaer Noko und Priscilla Singh, Referentin fuer Frauen in Kirche und Gesellschaft der LWB-Abteilung fuer Mission und Entwicklung.
Die TELK gehoert der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien (VELKI) an und ist seit 1947, dem Gruendungsjahr des LWB, Mitglied im Weltbund. Gegenwaertig hat die tamilische Kirche 120.000 Mitglieder. (593 Woerter)
(Dieser Artikel basiert auf Beitraegen von Anto Akkara, Korrespondent der Oekumenischen Nachrichten International - ENI, sowie ELCA News Service.)
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