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Aufruf an lutherische Kirchen, theologisches Bewusstsein zu staerken


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Tue, 24 Oct 2006 15:10:34 -0500

Aufruf an lutherische Kirchen, theologisches Bewusstsein zu staerken Erstes Seminar im Rahmen des LWB-Programms ueber Theologie im Leben der Kirche

Arusha (Tansania)/Genf, 24. Oktober 2006 (LWI) - ?Wir haben in den Kirchen oft so viel zu tun, dass wir es versaeumen, unser theologisches Bewusstsein zu vertiefen und dies den Menschen zu vermitteln. Doch wenn wir sie nichts lehren, werden sie an anderen Orten nach Antworten suchen. Unsere Mitmenschen muehen sich ab, doch wir geben ihnen kein fundiertes theologisches Wissen.?

Diese Beobachtungen von Pfr. Dr. Thomas Nyiwe, Praesident der Evangelisch-L utherischen Kirche Kameruns, unterstreichen die Bedeutung des Programms ?Theologie im Leben der Kirche? der Abteilung fuer Theologie und Studien (ATS) des Lutherischen Weltbundes (LWB). Nyiwe gehoerte zu einer Reihe von TheologInnen aus verschiedenen afrikanischen Laendern, Deutschlan d sowie den USA, die vom 9. bis 11. September am ersten Seminar des LWB-Programms zum Thema ?Glauben an den dreieinigen Gott bezeugen und leben im Angesicht von Tod und Ungerechtigkeit? in Arusha (Tansania) teilnahmen.

Die ATS-Tagung wurde zusammen mit der Konsultation zu Armut und Mission der Kirche in Afrika veranstaltet und von der LWB-Abteilung fuer Mission und Entwicklung (AME) organisiert. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania (ELKT) richtete beide Veranstaltungen aus (siehe www.lutheranworld .org/News/LWI/DE/1996.DE.html).

Das Falsche beim Namen nennen

Laut Pfarrerin Dr. Anastasia Boniface-Malle von der United Bible Society in Kenia ?sprechen wir in unseren Kirchen normalerweise nicht ueber die wirklichen Lebensfragen der Menschen, obwohl dies im Alten Testament durchaus der Fall war. Auch Luther tat dies, einschliesslich der Klage?. Ihre Ansichten ueber die Klage in den Psalmen wurden waehrend des Seminars zu einem der Diskussionsschwerpunkte.

?Durch Benennung und Transformation bereichert die Klage die Gemeinschaft . Sie soll oeffentlich machen, was sich sonst in Verzweiflung wandeln wuerde. Innerhalb der Gemeinschaft zu benennen, was falsch ist, und Gott anzuflehen, das Falsche zu richten, fuehrt uns zur Transformation?, so Malle.

Prof. Gary Simpson vom Luther-Seminar in St Paul (Minnesota/USA) wies darauf hin, dass in den Gottesdiensten namentlich fuer Kranke gebetet werde, dass die Namen der Armen jedoch Erwaehnung faenden. ?Warum nicht? Wie muessen wir dies angesichts unseres Glaubens hinterfragen? Das ist die Besonderheit der Wehklage!? Rodgers Sabuni, Laientheologe der ELKT, gab zu bedenken: ?Wenn wir der Wehklage mehr Raum geben, werden wir dann auch damit umgehen koennen? Zu dieser Art von Gebet gehoert Verantwortungsg efuehl.?

Barmherzige Naechstenliebe

Es wurde angeregt, dass die derzeitige Kernfrage nicht die Frage Luthers sei, wie ein barmherziger Gott gefunden werden, sondern wie man eine/einen barmherzige/n Naechste/n finden und selbst eine/r sein koenne. ?Wie koennen wir Lutheranerinnen und Lutheraner unsere barmherzige Naechstenlieb e im Angesicht der Armut verstaerken? Schliesslich gehoert Naechstenliebe zum innersten Wesen der Kirche?, betonte Simpson.

Die Teilnehmenden merkten an, dass die Kultur des Teilens in Afrika ausgehoehlt sei, besonders im Zusammenhang mit den Kraeften der Globalisier ung. Nyiwe, der auch stellvertretender Vorsitzender des LWB-Programmausschu sses fuer Theologie und Studien ist, erklaerte: ?Wenn die Menschen sich wieder ihren Traditionen zuwenden, organisieren sie sich nach ethnischen Gesichtspunkten und verstaerken so die Gruppenidentitaet, anstatt ein Leben des Teilens in der Kirche zu fuehren?. Doch, so Simpson weiter, ?der dreieinige Gott besteht im Reichtum der dreieinigen Gemeinschaft; wir teilen in der Communio der Dreieinigkeit - um einer Welt willen, in der die Macht geteilt wird.?

Bischof Musa Biyele von der Ostdioezese der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Suedlichen Afrika erklaerte, dass die Naechstenliebe jenseits der Rechtfertigung, welche von Teilen und Beistand gepraegt sei, oft vergessen werde. ?Wie oft predigen wir darueber vor Reichen und Armen?? fragte er. Er merkte auch an, dass ?die afrikanischen Lutheranerinnen und Lutheraner im Bereich der Symbolik schwach sind. Wir muessen unsere Gottesverehrung wandeln, um anzugehen, was in unserer Gesellschaft geschieht.? Teresa Swan Tuite, Yale University und Bates College (USA), betonte, dass ?Riten wie der Friedensgruss unter theologischen Gesichtspunkten betrachtet werden muessen. Es gibt viele Wege, wie *Theologinnen und Theologen? dies in den Gemeinden tun koennen.?

Pfr. Dr. Benjamin Simon vom Theologischen Seminar des Makumira University College in Tansania betonte, es sei wichtig, dass die Kirchen an den Aufgaben von Zivilgesellschaft und Regierung bei der Armutsbekaempfung in Afrika beteiligt seien, und erklaerte: ?Dort, wo politische Parteien oftmals versagen, koennen Kirchen die Interessen von Randgruppen, die schwer zu mobilisieren und zu erreichen sind, wecken und repraesentieren. ?

Pfr. Dr. Sylvester Kahakwa, ebenfalls vom Theologischen Seminar des Makumira University College, merkte an, dass ?das Wesen des lutherischen Glaubens bei den gewoehnlichen Kirchenmitgliedern nicht sehr bekannt oder geschaetzt ist, so dass die Menschen schnell anderen Aufrufen folgen.? Von grosser Bedeutung sei daher, ?auf neue Weise zu predigen und die lutherische Theologie so zu interpretieren, dass sie lebendig wird.? (742 Woerter)

Weitere Beitraege zu diesem Seminar stehen im Diskussionsforum www.lutherse m.edu/lwfdiscuss zur Verfuegung. Eine theologische Konsultation ueber den zweiten Schwerpunkt des Programms mit dem Titel ?Jenseits der Toleranz: eine Bewertung und Antwort auf die neuen Herausforderungen der christlich-m uslimischen Beziehungen? wird vom 1. bis 3. Dezember 2006 in Breklum (Deutschland) stattfinden. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an folgende E-Mail-Adresse: ssi@lutheranworld.org.

Weitere Informationen zum ATS-Programm ?Theologie im Leben der Kirche? finden Sie in englischer Sprache unter: www.lutheranworld.org/What_We_Do/DT S/DTS-TLC.html

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,2 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit ?LWI? gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch Tel.: +41-22-791-6352 Fax: +41-22-791-6630 E-Mail: dmg@lutheranworld.org


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