FEATURE: Angst vor der Rueckkehr
LWB-Seminare beim Weltsozialforum in Nairobi befassen sich mit der Fluechtlingsproblematik
Nairobi (Kenia)/Genf, 9. Maerz 2007 (LWI) - Zwei Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der Regierung des Sudan und der Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung/-armee im Suedsudan schwindet die Hoffnung auf eine Rueckfuehrung der sudanesischen Fluechtlinge taeglich mehr. Im Suedsudan herrschen fuer die Rueckkehr unguenstige Bedingungen und die Fluechtlingslager in den Nachbarlaendern bieten langfristig keine Loesung.
Die LiberianerInnen, die vor dem langjaehrigen Buergerkrieg in ihrer Heimat geflohen sind, leben bis heute in Guinea, Sierra Leone, Nigeria und ein kleiner Teil von ihnen auch in CÃte dâIvoire, obwohl in ihrer Heimat mittlerweile Frieden herrscht. Bei Besuchen der Fluechtlinge in ihren Gastlaendern bemuehen sich VertreterInnen der liberianischen Kirchen, sie zur Rueckkehr zu bewegen, aber bisher ist nur eine kleine Anzahl der Aufforderung gefolgt.
Vor diesem Hintergrund wurde die Frage, warum Fluechtlinge auch nach dem Ende von Buergerkriegen und Konflikten nicht in ihre Heimat zurueckkehren, zu einem zentralen Thema beim Siebenten Weltsozialforum (WSF), das vom 20. bis 25. Januar in Nairobi (Kenia) stattfand.
âAllgemein herrscht Angst vor dem Ungewissen, aber wir draengen darauf, dass sie *gehen und sehen, zurueckkommen und berichtenââ , erklaerte Mark Leveri, Direktor des Tanganyika Christian Refugee Service (Christlicher Fluechtlingsdienst von Tanganjika - TCRS), eines mit der Abteilung fuer Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes (LWB) assoziierten Programms, bei einem Seminar des WSF, das sich mit den âProblemen bei der Rueckkehr aus der Perspektive der Menschenrechteâ einschliesslich der Problematik des Schutzes der Frauenrechte befasste.
Das Seminar war gemeinsam vom LWB, der Gruppe âRechte und Entwicklungâ von Aprodev, der Schwedische Kirche und Christian Aid organisiert worden.
Wirtschaftswachstum ist unmoeglich
James Manyiel, ein sudanesischer Fluechtling im unter LWB-Verwaltung stehenden Fluechtlingslager Kakuma in Nordkenia, betonte, es sei schwierig, in die Heimat zurueckzukehren, wenn sich in manchen Gebieten des Landes die Konflikte fortsetzten. âKehren die Fluechtlinge zurueck, sind sie der Bedrohung durch verschiedene Milizen ausgesetzt. Diese [bewaffneten Gruppen] vergewaltigen und verschleppen Frauen. In manchen Faellen zwingen sie die Frauen und Maedchen zur Heirat, um die Ermordung von Verwandten zu raechenâ, berichtete Manyiel den Teilnehmenden am Workshop zum Thema âMenschenrechte, Mobilitaet und mangelndes buergerschaftliches Engagementâ, den der LWB und das Mazingira-Institut, eine kenianische Nichtregierungsorganisation, gemeinsam veranstalteten.
Charles Otieno, im Auftrag des LWB/AWD-Laenderprogramms in Kenia/Sudan zustaendig fuer den Bereich Dienste fuer das Gemeinwesen im Lager Kakuma, wies darauf hin, dass die forcierte Rueckfuehrung sich negativ auf das Leben der Fluechtlinge auswirke: âSie ist als schrittweiser Prozess gedacht, aber das ist in der Realitaet nicht so.â Otieno betonte, die Menschenrechte der Fluechtlinge stuenden taeglich zur Disposition. âSie haben kaum Freiheit. Sie sind mit Unsicherheit konfrontiert. Und doch brauchen sie Wachstum in allen Lebensbereichen, aber das ist unter den Bedingungen des Lagerlebens schwierig. Auch Wirtschaftswachstum ist unmoeglich.â
Die Rueckfuehrung ist teuer
Im Fall Liberia finde eine allmaehliche Rueckwanderung statt, aber es blieben Probleme, wie etwa die hohen Kosten, die die Rueckfuehrung der Menschen in ihre Heimat verursache, so Bischof Sumoward E. Harris von der Lutherischen Kirche in Liberia. âWir sind in die [angrenzende n] Laender gereist und haben die Fluechtlinge ermutigt, nach Hause zu kommen. Eines der Probleme, vor denen wir [stehen], ist die Frage, wie sich eine Rueckfuehrung gestalten kannâ Wenn ein Mensch zehn Jahre lang im Ausland gelebt habe, werde er nicht bereit sein zurueckzukehren, ohne seine ganze Habe mitzunehmen, da zu Hause alles in Truemmern liege, stellte Harris fest.
Der liberianische lutherische Kirchenleiter legte weiterhin dar, weiblichen Fluechtlingen, deren Ehemaenner bei Angriffen von Milizen ums Leben gekommen seien, falle es besonders schwer, zurueckzukehren. âViele sind allein erziehend, das Land ist zerstoert. Es gibt kaum Unternehmen, obwohl [allmaehlich] einige entstehen.â (593 Woerter)
(Ein Beitrag von LWI-Korrespondent Fredrick Nzwili, Nairobi.)
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,7 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit âLWI â gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.
* * *
LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch Tel.: +41-22-791-6352 Fax: +41-22-791-6630 E-Mail: dmg@lutheranworld.org