From the Worldwide Faith News archives www.wfn.org


(LWI 07-17-2007) FEATURE: Gefangen im Kreislauf von Vertreibung, Gewalt und Armut


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Fri, 27 Jul 2007 12:07:55 +0200

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch Tel.: +41-22-791-6352 Fax: +41-22-791-6630 E-Mail: dmg@lutheranworld.org

FEATURE: Gefangen im Kreislauf von Vertreibung, Gewalt und Armut

Kolumbien: LWB befaehigt Gemeinschaften zum Widerstand gegen bewaffnete Gruppen und zur Durchfuehrung eigener Entwicklungsprojekte

Port-au-Prince (Haiti)/Genf, 27. Juli 2007 (LWI) - ?In Kolumbien sind die Menschen tagtaeglich Gewalt ausgesetzt?, berichtet Dr. Alois Moeller, Vertreter des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Mittelamerika und Leiter des Regionalprogramms der LWB-Abteilung fuer Weltdienst (AWD) fuer Mittelamerika mit Sitz in El Salvador. ?Es ist eine aeusserst schwierige Situation, die leider nur sehr wenig internationale Aufmerksamkeit erhaelt.?

In einem Interview mit der Lutherischen Welt-Information (LWI) zur Arbeit der AWD in Kolumbien erklaerte Moeller, dass Kolumbien seit fast 50 Jahren mit anhaltenden bewaffneten Konflikten konfrontiert sei, die zwischen verschiedenen AkteurInnen - Guerillagruppen, paramilitaerischen Gruppen und der Armee - ausgefochten werden. Die Konflikte, die urspruenglich aufgrund der ungerechten Landverteilung entstanden seien, entwickelten sich allmaehlich zu einem Kampf um territoriale Kontrolle. Sie haetten viele zivile Todesopfer gefordert und eine grosse Migrationswelle innerhalb Kolumbiens ausgeloest, so Moeller.

Nach Angaben von UN-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die in dem mittelamerikanischen Land taetig sind, hat Kolumbien - nach dem Sudan - weltweit die zweithoechste Zahl von Binnenvertriebenen. Die deutsche Organisation fuer internationale Weiterbildung und Entwicklung InWEnt, die Bildungs-, Austausch- und Dialogprogramme anbietet, geht davon aus, dass rund 60 Prozent der 43,7 Millionen KolumbianerInnen unterhalb der Armutsgrenze leben.

Im Blick auf die Anfaenge des Engagements der AWD in Kolumbien berichtete Moeller, dass die Evangelisch-Lutherische Kirche Kolumbiens (ELKK) die AWD im Jahr 2001 um Unterstuetzung ihrer Arbeit fuer Binnenvertriebene gebeten habe. Am Ende desselben Jahres initiierte die AWD vier Nothilfeprojekte in Zusammenarbeit mit ACT International (Action by Churches Together - Kirchen helfen gemeinsam), einem weltweiten Netzwerk von Kirchen und Partnerorganisationen, die ihre Hilfsmassnahmen fuer Menschen in Not gemeinsam koordinieren.

Hauptarbeitsgebiete waren die Bereitstellung von Unterkuenften, Risikomanag ement, Wasser- und Gesundheitsversorgung. 2004 brachte die ELKK ihr Interesse an einer langfristigen institutionellen Praesenz der AWD in Kolumbien zum Ausdruck und nach Genehmigung des Projekts durch den Staendigen Ausschuss fuer Weltdienst eroeffnete der LWB im Juli 2006 ein Buero in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá.

Dieses Buero verfolgt fuenf zentrale Ziele - Befaehigung von Gemeinschaften , Achtung der Menschenrechte, friedliche Alternativen, anwaltschaftliche Arbeit und Nothilfe. LWB/AWD-Kolumbien ist gegenwaertig in zwei Regionen des Landes taetig: in Arauca mit seiner zumeist laendlichen Bevoelkerung und in Chocó, dem aermsten Gebiet des Landes mit seiner vor allem indigenen und afro-kolumbianischen Bevoelkerung. Das LWB-Buero wird hauptsaechlich ueber lokale Partnerorganisationen aktiv. Eine der Strategien dieser Organisationen besteht darin, die Gemeinschaften zu staerken und sie so in die Lage zu versetzen, Widerstand gegen die bewaffneten AkteurInnen zu leisten und eigene Entwicklungsprojekte, zum Beispiel im landwirtschaftlichen Bereich, in Gang zu setzen.

?Die Bauern und Baeuerinnen werden von den bewaffneten Gruppen angehalten , Coca oder die afrikanische Oelpalme anzubauen. Beide sind pflegeleicht und bringen gute Ertraege. Aber wenn eine bewaffnete Gruppe ein Dorf besetzt, dann sind die Lebensmittel schnell aufgebraucht?, erklaert Rudelmar Bueno de Faria, LWB/AWD-Koordinator fuer Programmabwicklung im Genfer LWB-Sekretariat. Daher, so Bueno de Faria, trete die AWD fuer landwirtschaftliche Diversifizierung ein und unterstuetze ausschliesslich oekologischen Anbau.

Das LWB-Buero in Kolumbien beschaeftigt gegenwaertig drei MitarbeiterInnen, einschliesslich der nationalen Koordinatorin Doris Mateus Pérez, die seit 15 Jahren Menschenrechtsarbeit leistet und deren Familie selbst Armut, Vertreibung und Gewalt erlebt hat. Die Motivation fuer ihre schwierige Arbeit schoepfe sie, so Mateus, aus ihrer tiefen Ueberzeugung, dass das kolumbianische Volk Gerechtigkeit und Menschenwuerde verdiene.

?Acht von zehn Menschen in Kolumbien sind vertrieben worden und zehn von 100 sind ausgewandert?, erklaerte Mateus und wies auf die Dringlichkeit der Situation hin. In Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, zum Beispiel in Arauca, organisiert sie regelmaessig Workshops. Aber ihre Arbeit wird durch den militaerischen Konflikt behindert. ?Wir haben viele Plaene, aber wir koennen sie nicht immer [verwirklichen]. Es ist schwer, im Land umherzureisen, weil man oft von Milizen gestoppt wird?, fuegte sie hinzu. (616 Woerter)

(Ein Beitrag der in Mexiko lebenden LWI-Korrespondentin Julia Heyde.)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 66,7 Millionen ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit ?LWI? gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.

WCC ID: nJoBWU5exi1qWrutF9UPe3zxFO1kvkS1uXQ4WDHV1NjMpf3OQUc2W1yD9KlKiEs


Browse month . . . Browse month (sort by Source) . . . Advanced Search & Browse . . . WFN Home