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Unterschiedliche Mechanismen zur Schaffung von Gerechtigkeit in Afrika zusammenbringen Ugandisches Landminenopfer: Internationale Interventionen erweisen sich als Hindernis im laufenden Friedensprozess
Tripolis (Libyen)/Genf, 30. August 2007 (LWI) â??Wir wollen Friedenâ??, betont Margaret Arach Orech, Ueberlebende einer Landminenexplosion. Wie viele andere Frauen in Uganda auch ist sie bereit, den Schuldigen zu vergeben. Orech geriet im Dezember 1998 in Norduganda in einen Hinterhalt der â??Widerstandsarmee des Herrnâ?? (The Lordâ??s Resistance Army, LRA) und verlor bei der Explosion einer Landmine ihr rechtes Bein. Dieses Ereignis veraenderte ihr ganzes Leben. Sie begann, sich aktiv in internationalen und regionalen Kampagnen fuer das Verbot von Landminen zu engagieren.
In ihrem Bericht an die Kommission der Interreligioesen Initiative fuer Frieden in Afrika (IFAPA), die vom 27. bis 30. August zu ihrer zweiten Tagung in der libyschen Hauptstadt Tripolis zusammenkam, schilderte Orech die Auswirkungen des Konflikts auf die Zivilbevoelkerung. Seit nahezu 21 Jahren, so Orech, litten die Menschen in Norduganda und im suedlichen Sudan unter dem Krieg, der viele verschiedene Formen annehme: Angriffe auf offener Strasse, Pluenderungen von Doerfern, Entfuehrungen von ZivilistInnen, einschliesslich Frauen und Kindern. All dies habe mehr als 1,8 Millionen Menschen zu Binnenvertriebenen gemacht.
Waehrend ihrer Tagung in Tripolis nahm die 30-koepfige Kommission Berichte ueber die Arbeit des panafrikanischen interreligioesen Netzwerks entgegen. Auf ihrer Tagesordnung stand auch die Planung des Dritten IFAPA-Gipfels, der 2008 im Sudan stattfinden soll.
Orech, die selbst Mitglied der IFAPA-Kommission ist, berichtete, dass es in der Region gegenwaertig relativ ruhig sei und neue Hoffnung entstehe, seit die ugandische Regierung im April 2007 die Friedensgespraeche mit der vom Suedsudan aus operierenden LRA wieder aufgenommen habe. Sie rief dazu auf, mit Hilfe traditioneller Methoden der Konfliktloesung zu versuchen, den bewaffneten Aufstand der LRA gegen die ugandische Regierung zu beenden.
Internationale Interventionen haetten sich, so Orech, als Hindernis im laufenden Friedensprozess erwiesen. Sie verwies in dem Zusammenhang auf die Haftbefehle des Internationalen Strafgerichtshofs gegen LRA-Kommandeure, die fuer Verbrechen gegen die Menschlichkeit und fuer in Uganda von Juli 2002 an begangene Kriegsverbrechen zur Verantwortung gezogen werden sollen.
Orech erkannte zwar die wichtige Rolle des Internationalen Strafgerichtshofs an der die Aufgabe hat, einen Beitrag zur Beendigung der Straffreiheit fuer schwere Verbrechen, die die internationale Gemeinschaft erschuettern, zu leisten, aber sie wies darauf hin, dass das Voelkerrecht mit einigen der bestehenden Mechanismen zur Herstellung von Gerechtigkeit, einschliesslich der traditionellen Versoehnungsmechanismen des Acholi-Volkes in Uganda, in Konflikt stehe. Diese setzten voraus, dass die LRA ihre Verbrechen bekennen, Reue zeigen, um Verzeihung und Vergebung bitten und Wiedergutmachung leisten muesse, erklaerte Orech. Dann koennten Opfer wie sie die Entschuldigung annehmen.
Die Teilnehmenden der Tagung in Tripolis diskutierten ueber die Frage der Straffreiheit fuer Verbrechen im Konflikt in Norduganda und kamen ueberein, dass die Nichtbestrafung der Schuldigen ein negatives Signal an die Welt senden wuerde. â??Wir nehmen die Straffreiheit nicht stillschweigend hinâ??, erklaerte die ugandische Abgeordnete Akiror Agnes Egunyu.
Der Initiator der IFAPA und Generalsekretaer des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, bezeichnete die miteinander in Konflikt stehenden Mechanismen zur Herstellung von Gerechtigkeit als grosse Herausforderung fuer die Religionsgemeinschaften und frderte, dass Mittel und Wege gefunden werden muessten, um beide Sichtweisen zusammenzubringen. Er unterstrich jedoch auch, dass leitende ReligionsvertreterInnen stets die Aufgabe haetten, den Dialog zwischen allen Konfliktparteien in Gang zu bringen.
Die IFAPA-Kommission nahm weiterhin Berichte ueber andere ungeloeste Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent entgegen. â??Besonders beunruhigend ist, dass der Frieden in der ganzen Region noch nicht konsolidiert ist. Betroffen sind insbesondere Norduganda, der Osten der Demokratischen Republik Kongo und Burundiâ??, heisst es im Bericht von Pfr. Fred Nyabera, Geschaeftsfuehrender Direktor der Gemeinschaft christlicher Raete und Kirchen im Gebiet der Grossen Seen und des Horns von Afrika (FECCLAHA).
Er bezeichnete die Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo im Jahr 2006 als Meilenstein, wies jedoch zugleich darauf hin, dass infolge der bewaffneten Konflikte im Land dem sogenannten Ersten Kongokrieg (1996-97) und dem Zweiten Kongokrieg (1998-2003) noch viel zu tun bleibe. â??Mehr als 4,3 Millionen Menschen haben ihr Leben in nur fuenf Jahren verloren. Damit ist dies der Krieg, der seit dem Zweiten Weltkrieg die meisten Todesopfer gefordert hat. Aber die Weltoeffentlichkeit hat diesen Genozid kaum zur Kenntnis genommenâ??, betonte er im Blick auf den zweiten Konflikt.
Nyabera forderte die religioesen Gemeinschaften dazu auf, sich aktiv fuer Konfliktmanagement und Friedensaufbau zu engagieren. â??Wir koennen Heilung und Versoehnung bringenâ??, sagte er und wies auf die positiven Auswirkungen hin, die die Beteiligung von Religionsgemeinschaften an der Schulung und Mobilisierung von WahlbeobachterInnen bei den juengsten Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo wie auch in der politischen Uebergangsphase gehabt habe. (744 Woerter)
(Ein Beitrag des deutschen Journalisten Rainer Lang, der an der Tagung der IFAPA-Kommission in Tripolis teilnahm.)
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