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[APD] "Ein Laboratorium der Oekumene": Lagebericht aus der Ukraine


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Date Mon, 8 Oct 2007 10:09:20 +0200

[APD] "Ein Laboratorium der Oekumene": Lagebericht aus der Ukraine

8. Oktober 2007

Adventistischer Pressedienst (APD)

Christian B. Schaeffler, Chefredakteur

Fax +41-61-261 61 18

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"Ein Laboratorium der Oekumene": Lagebericht aus der Ukraine

Kiew/Ukraine. [APD] Als "Laboratorium" einer groesseren Oekumene, in dem das friedliche Zusammenleben von 75 offiziell anerkannten Religionsgemeinschaften geübt werde, hat der griechisch-katholische Grosserzbischof von Kiew und Halytsch, Kardinal Lubomyr Husar (74), die Ukraine bezeichnet. Bei einer Begegnung mit internationalen Journalisten wenige Tage vor den Parlamentswahlen sagte der Kardinal in Kiew, die Situation im Lande sei "multikonfessionell", die Vielfalt religioeser Traditionen gross. Viele Menschen saehen in dieser Vielfalt eine "Tragoedie", so Husar, einige jedoch ? darunter er selbst ? würden sie als "Reichtum und Chance" begreifen.

Als Beispiel für das Gelingen des friedlichen Zusammenlebens nannte Husar den im September 1996 gegründeten "All-Ukrainischen Rat der Kirchen und religioesen Organisationen" (AUCCRU), in dem 19 Vertreter der orthodoxen und protestantischen Kirchen, der roemisch-katholischen Kirche sowie des Judentums und Islams vertreten seien. Bei den Beratungen dieses Gremiums gehe es nicht um theologische Sachfragen, sondern um die Erarbeitung von Loesungen und Ideen für praktische Fragen des Miteinanders. So habe der AUCCRU 2006 beispielsweise eine Erklaerung zu den Spannungen verabschiedet, welche die Sprachensituation in der Ukraine hervorrief und vor ernsthaften politischen oder gesellschaftlichen Spaltungen gewarnt. Auch aus Anlass der Parlamentswahlen vom 30. September habe man sich mit einem Aufruf zu Gerechtigkeit und Solidaritaet bei den Bürgern zu Wort gemeldet und zur Stimmabgabe aufgefordert.

Im Gespraech mit den Journalisten, die sich auf einer Medienreise in die GUS-Staaten befanden, nahm der Kardinal auch zur so genannten "orangefarbenen Revolution" Stellung.

Der als "Orangene Revolution" bekannt gewordene politische Umbruch im Jahr 2004, bei dem der amtierende Praesident Wiktor Juschtschenko an die Macht kam, stelle laut Husar "kein nur politisches Geschehen" dar. Vielmehr sei in den Protesten der Bevoelkerung "ein Begehren nach Wahrheit und Gerechtigkeit" artikuliert worden. Dass dieses Begehren von Juschtschenko aufgenommen und politisch umgesetzt wurde, sei eher ein Zufall gewesen so Husar. Es sei "nie um Juschtschenko als Person gegangen, sondern immer um die Idee dahinter". Nur so waere zu erklaeren, dass selbst Kommunisten sich den Ideen der "orangen Revolution" angeschlossen haetten. Das Problem sei jedoch, dass "die Politiker offensichtlich die Absichten der Revolutionaere nicht verstanden" haetten und nun Frust und Stagnation herrschten.

Das Kirchenoberhaupt liess dabei offen, ob die Ergebnisse der vorgezogenen Parlamentswahlen vom 30. September eine Beruhigung in die gegenwaertige politische Lage bringen und den politischen Stillstand beenden koennten, in dem sich das osteuropaeische Land seit Monaten befindet.

Beim Umsturz von 1989 haetten die Kirchen laut Husar "keine grosse Rolle gespielt", da ihnen bis auf die Russische Orthodoxe Kirche die Haende gebunden gewesen seien. Das habe freilich nicht verhindert, dass sich einzelne Christen am Widerstand beteiligten. Waehrend dieser Zeit der Verfolgung habe es unter den unterdrückten Kirchen eine enge und gute Zusammenarbeit gegeben. Diese sei jedoch nach dem Ende der Sowjetherrschaft eingestellt worden. Woertlich sagte Husar: "Beim Schritt in die Freiheit ist etwas geschehen, dass ich bis heute nicht verstehen kann: die vormals gute Zusammenarbeit zwischen den Kirchen schlug ploetzlich in Feindseligkeit um". Dabei sei zu berücksichtigen, dass oft Feindschaften nicht-religioesen Ursprungs unter den Glaeubigen in den Kirchen ausgetragen wurden. Heute habe sich die Situation wieder entspannt.


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