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FEATURE: Indigene sind gleichberechtigte PartnerInnen
LWB-Regionalkonsultation diskutiert kontextspezifische Fragen der kirchlichen Arbeit in Asien
Sabah (Malaysia)/Genf, 20. Dezember 2007 (LWI) - âAls Angehoerige des indigenen Volkes der Munda und als Theologin waren mir die Problemstellungen indigener Menschen immer ein Anliegen. Dies ist die erste Konsultation in der Region Asien, die tatsaechlich gewissen Erwartungen meinerseits entsprochen hat: gut gewaehlte, sinnvolle Themen und eine dynamische Gestaltung. Allerdings konnten manche Teilnehmenden ihre Anliegen aufgrund sprachlicher Einschraenkungen nicht artikulieren [â] â stellte Elina Horo, Vertreterin der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien im Rueckblick auf ihre Teilnahme an einer Regionalkonsultation des Lutherischen Weltbundes (LWB) ueber die Rechte Indigener fest.
Die Konsultation mit dem Titel âRechte Indigener: Vielfalt in Gemeinschaftâ, die vom 6. bis 8. November in Kundasang (Sabah/Malaysia) stattfand, war vom Asienreferat der LWB-Abteilung fuer Mission und Entwicklung (AME), dem LWB-Buero fuer Internationale Angelegenheiten und Menschenrechte sowie dem Lutherischen Rat in Asien (LUCAS) organisiert worden. Gastgeberin der Tagung war die Basler Christliche Kirche Malaysias.
Ueber 40 Personen nahmen an der Konsultation teil, unter ihnen VertreterInnen von Vereinigungen Indigener und von asiatischen LWB-Mitgliedskirchen in Australien, Bangladesch, Indien, Indonesien, Malaysia, Myanmar, Papua-Neuguinea, auf den Philippinen, in Taiwan und Thailand, Angehoerige des Mekong Mission Forum sowie LWB-Personal.
Mit der Konsultation wurden Verpflichtungen der Zehnten LWB-Vollversammlung, die im Juli 2003 im kanadischen Winnipeg stattfand, aufgegriffen. Die Vollversammlung hatte die Mitgliedskirchen aufgefordert, die grundlegenden Menschenrechte Indigener gemaess dem Voelkerrecht und den internationalen Normen anzuerkennen und zu unterstuetzen. Weiterhin hatte die Vollversammlung die Kirchen dazu aufgerufen, âdie Praesenz indigener Bevoelkerungsgruppen in unseren Kirchen zur Kenntnis zu nehmen und sich auch um eine solche Praesenz zu bemuehen sowie Schritte zu ergreifen, um auf Bevormundung und Fuersorge basierende Strukturen zu hinterfragen und indigene Voelker als gleichwertige PartnerInnen anzuerkennen.â
Verantwortung der Kirchen
Die AME-Konsultation bot den Teilnehmenden, und insbesondere den VertreterInnen indigener Gruppen, Raum fuer den Austausch ueber Erfahrungen und gemeinsame Anliegen. Im Rahmen von Referaten und Diskussionen insbesondere zum Hauptreferat âEvangelium, indigene Kultur und Spiritualitaet im asiatischen Kontextâ betonten die Teilnehmenden wiederholt die Verantwortung der Kirchen fuer den Schutz und die Foerderung indigener Kulturen sowie die Herausarbeitung ihrer besonderen Beduerfnisse als gleichberechtigte Mitglieder und PartnerInnen in der lutherischen Kirchengemeinschaft.
âIch hatte das wunderbare Gefuehl, Heilung zu erfahren, und mein christlicher Glaube hat an Tiefe gewonnen. Die Seminare haben mir vor Augen gefuehrt, dass es in meiner Kirche nur wenige Dokumente ueber die Rechte Indigener gibtâ, so Pfr. Jensey Mojuin von der Lutherischen Kirche in Malaysia und Singapur (LKMS). Der LKMS-Pfarrer stellte fest, die LWB-Tagung habe ihn dazu ermutigt, âfuer die Menschen und Gruppen in meiner Kirche konkrete Dokumente zu erarbeiten, damit sie verstehen und ihnen die Augen geoeffnet werden, damit sie offen sprechen und sich nicht laenger von Verboten zum Schweigen bringen lassen.â
Waehrend der Konsultation wurden weiterhin thematisiert: Landrechte und Ueberlebensgrundlagen indigener Bevoelkerungsg ruppen und ihrer Kulturen, Schaffung von Netzwerken Indigener in der asiatischen Region, Erforschung des indigenen Mitgliederbestands in den asiatischen lutherischen Kirchen sowie Relevanz des Evangeliums fuer indigene Kontexte der Gegenwart.
Kontextbezug der Evangeliumsbotschaft
Horo, Mitglied einer indigenen Gemeinschaft aus Zentralindien, die im Zusammenhang mit der Bedrohung der Waeldern, die ihre Lebensgrundlage darstellen, fuer ihre sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Rechte kaempft, hob hervor, dass manche aktuellen kontextrelevanten Fragen nicht in angemessener Weise diskutiert worden seien. âInsgesamt scheint es an einem Verstaendnis des Evangeliums und des christlichen Glaubens zu mangeln, das im Bezug steht zum Kontext und zur Realitaet, mit denen Indigene konfrontiert sind. Ohne diese Perspektive kann es passieren, dass manche Teilnehmende ihre Anliegen missverstehen und objektiv [auf dieselbe Weise] interpretieren, wie es die Gesamtgesellschaft und der Staat tunâ, merkte Horo an.
âIch glaube und hoffe, dass das Ergebnis dieser Konsultation den indigenen Voelkern in Asien und weltweit Nutzen bringen moege, so dass sie ihren Glauben und ihre Rechte verteidigen, ihr Wissen vertiefen und ihre Bildung verbessern koennenâ, ergaenzte Pfr. Martin Lalthangliana von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Myanmar.
In einer Abschlusserklaerung sprach die Konsultation Empfehlungen an den LWB und seine Mitgliedskirchen, an lutherische theologische Seminare und andere Einrichtungen aus und hob entscheidende Aspekte fuer die Verwirklichung der Verpflichtungen hervor, die die LWB-Vollversammlung 2003 im Blick auf indigene Menschen eingegangen war.
Bereits im September 2006 hatte das LWB-Buero fuer Internationale Angelegenheiten und Menschenrechte eine internationale Konsultation zum Thema âEine indigene Gemeinschaftâ in Karasjok (Nordnorwegen) durchgefuehrt, die sich ebenfalls mit den Verpflichtungen der Vollversammlung auseinandersetzte. (711 Woerter)
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