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[APD] Kirchen in Kenia leisten Friedensarbeit


From Christian B. Schäffler <APD@stanet.ch>
Date Mon, 11 Feb 2008 08:29:31 +0100

[APD] Kirchen in Kenia leisten Friedensarbeit

Februar 2008 (06.02.2008)

Adventistischer Pressedienst (APD)

Christian B. Schaeffler, Chefredakteur

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Kirchen in Kenia leisten Friedensarbeit: Heilung der Wunden wird lange dauern

Nairobi/Kenia. [APD] Die christlichen Kirchen in Kenia bemuehen sich nach Angaben des Oekumenischen Rates der Kirchen (OeRK) in Genf "mit aller Kraft ihren Teil dazu beizutragen, dass das Land nicht in einen Genozid abgleitet". Sie strebten eine langfristige Heilung an und seien dabei auf die fortdauernde Unterstuetzung internationaler oekumenischer Partner angewiesen.

In dem Vielvoelkerstaat waren Ende Dezember nach dem auch international umstrittenen Wahlsieg von Praesident Mwai Kibaki gegen Oppositionsfuehrer Raila Odinga schwere Unruhen ausgebrochen. Seither bekriegen sich unterschiedliche Volksgruppen, das Land droht in einem Buergerkrieg zu versinken. Der Streit um den Machtanspruch zwischen den Lagern konnte bisher trotz intensiver Vermittlungsbemuehungen noch nicht beigelegt werden. Nach Angaben des Kenianischen Roten Kreuzes kamen etwa 1000 Menschen ums Leben, mehr als 300.000 Menschen seien auf der Flucht. Einige Hilfswerke haben inzwischen wegen der instabilen innenpolitischen Lage ihre Arbeit in Kenia eingestellt.

Solidaritaet mit den kenianischen Kirchen

"Das Land befindet sich weiterhin am Rande eines Voelkermords; dagegen werden die Kirchen auf verschiedenen Ebenen aktiv", sagte der Generalsekretaer des Nationalen Kirchenrates von Kenia (NCCK), Kanonikus Peter Karanja, gegenueber einer OeRK-Delegation. "Die Menschen in Kenia wollen, dass ihre politischen Fuehrer sich zum Frieden bekennen und ihre Meinungsverschiedenheiten beilegen. Dafuer ist jedoch ein politischer Kompromiss noetig," so Karanja. Die siebenkoepfige Delegation war vom 30. Januar bis 3. Februar in Kenia, um im Rahmen der vom OeRK ins Leben gerufenen Initiative "Lebendige Briefe" die Solidaritaet der internationalen oekumenischen Gemeinschaft mit den Kirchen in Gewaltsituationen zu bekunden. In Kenia fuehrten die OeRK-Kirchenvertreter Gespraeche mit dem kenianischen Vizepraesidenten, Kalonzo Musyoka, da Praesident Mwai Kibaki zu dem Zeitpunkt am Gipfeltreffen der Afrikanischen Union in Addis Abeba (Aethiopien) teilnahm, sowie mit dem Parteichef und Praesidentschaftskandidaten der "Orange Democratic Movement" (ODM), Raila Odinga.

Die Kirchen in Kenia forderten die Verantwortlichen der zwei groessten Parteien, die sich in einer politischen Sackgasse befinden, auf, Gespraeche miteinander zu fuehren. "Niemand ist unschuldig", sagte NCCK-Generalsekretaer Karanja, "Wir beten, dass der von Kofi Annan geleitete Vermittlungsprozess Fruechte traegt". Der fruehere UNO-Chef Annan moderiert in Nairobi im Auftrag der Afrikanischen Union weiter im Streit zwischen dem Praesidenten und dem Oppositionsfuehrer.

Friedens-Vermittlung durch Interreligioeses Forum

Die Kirchen des Landes engagieren sich in einem "Interreligioesen Forum" (IRF) fuer den Frieden und organisieren darueber hinaus persoenliche Begegnungen zwischen leitenden Kirchenvertretern/innen, die unterschiedlichen Volksgruppen angehoeren. An der ersten Begegnung am 30. Januar in Nairobi nahmen 25 Bischoefe verschiedener Konfessionen teil, die den Volksgruppen der Kalenjin wie auch der Kikuyu angehoerten. Am Forum beteiligen sich Vertreter der roemisch-katholischen Kirche, protestantischer und evangelikaler Kirchen, der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, afrikanischer unabhaengiger Kirchen sowie der muslimischen und hinduistischen Gemeinschaft. Angesichts der Krise konzentriere sich das Forum in seiner Arbeit auf die Unterstuetzung politischer Vermittlungsbemuehungen, die Bereitstellung humanitaerer Hilfe, die Koordinierung einer landesweiten Gebetsbewegung und die Zusammenarbeit mit den Medien, um immer wieder Friedensaufrufe zu verbreiten.

Christen an Pluenderungen und Morden beteiligt

Der roemisch-katholische Erzbischof der Hafenstadt Mombasa, Boniface Lele, rief die Kenianer eindringlich zum inneren Frieden auf und beklagte, dass das Land immer mehr in "ethnische Konflikte und Rache-Aktionen" hinein gleite. Der Erzbischof zeigte sich schockiert, dass sich auch Christen "an Pluenderungen und Morden" beteiligten, und rief sie eindringlich zur Umkehr auf.

Der Generalsekretaer des nationalen Kirchenrates, Peter Karanja, wies darauf hin, dass die Heilung der Wunden, die durch die Krise entstanden sind, lange Zeit brauchen werde und Mittel erforderten, die die Kapazitaeten der kenianischen Kirchen uebersteigen. "Alle, auch die Politiker, erwarten, dass die Kirchen eine wichtige Rolle bei der Versoehnungs- und Heilungsarbeit, bei der Wiederansiedlung der Vertriebenen und dem Aufbau von Vertrauen spielen werden", betonte Karanja und fuegte hinzu: "Wir werden die umfassende und engagierte Unterstuetzung unserer internationalen oekumenischen Partner brauchen, wenn wir diese Erwartungen erfuellen wollen."

Kurzfristig gesehen, scheinen Gebete aber noch dringender zu sein. "Ihr muesst fuer uns beten, damit die Menschen wieder zur Vernunft kommen", erklaerte Nzimbi. "Wir muessen alles tun, damit Kenia wieder zur Normalitaet zurueckfindet."

Die oekumenische Delegation wurde waehrend ihres Besuchs auch ueber die tief verwurzelten geschichtlichen Ursachen informiert, die dem gegenwaertigen Konflikt in Kenia zugrunde liegen. Zu den wichtigsten Problemen gehoeren ungerechte Landverteilung, Diskriminierung beim Zugang zu staatlichen Ressourcen, fehlende Chancengleichheit sowie vermeintliche oder reelle Privilegien fuer bestimmte ethnische Gruppen.

"In Kenia wird niemals dauerhafter Friede herrschen, wenn diese grundlegenden Fragen nicht geregelt werden", erklaerte der Generalsekretaer des NCCK.

Annan handelte Friedensplan aus

Am 1. Februar hatten sich die Konfliktparteien in Kenia sich unter Vermittlung des frueheren UN-Generalsekretaers Annan nach wochenlangem Blutvergießen auf einen Plan zur Beendigung der Gewalt geeinigt. "Der Plan umfasst sowohl kurzfristige als auch langfristige Maßnahmen", sagte Annan. "Wir haben einen guten Anfang gemacht", meinte er.

Zu den kurzfristigen Schritten gehoeren ein sofortiger Stopp der Gewalt, die Respektierung der Menschenrechte, eine Loesung fuer die humanitaere Krise des Landes und die Durchsetzung von Presse- und Meinungsfreiheit. Diese Maßnahmen sollen innerhalb von 14 Tagen umgesetzt werden. Langfristig sollen institutionelle Reformen und eine Landreform verwirklicht sowie Maßnahmen zur Bekaempfung der Armut getroffen werden.

Unterhaendler von Regierung und Opposition vereinbarten am 4. Februar erste konkrete Schritte zur Beendigung der Gewalt. So soll nach dem Vorbild Suedafrikas eine Friedens- und Versoehnungskommission gegruendet werden. Zudem soll es Friedenskundgebungen geben, die von Mitgliedern der Regierung und der Opposition gemeinsam abgehalten und im Fernsehen uebertragen werden sollen. Das Informationsministerium hob inzwischen das seit Ende Dezember geltende Verbot fuer Live-Berichterstattungen auf. Das Demonstrationsverbot besteht aber fort.

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Diese Agenturmeldung ist auch im Internet abrufbar unter:

http://www.stanet.ch/APD/news/1664.html

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