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LWB-Ratstagung 2008 - PRESSEMITTEILUNG NR: 20


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Tue, 01 Jul 2008 15:00:02 +0200

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LWB-Ratstagung in Arusha (Tansania) – 25. bis 30. Juni 2008

>PRESSEMITTEILUNG NR: 20

Fuehrender tansanischer Politiker: Emissionsrechtehandel keine
Loesung fuer weltweite Umweltverschmutzung

Frueherer Premier Sumaye warnt vor sich verschaerfender
Nahrungsmittelknappheit

Arusha (Tansania)/Genf, 1. Juli 2008 (LWI) – Der ehemalige
tansanische Premierminister Frederick T. Sumaye hat im Rahmen der
Ratstagung des Lutherischen Weltbundes (LWB) den Handel mit
Emissionsrechten zum Ausgleich weltweiter Umweltverschmutzung als
skandaloes bezeichnet und davor gewarnt, dass Armut und
Umweltzerstoerung in einen Teufelskreis fuehren und wechselseitig
ihre Auswirkungen auf arme Bevoelkerungsgruppen verschaerfen
koennten. Sumaye betonte am Samstag, 28. Juni, bei einer
Plenarsitzung zur Situation Afrikas, die im Rahmen der Tagung des
Rates des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Arusha (Tansania)
stattfand, dass die Industrielaender einen unverhaeltnismaessig
grossen Anteil an der Verschmutzung und Zerstoerung der Umwelt
haetten.

“Die entwickelten Laender versuchen gegenwaertig, das Problem mit
Hilfe des Kaufs so genannter Emissionsrechte zu korrigieren”, so
Sumaye. Im Rahmen des Emissionshandels wuerden arme Laender zur
Schaffung riesiger landwirtschaftlicher Betriebe verleitet, die
Pflanzen fuer die Biotreibstoffproduktion anbauen, so Sumayes
Beschreibung der Situation. 

Die Anbauprodukte wiederum wuerden exportiert, um den Anteil der
Industriestaaten an der Umweltverschmutzung zu kompensieren. Dies
bedeute, dass ein reiches Land die Umwelt verschmutzen duerfe,
solange es in armen Laendern die Rodung von Flaechen und den
Anbau von Biotreibstoffen finanziere.

“Das ist sehr traurig, bedauerlich, ja schaendlich”, erklaerte
Sumaye gegenueber VertreterInnen von LWB-Mitgliedskirchen und
Partnerorganisationen im Rahmen der LWB-Ratstagung, die auf
Einladung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELKT)
in Arusha stattfand. Die Tagung vom 25. bis 30. Juni 2008 stand
unter dem Thema “Schmelzende Schneekappe auf dem Kilimandscharo:
Zeugnis inmitten der leidenden Schoepfung”.

>Weitreichende Folgen

Folge des Emissionshandels sei, so Sumaye, dass arme Laender
gezwungen wuerden, ihr Land fuer die Produktion von
Biotreibstoffen zu roden, was erhebliche Umweltzerstoerungen zur
Folge habe und dazu fuehre, dass es zu einem Konflikt zwischen
dem Anbau von Nahrungsmitteln und Biotreibstoffen komme.

“Sie koennen CO2-Guthaben zum Beispiel von Kenia oder Tansania
kaufen, die die Atmosphaere nicht verschmutzt haben. Sie koennen
die Kraftstoffe jeweils bestimmten Unternehmen zuweisen lassen.
Sie werden als Guthaben fuer das jeweilige Unternehmen und nicht
etwa fuer Kenia oder Tansania gefuehrt”, erlaeuterte Sumaye. “Wir
muessen sehr aufmerksam sein, sonst laufen wir Gefahr, mit
[Hunger-] Problemen konfrontiert zu werden, die noch dramatischer
sind als die Umweltzerstoerung. Jeder Staat muss also die
entsprechenden politischen Weichen stellen und dabei von
denjenigen lernen, die die ersten Schritte schon getan haben.”

Die weltweite Umweltverschmutzung verursache negative
Klimaveraenderungen mit Ueberschwemmungen, Duerrekatastrophen,
Hunger und Wuestenbildung als Folge, so Sumaye. Der Politiker
verwies darauf, dass die Auswirkungen in armen Laendern staerker
zum Tragen kaemen, da die Menschen dort ihre Lebensgrundlage
primaer aus der Natur schoepften und somit direkt vom Klima
abhaengig seien.

Auf die Frage, wie der LWB und andere Religionsgemeinschaften zum
Umweltschutz beitragen koennten, erklaerte der tansanische
Politiker, die Zusammenarbeit in der Interreligioesen Initiative
fuer Frieden in Afrika (IFAPA), in deren Kommission er mitwirke,
sei sehr hilfreich.

Sumaye beschrieb die Verflechtung der Umwelt- mit der
Hungerproblematik, die sich gegenseitimitunter die Folgen fuer die Gemeinwesen vor Ort verschaerften.
So seien arme Menschen gezwungen, Waelder abzuholzen, um
Brennholz oder Holzkohle zu gewinnen. Sie wandelten ausserdem
Waldflaechen in Ackerland um, wenn ihre alten Felder unfruchtbar
wuerden und sie sich keine Duengemittel leisten koennten.
Insgesamt liessen langfristig die Ertraege nach, die Menschen
wuerden aermer und die Umweltzerstoerung verschaerfe sich.

>Neue politische Ansaetze

In seinem Vortrag nannte Sumaye das Fehlen leistungsfaehiger
Technologien als einen Faktor, der die internationale
Wettbewerbsfaehigkeit des Kontinents beeintraechtige. Auch mit
Erlangung der Unabhaengigkeit setze sich in Afrika das Wettrennen
um Rohstoffe, um Oel, Mineralien, Edelsteine, Holz, fruchtbares
Land und Fischfanggebiete fort. Es beschleunige sich aus seiner
Perspektive noch, seit China sich daran beteilige.

Auf die Anfrage Erzbischof Nemuel Babbas von der Lutherischen
Kirche Christi in Nigeria, wie sich die Praesenz Chinas in Afrika
ueber die kommenden 40 Jahre auswirken werde, bezeichnete Sumaye
das Engagement Chinas in Afrika als Segen, da es fuer “positiven
Wettbewerb” sorge.

Er betonte, saemtliche Grundsaetze und rechtlichen Regelungen,
die Entwicklungsfragen betreffen, muessten dringend ueberprueft
und so umgestaltet werden, dass sie die Entwicklung des
Privatsektors und private Investitionen unterstuetzen und
foerdern.

In einer Reaktion auf Sumayes Beitrag verwies Erzbischof Anders
Wejryd von der Schwedischen Kirche auf die Notwendigkeit, eine
Gesellschaft zu schaffen, in der “Raum ist fuer Reflexion,
gemeinsames Handeln wie auch Fragen und Diskussionen”.

Es sei wichtig, so Wejryd, dass die Menschen aus wohlhabenderen
Gesellschaften sich bewusst machen, dass Umweltzerstoerung und
Klimawandel nicht zu Argumenten gemacht werden duerften, die
denjenigen schaden, die zu der Zerstoerung kaum beigetragen
haben.

In einer weiteren Reaktion verwies Sindisiwe Ndelu von der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Suedlichen Afrika, amtierende
Vorsitzende des Programmausschusses fuer Kommunikationsdienste,
darauf, dass die neu entstehenden Marktchancen in Afrika
intensiver diskutiert werden muessten. (753 Woerter)

>*       *       *

An der Ratstagung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Arusha
(Tansania) nahmen knapp 80 VertreterInnen von
LWB-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen teil. Darueber
hinaus waren rund 95 weitere Teilnehmende registriert, darunter
DolmetscherInnen, Gaeste, Mitarbeitende des LWB,
PressevertreterInnen und Stewards. Der 49-koepfige LWB-Rat fuehrt
zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden
Vollversammlungen die Geschaefte des Weltbundes. Er tagt alle 12
bis 18 Monate. Der aktuelle Rat wurde waehrend der Zehnten
LWB-Vollversammlung im Juli 2003 im kanadischen Winnipeg
gewaehlt. Der Rat besteht aus dem Praesidenten, dem Schatzmeister
sowie Geistlichen und Laien, die ihre Regionen repraesentieren. 

Die gastgebende Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania (ELKT)
ist die zweitgroesste lutherische Kirche in Afrika. Zu den 20
Dioezesen der ELKT gehoeren rund 4,6 Millionen Mitglieder. Die
viertgroesste lutherische Kirche weltweit gehoert seit 1964 zum
LWB. Leitender Bischof der Kirche ist Alex G. Malasusa.

Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Buero fuer
Kommunikationsdienste ueber den Mobilfunk-Anschluss: +255/713-480
216.

>*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund 68,3 Millionen
ChristInnen in 78 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere HiMissions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit “LWI”
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 

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